Schwarze Piste
Informationen nun mal haben …«
»… können wir sie nicht ignorieren. Sehr richtig.«
»Früchte des verbotenen Baums nennen die amerikanischen Gerichte das.«
»Wenn mich meine bescheidenen Rechtskenntnisse nicht trügen, wenden deutsche Gerichte diese Doktrin nicht an. Außerdem: Gilt die überhaupt für die illegale Beschaffung von Beweismitteln durch Privatpersonen?«
»Wir gleiten ins Theoretische ab. Was wird denn rauskommen, wenn wir das Haus durchsuchen?«
»Der Bursche hat Dreck am Stecken. Das ist ziemlich klar. Sonst würde er nicht so ein Geheimnis um das Haus machen. Wenn wir Glück haben, finden wir Hinweise auf den Verbleib der Toten, und vielleicht liefert uns Krugger das Puzzlestück, das wir brauchen, um den Hintergrund der Morde zu verstehen.«
»Und wenn’s schiefgeht?«
»Dann bleiben wir beim üblichen Verfahren. Die Polizei hat’s vergeigt.«
»Ist ja dann auch so.«
»Darf
ich
mit den Reportern reden, wenn’s gutgeht?«
»Ich besorg Ihnen den Beschluss. Aber fangen Sie nicht an, bevor ich da bin.«
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62
D er Zufahrtsweg war vollgeparkt mit Polizeifahrzeugen, teils mit Blaulicht. Auf den benachbarten Bauernhöfen standen sie mit Feldstechern und versuchten herauszubekommen, was in dem seltsamen Haus passierte. Schnell machten die Gerüchte ihren Weg von Warngau über Darching bis Weyarn. Von mehreren Kinderleichen bis zur islamistischen Sekte gab es einen bunten Strauß von Vermutungen über den Anlass des Polizeieinsatzes.
Baptist Krugger war anwesend, mit ihm ein befreundeter Rechtsanwalt, der von Strafprozessrecht anscheinend wenig Ahnung hatte und sich in unsinnigen Drohungen erging, die bei den arbeitenden Beamten allenfalls Kopfschütteln bewirkten. Wallner und Janette standen mit Krugger, seinem Anwalt und Staatsanwalt Tischler vor dem Haus. Innen wären sie Tina, Oliver und den anderen Spurensicherern im Weg gewesen. Tina brachte eine Mappe mit Fotos, auf denen die verschwundene Franziska Michalski zu sehen war, teilweise zusammen mit Krugger. Sie wurden Krugger gezeigt.
»Wer ist die Frau?«, fragte Tischler, der großen Gefallen an der Aktion gefunden hatte.
»Eine ehemalige Freundin.«
»Du sagst jetzt gar nix mehr. Die versuchen nur, dass du irgendwas sagst, was sie dann gegen dich verwenden können«, mischte sich der Anwalt ein.
Wallner betrachtete Krugger. Sein Gesicht hatte die Farbe von verdorbenem Fisch, er schwitzte trotz der Kälte, und die Ringe um seine Augen zeugten von schlaflosen Nächten. Krugger war psychisch am Ende. »Sie müssen nichts sagen. Sie können die Aussage verweigern. Aber meiner Einschätzung nach sind Sie in einer Situation, in der Sie nur gewinnen können, wenn Sie mit uns zusammenarbeiten. Ich meine, Sie wissen am besten, was wir hier noch alles finden werden.«
»Ich weiß überhaupt nicht, was Sie eigentlich wollen«, versuchte der Anwalt, sein Honorar zu rechtfertigen. »Die Frau ist verschwunden. Na gut. Möglicherweise hat Herr Krugger sie gekannt. Möglicherweise.«
»Er hat gerade vor Zeugen gesagt, dass sie eine Freundin war«, wies Tischler den Anwalt darauf hin, dass er heiße Luft produzierte.
»Wie auch immer. Aber das besagt alles überhaupt nichts.
Überhaupt
nichts!«
Wallner schätzte Strafverteidiger, die ihr Fach verstanden. Die hielten sich an die Maxime: Gib zu, was man dir ohnehin beweisen kann. Leute wie dieser Mensch, dessen Namen Wallner bereits vergesssen hatte, kosteten nur Zeit, und ihren Mandanten brachten sie allenfalls Ärger ein. »Hören Sie zu: Diese Fotos wurden im Juni 2008 aufgenommen.« Wallner verwies auf die Rückseite eines der Bilder, wo das Aufnahmedatum festgehalten war. »Nicht lang davor wurde Franziska Michalski das letzte Mal von einer Zeugin gesehen.«
»Was, glauben Sie, wird ein Gericht daraus schließen«, schwang sich Tischler wieder zum Herrn des Ermittlungsverfahrens auf. »Selbst wenn wir die Leiche nicht finden – und ich nehme an, dass Sie sie irgendwie entsorgt haben –, selbst ohne Leiche sieht es ziemlich finster für Sie aus.«
»Die haben nichts in der Hand. Gar nichts«, nölte der Anwalt.
»Was reden Sie für einen Unsinn? Es sind Leute aufgrund von deutlich weniger Beweisen verurteilt worden. Haben Sie eigentlich jemals einen Strafprozess geführt?«
»Wenn Sie jetzt persönlich werden, brechen wir die Sache sofort ab. Das müssen wir uns nicht bieten lassen.«
»Ich weiß nicht, was Sie abbrechen wollen. Die Hausdurchsuchung jedenfalls nicht.
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