Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Piste

Schwarze Piste

Titel: Schwarze Piste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
Vom Netzwerk:
mir sicher, er hat einen fertigen Plan gehabt. Vielleicht seit Jahren schon. So eine fixe Idee, die einen nicht mehr loslässt. An dem Abend hatte er sich entschlossen, den Plan in die Tat umzusetzen. Ich war mir so sicher. Deshalb wollte ich noch einmal mit ihm reden und bin bei seiner Bank vorbeigefahren. Ich wollte ihm in die Augen sehen, wissen, ob er mir was vormacht. Aber er war nicht da. Hatte sich eine Woche freigenommen. Das kam mir komisch vor, vielleicht auch nur meine übliche Paranoia. Jedenfalls hab ich so aus einer Eingebung heraus bei Annette in der Schule angerufen. Da hieß es, sie sei eine Woche krankgeschrieben. Und Sophie war nicht auf dem Hof. Sollte erst am Abend wiederkommen. Da hab ich das erste Mal konkret Verdacht geschöpft.« Leberecht tauchte ein Stück Spritzgebäck in ihren Kaffee und steckte es in den Mund.
    »Haben Sie Herrn Immerknecht noch einmal drauf angesprochen?«
    »Ja. Nach seinem sogenannten Urlaub. Ich bin in die Bank und hab ihn zur Rede gestellt. Er ist fast ausgeflippt, dass ich direkt Kontakt mit ihm aufnehme. Er war überhaupt extrem nervös und hat natürlich abgestritten, dass sie irgendwas hinter meinem Rücken gemacht hätten. Aber er hat gelogen. Da bin ich mir sicher.«
    »Was glauben Sie, warum wollten die anderen Sie nicht dabeihaben?«
    »Dafür gibt’s viele Gründe. Eifersucht bei Annette. Angst bei Jörg, dass ich ihm die Sache aus der Hand nehme. Ich kann sehr bestimmend sein. Mein Spitzname war nicht umsonst Stalin. Es kann auch sein, dass sie mir schon immer misstraut haben. Ich weiß es nicht. Man wird paranoid, wenn man über Jahre einen Undercover-Job macht. Vielleicht war ich ihnen auch nur unheimlich, und sie wussten nicht, wie sie mich einschätzen sollten.«
    »Hätten Sie mitgemacht?«
    Leberecht fingerte sich noch ein Plätzchen vom Teller und betrachtete es. »Glaub schon. Ja, ich hätte wohl mitgemacht.« Sie lächelte Wallner gewinnend an. »Bin ja nicht mehr im Dienst.«
    »Außer Ihrem Bauchgefühl – gab es irgendeinen konkreten Hinweis für ein Verbrechen?«
    »Allerdings. Deswegen bin ich vor kurzem an meine Freunde, sagen wir mal, wieder herangetreten. Wir unterstützen alle seit ewigen Zeiten so eine Kooperative in Nicaragua. Ich schick einmal im Jahr Geld hin, und die schicken mir ein paar Fotos und ein Dankesschreiben. Vor ein paar Monaten war es wieder so weit. Ich krieg also die Fotos. Und sehe, dass da ein Krankenhaus mit eigenem Stromgenerator und richtigem OP gebaut wurde. Das wollten sie schon seit fünfundzwanzig Jahren. War aber nie Geld da. Das hat mich neugierig gemacht, und ich ruf den Leiter der Kooperative an. Den kenne ich noch persönlich von unseren damaligen Besuchen. Und der sagt mir, es sei eine Spende eingegangen. Mehrere hunderttausend Euro. Und das schon im dritten Jahr in Folge. Die Spende sei anonym. Aber Señor Immerknecht sei mal da gewesen und habe sich nach dem Baustand erkundigt. Und da hätten sie ihn gefragt, ob das Geld von ihm kommt. Er hätte zwar nicht ja gesagt, aber es auch nicht bestritten. Hätte nur ganz großkotzig gesagt, er möchte nicht über Geld reden. Da war mir klar, was Sache ist.«
    »Sie glaubten also, Ihre Freunde hätten einen Kunden von Herrn Immerknechts Bank um viel Geld erleichtert, und jetzt wollten Sie Ihren Teil abhaben?«
    »Darauf möchte ich im Augenblick nicht weiter eingehen. Ich denke, es ist auch nicht relevant für Sie.«
    »Ganz so ist es nicht. Es besteht ja die abstrakte Möglichkeit, dass Sie das Geld bekommen und die Zeugen Ihrer Erpressung beseitigt haben.«
    »Abstrakt, wie Sie richtig sagen. Glauben Sie, einer von denen hätte mich angezeigt? Ging ja wohl schlecht, wenn sie das Geld vorher geklaut haben.«
    »Weiß man’s? Aber gut, lassen wir das mal offen. Die Frage, die mich beschäftigt, ist: Was haben Ihre Freunde denn eigentlich gemacht? Mit anderen Worten: Wie sind die an das Geld gekommen? Und wer war dieser Bankkunde, dem sie es abnehmen wollten?«
    »Das habe ich leider nicht herausbekommen. Ich nehme an, Sie haben da bessere Möglichkeiten.«
    »Wir haben recherchiert, welche Delikte in dem betreffenden Zeitraum zur Anzeige gekommen sind – in der entsprechenden Größenordnung. Da war leider nichts dabei, was auch nur annähernd passen würde.«
    »Vielleicht wurde es nie angezeigt.«
    »Wäre ungewöhnlich.«
    »Vielleicht haben die den Kunden um Schwarzgeld erleichtert.«
    »Habe ich mir auch schon überlegt. Aber anscheinend hatte der

Weitere Kostenlose Bücher