Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht
Waterbrook hatte gerötete Wangen, sie war mit der Herstellung des Puddings beschäftigt, aus dem Ofen entwich ein köstlicher Duft, der von der lecker gewürzten Hammelkeule herrührte.
„Er hat Ihnen Blumen gekauft!“, stellte Mrs. Waterbrook anerkennend fest, und sie warf Charles, der am Tisch saß und das Tafelsilber putzte, einen bedeutungsvollen Blick zu.
„Aber Sie dürfen diese schönen Blumen doch nicht als Tischschmuck verwenden“, rief Maggy. „Ich werde sie in eine Vase stellen und in ihr Zimmer tragen, Miss Burke.“
„Aber nein, Maggy. In meinem Zimmer verwelken sie nur, und hier auf dem Tisch werden sie wunderschön aussehen.“
„Nehmen Sie meinen Rat an und tun Sie das nicht, Miss Burke!“, sagte Mrs. Waterbrook mit Entschiedenheit.
„Aber wieso denn nicht?“
Mrs. Waterbrook wandte sich schweigend ihrem Pudding zu, sie schien ihre Warnung nicht weiter erläutern zu wollen. Dafür glaubte Maggy, etwas erklären zu müssen.
„Mr. Marlow könnte es Ihnen übel nehmen, das ist es, was Mrs. Waterbrook meint“, schwatzte sie. „Er hat Mrs. Clarissa früher oft Blumen geschenkt – aber sie hat sie alle fortgeworfen.“
Violet verbiss sich die Bemerkung, dass Marlow möglicherweise Gründe gehabt haben könnte, seiner Frau Blumen mitzubringen.
„Das ist schade“, meinte sie kopfschüttelnd. „Mochte sie keine Blumen?“
Maggy drehte an einer Ecke ihrer weißen Schürze und fing einen warnenden Blick von Mrs. Waterbrook auf.
„Es war eben so, dass Mrs. Clarissa oft Dinge tat, die niemand begreifen konnte.“
„Maggy!“, fuhr Mrs. Waterbrook dazwischen und rührte energisch in ihrer Puddingschüssel herum.
„Na, ist doch die Wahrheit“, sagte Maggy trotzig. „Mr. Marlow hat sich wirklich viel Mühe mit ihr gegeben. Und was hat sie getan? Sie hat Gegenstände nach ihm geworfen, einmal sogar einen Spiegel – ich selbst hab immer die Scherben auflesen müssen.“
„Maggy – es ist genug!“, unterbrach sie die Köchin. „Sie ist tot, die Ärmste, es gibt keinen Grund, schlecht über sie zu reden.“
„Keinen Grund?“, meinte Maggy und zog die Nase hoch. „Geprügelt hat sie mich – ich hab Nasenbluten davon gekriegt. Sie war eine böse Frau, Miss Burke. Ich habe ihr keine Träne nachgeweint, als sie sich umbrachte.“
„Halt dein loses Maul, Maggy“, ließ sich jetzt Charles vernehmen. „Mrs. Clarissa war krank. Das ist alles.“
Violet hatte ihre Blumen auf den Tisch gelegt, um das Gebinde zu öffnen und die Blüten in einer Vase anzuordnen. Doch das Gespräch nahm sie so in Anspruch, dass sie noch keinen Finger gerührt hatte.
„Sie war krank?“, fragte sie mitleidig. „Woran litt sie?“
„Das ist nicht so einfach zu sagen“, meinte Mrs. Waterbrook und sie rückte eine Kristallschale zurecht, um den Pudding hinein zu füllen. „Es war ihre Seele, die krank war.“
„Ihre Seele!“, rief Maggy laut und fing an zu lachen.
„Schweig endlich, dummes Ding!“, fauchte die Köchin und hielt drohend den Löffel in die Höhe. „Hör auf, deine Herrschaft schlecht zu machen.“
Maggy zog einen Flunsch und wiegte sich herausfordernd in den Hüften.
„Und wer hat Mrs. Clarissa das komische Zeug geschickt, das jetzt in der Kammer steht? Und warum hat sie sich immer in ihrem Zimmer eingeschlossen, wenn Mr. Marlow nicht zu Hause war? Ja, sie war schon ziemlich verrückt, das kann man sagen. Einmal habe ich sie gesehen, wie sie mitten in der Nacht durch die Flure lief. Nur mit dem Nachthemd am Leib. Da hat sie mich gepackt und geohrfeigt – wo ich doch nichts getan hatte.“
„Recht hat sie gehabt!“, schimpfte Mrs. Waterbrook und bewegte sich mit erstaunlicher Gelenkigkeit zu Maggy hinüber. „Was hattest du denn mitten in der Nacht im Flur zu suchen, du kleine Schlampe?“
Violet konnte gerade noch verhindern, dass die aufgebrachte Köchin Maggy ein paar Ohrfeigen verpasste.
„Maggy, geh an deine Arbeit“, rief Violet ärgerlich. „Und Sie nehmen sich zusammen, Mrs. Waterbrook. Wir haben noch einiges vorzubereiten und ich möchte keinen Streit haben.“
Mrs. Waterbrook drohte dem davoneilenden Mädchen mit der flachen Hand und wandte sich dann mit düsterer Miene dem Herd zu, um nach den Hammelkeulen zu sehen.
„Im Übrigen interessiert mich die Ehe von Mr. Marlow nicht“, stellte Violet klar.
Sie begann nervös, den Strauß auseinander zu pflücken und ordnete die Blüten in einer Schale neu an. Sie hatte gelogen – die Details über
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