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Schwarze Piste

Schwarze Piste

Titel: Schwarze Piste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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nach Suizid aus.« Oliver wechselte ins Hochdeutsche, was er immer tat, wenn er Dienstliches mitzuteilen hatte. »Was mich etwas irritiert, ist das hier. Hab ich in der Brieftasche der Toten gefunden.«
    Er reichte Wallner einen kleinen Plastikbeutel, in dem sich ein Foto befand. Wallner betrachtete das Foto, klemmte es unter den Arm, um seine Brille zu putzen, betrachtete es erneut und ging schließlich ein paar Schritte vor, um das Bild ins Halogenlicht zu halten. Die anderen folgten ihm. Auch sie wollten sehen, was Oliver entdeckt hatte. Lange sah Wallner auf das Foto, das er schließlich an die anderen weitergab. »Was um alles in der Welt ist das?«
    Oliver zuckte mit den Schultern. »Schätze, das, wonach’s aussieht. Irjendwie gruselich, wa?«
    »Ja«, sagte Wallner. »Da wird’s mir gleich noch kälter.«

[home]
    11
    D aniela Kramm saß noch immer mit starrem Blick auf der Holzbank im Eingangsbereich der Talstation. Ihre Hände zitterten, als sie sich in ein Papiertaschentuch schneuzte und Tränen aus den Augen wischte. Kreuthner stand mit gesenktem Kopf neben ihr und sagte, es tue ihm leid, das mit ihrer Schwester. Die Angesprochene machte nicht den Eindruck, als habe sie Kreuthner gehört.
    Wallner kam dazu. Auch er sagte, es tue ihm leid. »Sind Sie in der Lage, mir Fragen zu beantworten? Wenn nicht, fahren wir Sie nach Hause oder in ein Hotel und befragen Sie morgen.«
    Durch Daniela Kramm ging ein Ruck, als habe sie einen leichten elektrischen Schlag bekommen. Sie sah Wallner ausdruckslos an, überlegte, schüttelte schließlich den Kopf und wischte einen Rest Feuchtigkeit aus den Augenwinkeln. »Es geht schon.«
    Wallner setzte sich auf einen Klappstuhl und bedeutete Janette und Mike, sich dazuzusetzen. Auch Kreuthner wurde eingeladen. Doch der blieb stehen und lehnte sich an das Geländer der Treppe, die zu den Seilbahngondeln führte.
    »Sie heißen Daniela Kramm und sind die Schwester der verstorbenen Sophie Kramm?« Sie nickte. »Wie es aussieht, hat sich Ihre Schwester das Leben genommen. Gab es irgendwelche Anzeichen dafür, dass sie aus dem Leben scheiden wollte?«
    Daniela Kramm schüttelte den Kopf. »Sie hat sich nicht umgebracht.«
    Wallner studierte Daniela Kramms Gesicht und versuchte abzulesen, ob sie einfach nicht wahrhaben wollte, was offensichtlich war, oder ob ihre Einschätzung einen rationalen Grund hatte. Es lag mehr Wut als Verzweiflung in ihrem Gesicht, weshalb Wallner die zweite Möglichkeit für wahrscheinlicher hielt. »Was macht Sie so sicher?«
    »Das ist nicht ihre Art.«
    »Was genau?«
    »Wegzulaufen. Sie hätte uns nie im Stich gelassen.«
    »
Uns
ist Ihre Familie?«
    »Die Tiere und mich. Wir haben einen Gnadenhof. Sophie hat gewusst, dass ich das nicht alleine schaffe. Das hätte sie uns nie angetan.«
    »Ihre Schwester hat also nie etwas angedeutet? Sie war auch nicht depressiv oder hat mal gesagt, dass ihr alles zu viel wird, dass sie nicht mehr will?«
    »Nein.« Daniela Kramm wischte neue Tränen aus ihren Augen, ihre Stimme bebte. »Natürlich, sie hat sich oft Sorgen gemacht, wie es weitergeht. Es war jeden Monat ein Kampf, bis wir wieder das Geld für den Hof zusammenhatten. Aber sie hätte sich nie umgebracht.«
    »Hätte jemand einen Grund gehabt, Ihre Schwester umzubringen?«
    »Es gibt genug Verrückte.«
    Wallner gab Daniela Kramm noch ein paar Sekunden. Aber mehr sagte sie nicht.
    »Wir müssen das Ergebnis der Obduktion abwarten. Dann wissen wir mehr darüber, wie Ihre Schwester gestorben ist.« Wallner dachte einen Moment nach, schien unschlüssig. »Wir haben etwas in der Jacke Ihrer Schwester gefunden. Ein Foto.« Er zog das Foto, das Tina bei der Leiche gefunden hatte, aus seiner Daunenjacke. Es steckte noch in der Plastikhülle. »Was auf dem Foto abgebildet ist, ist ziemlich … verstörend. Ich möchte trotzdem, dass Sie sich das Foto ansehen. Wenn Sie wollen, können wir das aber auch morgen machen, wenn es Ihnen etwas bessergeht.«
    »Was ist auf dem Foto drauf?«
    »Eine Leiche.«
    Daniela Kramm überlegte eine Weile. »Zeigen Sie mir das Foto.«
    Wallner reichte es ihr. Sie warf einen kurzen, aber nicht flüchtigen Blick darauf. Auf dem Bild war eine halbverweste Leiche zu sehen, die in einer Art Grab lag. Es sah aus, als habe jemand die Leiche exhumiert. An einigen Stellen, an denen die Haut dünn war, kam der blanke Knochen durch. Soweit man erkennen konnte, hatte die Leiche lange Haare und war mit einem Rock bekleidet. Außerdem befand

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