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Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht

Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht

Titel: Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
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angesichts der zahlreichen Vorübergehenden kein Aufsehen machen. Also schob sie ihren Arm in den Seinen und ging mit steifem Rücken neben ihm her. Sie hatte geglaubt, dass sie ihre Rolle nur im Kreise seiner Bekannten spielen sollte – hier auf offener Straße behagte dieses Spiel ihr wenig. Was würde geschehen, wenn sie einen ihrer Klavierschüler traf?
    Eine leichte Windböe fegte durch die Straße und nötigte ihn, den Schirm tiefer zu halten. Er fluchte leise vor sich hin und drückte ihren Arm fest an seine Hüfte.
    „Das ist keine gute Idee, Mr. Marlow“, beschwerte sie sich.
    „Steht in unserem Vertrag nicht, dass Sie meine Anordnungen zu befolgen haben?“
    „Ja, aber …“
    „Na also!“, fuhr er ihr über den Mund. „Dann hören Sie jetzt gut zu: Sie werden nicht von meiner Seite weichen und sich mir gegenüber so liebenswürdig benehmen, wie es einer jungen Verwandten zukommt. Ist das in Ihr Bewusstsein gedrungen?“
    „Ja, Onkel Nicholas“, gab sie ärgerlich zurück.
    Er streifte sie mit einem wütenden Blick und nickte gleich darauf lächelnd einem älteren Herrn zu, der in einer Kutsche an ihnen vorüberfuhr.
    „Da Sie schon einmal damit angefangen haben“, knurrte er. „Bleiben wir also dabei. Obgleich ich eigentlich eher an einen Vetter gedacht hatte.“
    Sie schmunzelte vergnügt. Er war also eitel. Natürlich – warum war ihr das nicht gleich aufgefallen?
    „Das hätten Sie mir sagen müssen, Mr. Marlow“, meinte sie mit harmloser Miene. „Aber ich denke, Sie geben auch einen sehr respektablen Onkel ab.“
    Sie sah, wie sich seine Kiefermuskeln spannten, und freute sich, dass es ihr gelungen war, ihn zu ärgern.
    „Verbindlichsten Dank“, zischte er ihr zu.
    Er schleppte sie in einige Läden in der Regent Street, wo er sich verschiedene Einrichtungsgegenstände, Vasen, Uhren und Nippes zeigen ließ, fragte bei jedem Gegenstand nach ihrer Meinung, kaufte jedoch nichts. Stattdessen schien er überall Ausschau nach Bekannten zu halten, die er stets mit lächelnder Miene grüßte und nach Möglichkeit in kurze Gespräche hinein zog. Violet spielte ihre Rolle wie erwünscht, gab sich schüchtern, von der großen Stadt London überwältigt und sehr glücklich, an der Seite ihres Onkels so viel Neues und Aufregendes entdecken zu dürfen.
    „Onkel Nicholas ist solch ein guter Mensch. Er nimmt sich so viel Zeit für mich – obgleich er doch sicher eine Menge in seiner Kanzlei zu tun hat.“
    „Bei so einer hübschen Nichte wundert mich das überhaupt nicht. Möchten Sie mit Miss Violet nächsten Samstag zum Tee zu uns kommen, Mr. Marlow? Wir würden uns sehr freuen.“
    „Nächsten Samstag passt es mir leider gar nicht. Aber wir werden einen anderen Termin finden.“
    Nach dem vierten Laden, als sie schon das Marktgeschrei von Covent Garden über die Straße schallen hörten, blieb Marlow stehen und blitzte Violet zornig an.
    „Habe ich Ihnen gesagt, dass Sie Verabredungen treffen sollen?“
    „Das habe ich nicht. Es war Ihre Bekannte, die uns eingeladen hat.“
    „Hören Sie auf, den Leuten die Köpfe zu verdrehen, verdammt. Sie sollen höflich und zurückhaltend bleiben. Und sich nicht überall als die bezaubernde, kleine Nichte einschmeicheln!“
    „Ja, Onkel Nicholas!“
    Er schnaubte verärgert.
    „Nennen Sie mich nicht ‚Onkel Nicholas‘, wenn wir unter uns sind!“
    „Verzeihung, Mr. Marlow. Ich dachte, wir wären hier auf der Straße in der Öffentlichkeit.“
    „Wir sind nur dann in der Öffentlichkeit, wenn wir Bekannte treffen, Miss Burke. Merken Sie sich das!“
    „Und wie soll ich Sie vor Mr. Forch anreden, der heute Abend unser Gast sein wird?“, fragte sie boshaft.
    „Was haben Sie ihm erzählt?“, knurrte er.
    „Dass Sie mich als Ihre Hausdame engagiert haben.“
    „Also werde ich Mr. Marlow sein.“
    „Ganz wie Sie wünschen, Mr. Marlow.“
    Trotz der feuchten Witterung hatten einige Händler auch außerhalb der lang gezogenen Hallen ihre Stände aufgestellt, meist waren es Blumenhändler, deren Ware an ein wenig Nieselregen keinen Schaden nahm. Lauthals priesen sie ihre Sträuße an, überbrüllten sich gegenseitig und nahmen kein Blatt vor den Mund, wenn es galt, den Konkurrenten aus dem Feld zu schlagen.
    Marlow hob den Schirm ein wenig an, damit Violet bessere Sicht hatte. Hinter den Ständen hatten sich einige junge Kerle unter einen Baum gehockt, um vor dem Regen geschützt zu sein. Sie trugen zerschlissene Jacken und ausgebeulte Hosen, einige

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