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Schwarze Schilde

Schwarze Schilde

Titel: Schwarze Schilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Ist das nicht eigenartig?«
    »Sehr eigenartig«, stimmte die Königin mit gesenkten Lidern zu. »Hat deine Base gesagt, woher der Mann kam?«
    Das Mädchen dachte nach. »Ich glaube, er stammt von den Inseln, genau wie Ihr und Euer Gemahl. Ich weiß aber nicht, von welcher.«
    Larissa vergrub das Gesicht in den Armen. Hael. Er lebte. Es konnte niemand anders sein. Der Name mochte verbreitet sein, aber nicht diese fast schon magische Verständigung mit Tieren. Und nun hatte er sich zum König ausgerufen – genau wie Gasam. Waren sie etwa mehr als nur Ziehbrüder? Teilten sie mehr als nur den Hass aufeinander? Hael hatte sie geliebt, und sie hatte ihn verraten, um Gasams Frau zu werden. Gasam war der ältere; ein gewalttätiger, hinterlistiger Kerl, der eines Tages sehr mächtig sein würde. Hael war nur ein Knabe, der Kriegerwunschbildern nachhing. Er war ein Waisenjunge in einer Gesellschaft, die Waisen verachtete; ein seltsamer Knabe, zu dem die Geister sprachen, der aber nie Geistersprecher werden konnte, da er keine Eltern mehr besaß. Als Kind waren Larissa und der alte Geistersprecher Tata Mal seine einzigen Freunde gewesen. Sie hatte fast so eigenartig wie Hael selbst gewirkt. In den Augen der Shasinn hatte Larissa seltsam und fast schon hässlich ausgesehen. Nur die Herkunft als Tochter des Häuptlings und der obersten Hebamme hatten sie vor Hohn und Misshandlungen bewahrt. Als sie vom Mädchen zur Frau reifte, verwandelte sich das hässliche Kind in eine unvergleichliche Schönheit.
    In jenen Tagen hatten ihr alle jungen Krieger den Hof gemacht, aber die jungen Burschen durften nicht heiraten. Sie hatte gewusst, dass man sie bald mit einem älteren Krieger oder einem der Ältesten vermählen würde, und ein Niemand wie Hael konnte nichts dagegen tun. Nur Gasam hatte ihr einen Ausweg angeboten. Der unbeschreiblich ehrgeizige und listige junge Krieger berichtete ihr von seinen Plänen, zuerst Stammeshäuptling und dann Häuptling aller Inseln zu werden. Sie sollte seine Frau werden, nach ihm die mächtigste Person im Reich. Aber als erstes musste sie ihm helfen, seinen verhaßten Ziehbruder Hael zu beseitigen.
    Sie hatte angenommen, Hael sei bereits vor vielen Jahren aus ihrem Leben verschwunden. Jetzt kehrte er zurück. Zwar noch in weiter Ferne, aber das konnte sich ändern, wenn Gasams Eroberung des Festlandes weiterhin so schnell fortschritt. Hael herrschte nur über ein paar Nomadenstämme – aber hatte Gasam nicht auch mit ein paar kriegerischen Hirten begonnen?
    »Herrin, stimmt etwas nicht?« Das Sofa federte, als sich die Sklavin neben Larissa setzte und die zarten Hände mit sanften Bewegungen über ihre Schultern glitten. Es fühlte sich gut an, und die gespannten Nackenmuskeln lockerten sich.
    »Ja, etwas beunruhigt mich, aber mach nur weiter.«
    »Es tut mir leid, dass Ihr unglücklich seid, und es wird mir ein Vergnügen sein, Euch mit dieser Kunst zu erfreuen.« Die Hände fuhren über den Rücken der Königin und entkrampften den angespannten Körper.
    »Ich bin nicht unglücklich. Ich sehe nur eine Schwierigkeit in der Zukunft. Kunst? Ist das so wie die Gemälde, Statuen und Mosaike, die ich sah? Diese Kunst finde ich bedeutend besser als die anderen. Im Gegensatz zu unseren Kriegern gefallen mir die Gebräuche der Zivilisation.«
    »Heißt das, Euer Volk übt sich nicht in der Massage?« Dunyaz löste etliche der goldenen und silbernen Ketten, die den Körper der Königin schmückten, um die Haut nicht zu verletzen.
    »Nur die Krieger, nach einem Ringkampf. Aber das hier ist völlig anders. Werden alle jungen Edelfrauen darin ausgebildet?«
    Dunyaz lächelte. »Nein, Herrin. Das ist eine Besonderheit der Sklaven, die im Bad arbeiten. Aber viele von uns lassen sich von ihnen darin unterweisen, damit auch wir einander massieren können. Natürlich nur unter Freunden. Es gibt zahlreiche Kunstgriffe und Verfeinerungen, Herrin.«
    »Die wirst du mir ausnahmslos vorführen«, befahl die Königin.

 
KAPITEL DREI
     
    K önig Pashir schritt im Thronsaal auf und ab. Beunruhigte Höflinge begleiteten ihn in respektvoller Entfernung. Die Wände des Raumes waren reich verziert, aber bis auf den Thron, auf dem der König selten Platz nahm, standen keine Möbelstücke darin. Sein Vorgänger hatte viel zu viel Zeit auf dem prunkvollen Sessel verbracht und dadurch seine Stellung verloren.
    Pashir war von ungewöhnlich hohem Wuchs. Selbst jetzt, da er die Sechzig bereits überschritten hatte, hielt er

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