Schwarze Piste
Bild. »Franziska Michalski, die Tote auf dem Foto«, sagte Janette schließlich.
»Sehr gut! Franziska Michalski.« Kreuthner schob sich das letzte Stück Leberkässemmel in den Mund, kaute bedächtig und ließ seine Worte wirken.
Wallner nahm das Bild in die Hand. »Das Foto ist nicht aus der Akte, richtig?«
»Korrekt«, sagte Kreuthner und wischte sich die Semmelkrümel vom Pullover.
»Wo ist es dann her?«
»Tja – jetzt wird’s interessant, gell?«
»Ja«, sagte Wallner. »Jetzt wird’s interessant.«
Kreuthner lächelte in die Runde, was mit seinem lädierten Gesicht ein bisschen albern aussah, und kostete den Augenblick des Triumphs in seiner ganzen Herrlichkeit aus. »Das Bild stammt aus dem Haus von Baptist Krugger. Und wie’s der Zufall will, hat der Bursche da überall Bilder von der Frau rumhängen. Ich bin saugut, oder?«
»Du bist da nicht eingebrochen?«
»Wenn du keinen Durchsuchungsbeschluss herbringst – was soll ich machen?«
»Hat dein buntes Gesicht was mit dem Einbruch zu tun?«
»Das ist, wie gesagt, mein Privatvergnügen. Beschaff an Beschluss, und nimm den Krugger hoch.«
»Gut. Dafür brauch ich ein paar Informationen.«
»Du bist so ein Beamtenarsch. Was brauchst du denn noch für Informationen?« Kreuthner wies auf das Foto der Frau.
»Ich muss auf alle Fragen von Tischler antworten können. Sonst wird das nichts mit dem Beschluss. Frage eins: Du bist eingebrochen?«
»Ja.«
»Da kommt man so ohne weiteres rein?«
»Du musst einen Code eingeben.«
»Und den hast du gewusst?«
»Der liegt neben der Tür in einem Holzstoß.«
Wallner sah Kreuthner sehr zweifelnd an. »Ist Herr Krugger wirklich so dämlich?«
»Dämlich, nachlässig, schlampig. Keine Ahnung. Jedenfalls war da der PIN -Code.«
»Hat dich jemand gesehen?«
»Nein.« Kreuthner zögerte. Wallner gab ihm mimisch zu verstehen, dass er bei der Wahrheit bleiben solle. »Net direkt.«
»Was heißt das?«
»Die wo mich gesehen haben, werden’s net ausplaudern.«
»Wie kommst du da drauf?«
Kreuthner schwieg.
»Sind das die Gleichen, die dir die Faschingsmaske verpasst haben?«
»Das waren zwei Typen von am Security-Dienst. Die ham anscheinend Anweisung, keine Polizei zu holen. Dafür dann halt … so.«
»Verstehe. Tut mir leid.« Wallner legte Kreuthner die Hand auf die Schulter. »Soll nicht umsonst gewesen sein.« Er wandte sich an alle anderen. »Seid so gut und lasst mich alleine. Ich hab ein schwieriges Telefonat zu führen.«
Tischler hatte gerade eine desaströse Beweisaufnahme in einem wichtigen Fall gehabt und war übelster Laune, als Wallner ihn im Büro anrief. »Wie lief’s bei der Sache mit dem U-Bahn-Überfall?«
»Hervorragend. Von drei sogenannten Zeugen konnte sich keiner mehr erinnern, wer zuerst zugeschlagen hat. Wegen diesen drei Idioten hab ich Anklage erhoben. Ich rate Ihnen dringend, mir was Gutes zu berichten.«
»Haben Sie von mir je was anderes gehört?«
»Also?«
»Wir wissen wahrscheinlich, wo die tote Frau auf den Fotos abgeblieben ist.«
»Was soll ich mir unter ›wahrscheinlich wissen‹ vorstellen?«
»Nun – wir wissen es. Müssten unser Wissen aber noch beweiskräftig machen.«
»Wo ist die Frau abgeblieben?«
»Es führt eine Spur zu Baptist Kruggers Haus.«
»Moment, Moment! Krugger? Ist das nicht der, der sich beim Landrat beschwert hat?«
»Das war sein Vater. Wir hatten hier einen etwas übereifrigen Kollegen. Aber das ist inzwischen geklärt. Die Sache ist natürlich nicht ganz ohne. Aber was wir wissen, ist verdammt sicher.«
»Was wissen Sie denn genau?«
»Dass Herr Krugger in einem Haus, von dem nicht einmal seine Eltern etwas wussten, etliche Fotos der Verschwundenen hat. Unser Informant spricht von so etwas wie einem Altar.«
»Und wo hat der Informant seine Erkenntnisse her?«
»Er war im Haus.«
»Wurde er von Herrn Krugger eingeladen?«
»Kann man so nicht sagen. Er hat sich eigenmächtig Zutritt verschafft.«
»Sagen Sie bitte nicht, dass der Informant Polizeibeamter ist.«
»Ja und nein. Er ist in der Tat Polizeibeamter. Allerdings war er es nicht zu der Zeit, als er dieses Haus, ich sag mal, besuchte. Da war er nämlich vom Dienst suspendiert. Sollte es in der Verhandlung auf das Thema kommen, wird es jedenfalls keinen Zweifel daran geben, dass der Informant als Privatmann gehandelt hat. Natürlich gegen meinen Willen und mit meiner ausdrücklichen Missbilligung.«
»Aber da wir die schmutzig erworbenen
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