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Schwarze Pest aus Indien

Schwarze Pest aus Indien

Titel: Schwarze Pest aus Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Sarg-Fan nach Hause?“
    „Harry liegt seit gestern abend im
Krankenhaus. Er ist krank.“
    Knobel starrte sie an. Seine Augen
zogen sich zu Schlitzen zusammen. „Ist das auch wahr? Oder willst du mich
reinlegen?“
    „Sie können dort anrufen.
Albert-Schröder-Krankenhaus, Innere Abteilung, Zimmer 211.“
    „Hm.“ Knobel fummelte an seinem Ohrring
herum. „Will’s mal glauben. Also: Wo ist das Telefon?“
    Beate deutete zu dem Schreibtisch in
der Ecke, auf dem sich ein Stapel Zeitungen türmte. Er verdeckte den Apparat.
Knobel nickte, sah auf seine Armbanduhr, überlegte.
    „Erst mal habe ich jetzt Hunger. Du
bist sicherlich eine hervorragende Hausfrau. Zeig mal, was die Speisekammer zu
bieten hat!“
    „Ich habe Sie nicht eingeladen, Herr
Knobel.“
    „Egal! Hunger habe ich trotzdem.“
    Er griff in einen der Kartons,
schraubte ein Pillenröhrchen auf und schüttete drei blaßrote Kapseln auf den
Handteller.
    Ohne nachzutrinken, schluckte er die;
und sein Grinsen wurde breiter und fester.
    „Los, in die Küche, Oma!“
    Die 66jährige mußte sich fügen.
    Sie gingen hinunter.
    Bevor Knobel in die — straßenseitig
liegende — Küche trat, befahl er seiner Gefangenen, die Jalousien
herabzulassen.
    Es war eine große Küche mit Eßtheke an
der Seite, denn Harry — wie gesagt — konnte sich Tag für Tag den Ranzen füllen,
als wäre er ein Vielfraß-Artist.
    „Bring mir ein Bier!“ verlangte Knobel.
„Und was Feines für mein Leckermaul.“
    Er öffnete den mannshohen Eisschrank.
„Was ist das?“ Er wies auf eine Terrine.
    „Entenpastete.“
    „Selbstgemacht?“
    „Ich bin Vorsitzende im hiesigen
Feinschmecker-Kochclub. Französische Küche ist unsere Spezialität.“
    Knobel nahm die Terrine heraus.
    Beate mußte ihm ein großes Stück auf
den Teller legen.
    Der Ganove griff zur Gabel und aß.
    „Nun?“ fragte Beate erwartungsvoll.
„Ich habe nämlich noch nicht gekostet. Wegen meiner Galle darf ich so fett
nicht essen.“
    „Da entgeht dir was, Oma. Vorzüglich!
Und ich verstehe was von Fleischpasteten. Noch ein Stück. Los, los!“
    „Harry war gestern abend auch ganz
begeistert. Was da fehlt, hat er alles ganz allein gegessen.“
    „Das nehme ich ihm übel. Weil mir das
jetzt fehlt.“
    Knobel aß. Beate hatte ihm das Bier
gebracht. Weder sie noch sonst jemand ahnte zu dieser Zeit, daß die
Entenpastete die Ursache war für Harry Neumeiers Zusammenbruch, für seine fast
tödliche Vergiftung. Denn die Pastete — obwohl köstlich bereitet — enthielt
verdorbenes Fleisch.

12. Schlimme Entdeckung
     
    Es war bedauerlich, ließ sich aber
nicht ändern: die hermetische Abriegelung jenes Teils von
Vierlingsstetten-Oberwurz, in dem Knobel sich vermutlich versteckte, wurde
aufgehoben.
    Tims Gesicht war ein einziger Vorwurf.
Mit gleicher Miene schlossen seine Freude sich an.
    „Es geht nicht anders“, sagte Kommissar
Glockner. „Im Stadion, wie ihr sicherlich wißt, wurde eben das Spiel gegen die
holländische Nationalmannschaft angepfiffen. 22 000 Fans sind angereist — Fans,
um nicht zu sagen: Randalierer, Chaoten. Dort wird jeder unserer Leute
gebraucht. Es ist schon ein Wunder, daß ich diesen Einsatz hier durchziehen
konnte — und mit mehr als zehn Kollegen.“
    „Ich habe 23 gezählt“, sagte Tim. „Ohne
die Ärzte. Hier abriegeln, die Häuser durchkämmen, die Gärten ausleuchten, die
Bullenweide im Auge behalten — und wir hätten Knobel.“
    Glockner nickte. „Aber das andere ist
wichtiger.“ Er winkte seinem Assistenten Christopher Beherztsein, der ihm erst
seit kurzem zugeteilt war.
    „Christopher, legen Sie den
Bereitschaftskoffer in meinen Wagen. Sie bleiben hier. Wir fahren zu Dr.
Heilmann.“
    Die TKKG-Bande stieg in die Sättel und
rollte voraus.
    Tim spähte hierhin und dorthin in die
nachtdunklen Gärten, hoffte auf einen Zufallstreffer, hatte aber kein Glück.
    Knobel — wo auch immer er steckte —
hielt sich erfolgreich verborgen.
    Beim Heilmann-Anwesen hatte sich nichts
verändert.
    Tim kletterte durch das geknackte
Fenster hinein, machte Licht, fand eine Nebentür, an der innen der Schlüssel
steckte, und ließ die anderen ein.
    Tim zeigte die Besenkammer.
    „Knobel hat sicherlich dort hinter dem
Treppenvorsprung gelauert. Ausgerechnet in die Besenkammer mußte ich mich
verirren. Einen größeren Gefallen konnte ich ihm nicht tun.“
    Im Warte- und Annahmeraum der Praxis
war nichts ungewöhnlich. Auch im Labor hatte Knobel nichts angerührt. Anders

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