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Schwarze Piste

Schwarze Piste

Titel: Schwarze Piste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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Tages die Skifahrer mit rumpelnden Schritten zu den Gondeln schleppten. Auf ihren von der Kälte geröteten Wangen waren Spuren getrockneter Tränen; sie starrte das Treppengeländer an. Die Dame vom KIT schien nicht zu ihr durchzudringen.
    Mike war von einem anderen Einsatz direkt nach Rottach gefahren und traf in der Talstation Janette, die mit Oliver und Tina telefonierte. Die beiden Spurensicherer waren schon bei der Leiche. Eine Schneeraupe hatte sie zum Fundort gebracht.
    »Servus, Janette! Was machen wir zwei heut Abend?«, bellte Mike, als er Janette sah.
    »Im Schnee rumstehen. Die Tina und der Oliver sind schon oben. Der Kreuthner ist auch wieder raufgefahren.«
    »Wer ist sie?« Mike deutete auf Daniela, nachdem er ihr zur Begrüßung zugenickt, aber keine Reaktion erhalten hatte.
    »Zeugin. Die hat zusammen mit dem Kreuthner die Leiche gefunden, wenn ich das richtig verstanden habe.«
    »Schaut net vernehmungsfähig aus.« Mike klang eher besorgt als zynisch. Janette zuckte mit den Schultern.
    »Wo ist der Kollege Wallner?«
    »Der Clemens ist nach Hause gefahren. Muss irgendwas mit der Vera besprechen.«
    »Der lässt uns hier völlig unbeaufsichtigt herumpfuschen?«
    »Vor einem Jahr noch undenkbar.«
    Mike nickte und dachte darüber nach, wie Kinder einen Menschen veränderten, als ein Luftzug von der Eingangstür kam.
    »Da schau mal, da ist die Janette und der Onkel Mike«, sagte eine vertraute Stimme. Katja kam mit erhobenen Händchen durch die Tür, was daran lag, dass ihr Vater sie zwischen seinen Beinen vorsichtig hereinführte.
    »Ich glaub das nicht«, sagte Mike zu Janette und wandte sich dann an Katja. »Ja, Spatzele – komm mal her!« Das in dicke Winterkleidung gepackte Mädchen stolperte zu Mike, der es auf den Arm nahm. »Bist jetzt völlig verblödet?«, sagte er, an Wallner gewandt. »Du kannst doch das Kind nicht mitnehmen.«
    »Die Vera war noch nicht da. Na ja – da hab ich gedacht, ich schau mal schnell vorbei. Von zu Hause aus kann ich euch so schlecht auf die Finger schauen.«
    »Du willst die Kleine aber nicht nach oben zu der … zum Fundort mitnehmen, oder?« Janette hatte Katja einen ihrer Finger überlassen.
    »Irgendjemand wird doch hier unten die Stellung halten?«
    Wallner sah sich um und bemerkte Daniela Kramm. Er nickte ihr zu, sie sah durch ihn hindurch, die Augen dunkel gerändert und gerötet, der Mund halb offen.
    »Ich bleib hier«, sagte Mike. »In Gesellschaft von zwei Frauen halt ich das gut aus. Vor allem, wo sie extra wegen uns die Heizung eingeschaltet haben.«
    Wallner nickte wehmütig bei dem Gedanken, den geheizten Raum verlassen zu müssen.
    »Hast du nur die dünne Daunenjacke?«
    Wallner sah Mike verärgert an. »Du spinnst wohl. Das ist die wärmste Daunenjacke, die du für Geld bekommen kannst.«
    »Ich mein ja nur. Hat minus fünfzehn Grad da oben.« Mike lächelte zufrieden in sich hinein und fasste Katja an die Nase. »Gell, Spatzele. Wir beide machen’s uns hier gemütlich, während der arme Papa raus in die böse Kälte muss.«
     
    Fette, weiße Flocken sanken im Lichtkegel der Halogenlampen nach unten, der Dieselmotor der Schneekatze dröhnte durch den Bergwald. Wallner zog sich die Mütze ins Gesicht. Es nützte nichts. Der Schnee fand seinen Weg auf die Brille, schmolz, rann die Gläser hinunter und raubte Wallner die Sicht. Er wollte Janette Fragen stellen, hätte aber schreien müssen und entschied, lieber den herabfallenden Schnee zu betrachten. Auch ohne Brille war er schön anzusehen. Es hätte eine vollkommene Winternacht sein können.
    »Was wissen wir über die Tote?«, fragte Wallner, als er hinter Janette durch den Neuschnee die letzten fünfzig Meter zum Fundort stapfte. Dort, mitten im Wald, hatte die Feuerwehr einen 500 -Watt-Halogenstrahler aufgestellt, der die Szenerie in gleißend hartes Licht tauchte.
    »Die Frau heißt Sophie Kramm, neunundvierzig Jahre alt, Sozialpädagogin. Hat aber nicht in ihrem Beruf gearbeitet, sondern einen Gnadenhof in Riedern betrieben.«
    »Wo ist das noch gleich?«
    »Zwischen Moosrain und Waakirchen. Da gibt’s an Haufen vereinzelt gelegene Höfe.«
    »Und wer ist die Frau in der Talstation?«
    »Ihre Schwester. Daniela Kramm.«
    »Hattet ihr die schon verständigt?«
    »Nein. Die hat ihre Schwester gefunden.«
    »Ich denk, die hat der Kreuthner beim Skifahren gefunden?«
    »Ja, auch. Aber diese Daniela Kramm war dabei.«
    »Der Kreuthner war mit der Frau Ski fahren und entdeckt die Leiche

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