Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Piste

Schwarze Piste

Titel: Schwarze Piste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
Vom Netzwerk:
Rücken hatte. Nun konnte sie etwas sehen. Es war ein Mann. Er stand da in der Nacht, beschienen vom gelben Licht, produzierte Kondenswolken beim Ausatmen und hielt grinsend einen kleinen Gegenstand in der Hand. Es schien ein kleines Leinensäcklein zu sein. Und aus dem Säcklein kam das Lachen. Daniela starrte ihn an und sagte: »Spinnst du?«
    »Geh komm, des is doch total lustig«, sagte Kreuthner und ging auf Daniela zu. Er drückte auf das Säcklein, und das ordinäre Lachen verstummte. »Weißt, was des is?« Er hielt ihr das Säcklein entgegen. Daniela wusste es nicht. »Des is a Lachsack. Und zwar original einer von 1970 . Einer von die allerersten. Alles original. Bis auf die Batterien.«
    Daniela ließ das Gewehr sinken und schien zu überlegen, was sie davon halten sollte.
    »Der war bei meiner Erbschaft dabei. Im Haus vom Onkel Simon. Der war a rechter Messi. Der hat nix wegschmeißen können.«
    »Willst du auch so werden?«
    »Jetzt sei halt net so humorlos.« Er drückte auf das Säcklein, und erneut fing es ganz furchtbar dreckig an zu lachen. Kreuthner musste selbst so lachen, dass er sich nach vorn beugte und den Bauch hielt. »Auf so an Scheiß musst erst mal kommen.«
    »Kannst du’s wieder ausmachen?«
    Kreuthner machte das Säcklein aus.
    »Du hast mich total erschreckt. Ich hab gedacht, da ist wer weiß was hier draußen.«
    »Tut mir leid. Ich wollt eigentlich nur schauen, ob alles in Ordnung ist.«
    »Warum? Machst du dir Sorgen?«
    »Mei, da läuft einer rum und bringt Leut um.«
    »Der hat’s nicht auf mich abgesehen. Sonst wär ich schon längst tot.«
    »Ich denk, ich sollt vielleicht trotzdem heut Nacht hierbleiben. Was meinst?« Kreuthner lächelte Daniela so unschuldig an, wie er es nur hinbekam.
    »Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist«, sagte Daniela und polierte den Lauf ihres Jagdgewehrs mit ihrem Pulloverärmel.
    Kreuthner ging zu ihr, nahm ihr das Gewehr aus der Hand und betrachtete es anerkennend. »Was macht a Vegetarierin mit einer Jagdbüchse?«
    »Keine Sorge. Ich schieße nicht auf Tiere.«
    Sie nahm Kreuthner das Gewehr ab, bedeutete ihm, ihr zu folgen, und ging zum Haus zurück. »Du kennst die Regeln. Keine Schuhe im Haus, alles wieder da hinlegen, wo du es weggenommen hast, und keine Annäherungsversuche.«
    Kreuthner überlegte kurz, dann nickte er. »Das Dritte hab ich noch nicht gekannt, aber gut, dass mir drüber geredet haben.«
     
    Kreuthner hatte ein Bier in der einen Hand, eine Zigarette in der anderen. Sie saßen, eingehüllt in Decken, auf Campingstühlen, in einem Feuerkorb brannten Buchenscheite. Die Temperatur war auf zwanzig Grad minus gefallen und die Nacht sternenklar. Troll saß auf Kreuthners Schoß und behielt die Umgebung im Auge, ob sich nicht eine Maus nach draußen verirrte.
    »Warum bist du die ganze Zeit hier?« Daniela trank Tee, den sie aus einer Thermoskanne in eine große blaue Tasse schüttete.
    »Ich mag dich«, sagte Kreuthner.
    »Warum? Wir passen überhaupt nicht zueinander.«
    Kreuthner zuckte mit den Schultern. »Zu mir passt niemand. Ich möchte auch gar net mit wem zusammen sein, der so ist wie ich.«
    »Ich glaub nicht, dass das was wird mit uns.«
    »Da muss man net immer gleich nein sagen. Das muss man sich a Zeitlang anschauen. Und dann kann man erst sagen, ob des einen Taug hat mit uns. Ich hab da kein schlechtes Gefühl.«
    »Warum haben sie dich beurlaubt?«
    »Hab ich dir doch gesagt.«
    »Doch nicht nur, weil du ermittelt hast. Du hast doch was ausgefressen.«
    Kreuthner zuckte mit den Schultern. »Ich hab mich als Kripokommissar ausgegeben.«
    »Echt?« Daniela lächelte in sich hinein.
    »Wenn du in am Mordfall ermittelst, musst du bei der Kripo sein. Ich hab fei schon viel ermittelt. Und immer hat’s Ärger gegeben.«
    »Warum machst du’s dann?«
    »Weil ich gut bin.«
    Daniela sah zu den Sternen hinauf. »Sie wird ihre Tiere vermissen da oben.«
    Auch Kreuthner sah jetzt zum Sternenzelt und blies Rauchringe in die stille Nachtluft. »Warum Tiere? Ich mein, sie hat doch irgendwas Soziales studiert. Da macht man doch was mit Menschen.«
    »Tja, wer die Menschen kennt, liebt die Tiere.«
    »Hat sie schlechte Erfahrungen gemacht?«
    Daniela nahm die Flasche Kirschwasser, die neben ihrem Campingstuhl im Schnee steckte, und gab einen guten Schuss in die blaue Tasse. »In Wackersdorf hat sie in den achtziger Jahren mal einen Mann kennengelernt, der da auch demonstriert hat. Gegen die WAA . So ein cooler linker Typ

Weitere Kostenlose Bücher