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Schwarze Piste

Schwarze Piste

Titel: Schwarze Piste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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anscheinend hatte er sich geirrt. Die Frau wirkte jetzt nachdenklich und irgendwie schuldbewusst auf ihn.
    »Wieso kommen S’ jetzt mit dem Scheiß an?«
    »Weil die Sache in einem Mordfall von Bedeutung ist.« Die Panik war im Gesicht der Frau abzulesen. Wer wollte schon in einen Mordfall verwickelt sein. Die Sache wurde unangenehm ernst.
    »Ich hab die Karte nicht gestohlen. Und selbst wenn – das könnten S’ mir eh net nachweisen.«
    »Das bleibt abzuwarten. Wir haben noch gar nicht angefangen zu ermitteln. Es geht uns auch nicht darum, Ihnen den Diebstahl nachzuweisen. Es geht uns um die Tasche. Wir müssen wissen, ob Sie die Tasche mit der Karte gekauft haben und was mit der Tasche passiert ist. Wenn Sie uns das sagen, besteht kein Bedarf, in der Sache weiter zu ermitteln.«
    Frau Hussvogel betrachtete die zahlreichen Ringe an ihren Händen. Wallner ließ ihr Zeit. Als sie wieder aufsah, sagte sie: »Okay, ich hab die Tasche mit der Karte gekauft. Zufrieden?«
    »Haben Sie sie noch?«
    Sie zögerte einen Moment. »Nein.«
    »Haben Sie sie an jemanden weitergegeben?«
    »Ich hab sie weggeschmissen. Beim Umzug. Da hab ich einiges zum Sperrmüll gefahren.«
    »Die Tasche hat dreihundertfünfzig Euro gekostet. Die haben Sie weggeschmissen?« Mike schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Mich hat sie gar nichts gekostet.«
    »Sie haben die Tasche zum Sperrmüll gefahren?«
    »Ja. Warum?«
    »Wissen Sie noch, ob Sie sie in den Container geworfen haben – oder ist die in den Verkauf gegangen? Die besseren Stücke werden ja wieder verkauft.«
    »Ich glaub, die wollten sie verkaufen.«
     
    Wallner und Mike schlenderten enttäuscht durch die winterlichen Gassen. Schmutziger Schnee mit Streugut lag auf den Gehsteigen, von irgendwoher kam der Geruch nach gebrannten Mandeln und Glühwein. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich auf dem Sperrmüllplatz jemand an die Tasche erinnerte oder gar daran, an wen sie verkauft wurde, lag bei null. Wenn die Tasche auf dem Foto die Tasche vom Sperrmüll war, dann waren die Ermittlungen hier zu Ende. Es sei denn, ein unglaublicher Zufall fiel, vom Himmel. Wallner blieb stehen und zog seine Mütze noch ein Stück weiter über die Ohren. »Ich hab einen dummen Fehler gemacht«, sagte er unvermittelt.
    »Nämlich?«
    »Hast du sie beobachtet?«
    »Was meinst du genau?«
    »Wie hat sie am Anfang gewirk? Als wir ihr gesagt haben, sie hätte die Karte gestohlen?«
    »Sie war ziemlich sauer.«
    »Richtig. Und das ist meistens ein Zeichen, dass sich jemand ungerecht beschuldigt fühlt.«
    »Aber sie hat es zugegeben.«
    »Da kommt mein Fehler ins Spiel. Ich hab ihr gesagt, wenn sie es zugibt, lassen wir die Sache auf sich beruhen.«
    »Du meinst, das war der schnellste Weg, um uns loszuwerden?«
    »Vielleicht.« Wallner dachte nach, eine Schwade Glühweinduft zog vorbei. »Nein«, sagte er schließlich, »da war noch was anderes. Am Ende hatte ich den Eindruck, sie hat was ausgefressen und panische Angst, dass wir es rausfinden.«
    »Passt aber nicht mit ihrem Verhalten am Anfang zusammen.«
    »Das heißt?«
    »Du redest wieder mal Unsinn.«
    »Völlig falsch. Richtige Antwort: Im Verlauf des Gesprächs ist irgendetwas passiert.«
    »Was soll da passiert sein?«
    »Ihr ist was eingefallen. Ist dir das noch nie passiert? Dass dir jemand sagt, du hast irgendwas verbockt. Und du bist überzeugt, das ist Unsinn. Das kann gar nicht sein. Und dann fällt dir ein: Scheiße, das könnte vielleicht doch sein!«
    »Ich weiß, was du meinst. Aber wenn sie die Karte geklaut hat, dann weiß die das doch. Wenn sie so was öfter gemacht hat, dann hat sie eh ein schlechtes Gewissen. Und wenn’s nur einmal war, kann sie sich mit Sicherheit erinnern.«
    »Da hast du recht. Aber vielleicht gibt es noch eine andere Möglichkeit, lass uns doch mal kurz nachdenken.«
    »Spricht was dagegen, bei einem Glühwein nachzudenken?«
    Wallner schüttelte den Kopf, und sie setzten sich wieder in Bewegung. Doch kaum waren sie zehn Schritte gegangen, blieb Mike stehen. »Letzthin hat sich ein Nachbar beschwert, ich hätte auf seinem Grundstück geparkt. Der hat ein Stück Wiese neben unserem Haus. Aber mir war klar: Der verwechselt mich, ich war das nicht. Ich weiß nämlich, dass das ein Arschloch ist, und würde mich im Traum nicht auf seine Wiese stellen. Entsprechend hab ich dem Bescheid gegeben. Er soll bloß vorsichtig sein, wenn er Lügen über andere Leute verbreitet, und wie wär’s mal mit Augenarzt und so weiter. Und

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