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Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht

Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht

Titel: Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
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Ende noch Advokat war? Das Zeug dazu hatte er jedenfalls.
    „Das ist alles Unsinn“, sagte sie abwehrend.
    „Unsinn?“, meinte er kühl. „Haben Sie die Abendzeitung noch nicht gelesen? Ach ja natürlich – Sie hatten ja noch keine Zeit dazu. Nun – er hat wieder zugeschlagen, der geheimnisvolle Frauenmörder.“
    Ihre Hand krallte sich in die gepolsterte Seitenwand des Wagens.
    „Wann?“ flüsterte sie.
    Er trieb das Pferd an und knallte mit der Peitsche, dass sie zusammenzuckte.
    „Man hat sie erst heute gefunden, doch es muss gestern Abend zwischen neun und elf Uhr passiert sein. Eine junge Frau, kaum zwanzig Jahre alt, zierlich, dunkles Haar. Durch mehrere Messerstiche getötet. Und raten Sie mal, wo man sie gefunden hat.“
    Sie bekam kein Wort heraus, sondern bewegte nur hilflos die Schultern.
    „Gleich bei Ihnen vor der Tür. In der Lime Street. Ich würde mal sagen: Sie sind dem Kerl gestern Nacht nur knapp entgangen.“
    Der Wagen hielt an, doch Violet machte keine Anstalten auszusteigen, sie war am ganzen Körper starr vor Grauen. Nicholas Marlow schien ihren Zustand nicht bemerkt zu haben, denn er blickte sie auffordernd an.
    „Wir sind da, Miss Burke“, bemerkte er ungeduldig. „Falls Sie sich mein Angebot doch noch überlegen sollten – hier ist meine Karte.“
    Sie nahm das kleine Stück Papier mit zitternden Fingern und blieb steif aufgerichtet sitzen, während er den Kutschenschlag für sie öffnete. Für einen Augenblick spürte sie seine Hand auf ihrer Schulter und fuhr zusammen. Dann stieg sie hastig aus dem Wagen und lief zum Hauseingang hinüber ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Marlow wartete, bis Mary ihr geöffnet hatte, dann trieb er das Pferd an und die Kutsche rasselte davon.
    „Meine Güte, wie zerzaust du ausschaust!“, sagte Grace unzufrieden, als Violet blass und zitternd die Treppe hinauf stieg. „Mach dich ein wenig zurecht und komm in den Salon. Wir haben Gäste, meine Kleine.“
    Violet wollte Grace nicht schon wieder verärgern, deshalb ging sie in ihr Zimmer, warf die Notentasche auf die Kommode und begann mechanisch, das Kleid auszuziehen. Wie durch ein Wunder war der Mantel fast heil geblieben, doch das Kleid war nicht nur zerrissen, sondern es hatte bei ihrem Sturz auch Bekanntschaft mit dem feuchten Laub und dem Straßenschmutz gemacht. Selbst wenn sie es geschickt flicken und die genähten Stellen durch Borten verbergen würde – es war fraglich, ob man die Flecken aus dem hellen Stoff herauswaschen konnte.
    Es blieb ihr nichts anderes übrig, als das Kleid anzulegen, das sie am gestrigen Abend getragen hatte, und die Erinnerung an den Überfall stand ihr jetzt wieder lebendig vor Augen. War jener Mann vielleicht doch der Mörder gewesen? Hatte irgendein glücklicher Umstand sie vor dem Schicksal bewahrt, weshalb er sich ein anderes Opfer gesucht hatte?
    Das ist alles Blödsinn, sagte sie sich energisch. Warum glaube ich wie ein naives Schaf, was mir dieser Marlow erzählt? Es ist doch ganz offensichtlich, dass er mir Angst machen will, damit ich auf sein dubioses Angebot eingehe.
    In Grace‘ Salon, den sie mit weinroten Tapeten und einer Menge altmodischer, verschnörkelter Möbel ausgestattet hatte, warteten Mr. Parker und Mr. Barney ungeduldig darauf, dass die hübsche, kleine Violet auftauchte. Seit einigen Wochen hatte Violet die Aufgabe, für die Unterhaltung der Gäste zu sorgen, während Grace mit einem ihrer Kunden im Obergeschoss weilte. Violet war darin von Anfang an sehr erfolgreich gewesen, hatte die Herren ins Gespräch gezogen, hin und wieder mit ihnen Karten gespielt und sich ans Klavier gesetzt, um einige kleine Stücke zu Gehör zu bringen.
    Am heutigen Abend hatte sich überraschend ein weiterer Kunde, Mr. Jameson, eingefunden, der augenblicklich Grace‘ Liebeskünste im oberen Stockwerk in Anspruch nahm. Er war ein hübscher, junger Mann mit dunklem Lockenhaar, der sich fast nie im Salon einfand. Violet war ihm ein- oder zweimal im Flur begegnete, dann hatte er höflich den Hut gelüftet und war mit schüchternem Lächeln an ihr vorübergelaufen. Grace würde also weitere zwanzig Schilling verdienen.
    „Meine liebe Violet“, empfing sie Mr. Parker emphatisch und sprang bei ihrem Eintreten von seinem Sitz. „Wir haben Sie gestern Abend schmerzlich vermisst. Es ist Ihnen doch hoffentlich nichts Unangenehmes zugestoßen!“
    Mr. Parker hatte ihre Hand ergriffen und hielt sie fest umschlossen. Violet spürte, wie sich sein

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