Schwarze Schilde
zurück, und Ihr könnt die Wehranlagen verbessern lassen.«
»Ich danke Euch, Priester Geb«, antwortete Pashir. »Wollen wir hoffen, dass Ihr recht habt. Holt den Sprecher der seefahrenden Kaufleute.«
Der Eintretende war untersetzt und wettergegerbt. Unzählige Fältchen hatten sich in den Augenwinkeln gebildet und zeugten von einem lebenslangen Blinzeln gegen die Sonne. Er verneigte sich tief. »Wie kann ich meinem König dienen?«
»Zunftmeister Malk, meine letzten Berichte behaupten, die Barbaren hielten Floria noch immer besetzt. Was denkt Ihr, wie lange sie bleiben, ehe sie auf ihre Inseln zurückkehren?«
Der Mann richtete sich auf. »Der letzte sichere Zeitpunkt zum Segeln ist längst überschritten, Hoheit. Unsere sämtlichen Schiffe liegen seit mehr als zwanzig Tagen in den Häfen. Die Masten der Kriegsschiffe wurden sogar schon früher entfernt, und alle Seeleute erwarten die Sturmzeit.«
»Also geht Ihr davon aus, dass die Barbaren bleiben?«
»Etwas anderes kann ich mir nicht vorstellen. Die ersten Herbststürme stehen unmittelbar bevor. Es wäre mehr als töricht, jetzt noch in See zu stechen.«
»Aber, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, Hoheit«, warf der Priester ein, »das hindert sie auch daran, Verstärkung aus ihrer Heimat zu beordern.«
»Vielleicht ist das längst geschehen«, gab Pashir zu bedenken. »Malk, was könnt Ihr uns über diese Insulaner berichten?«
»Es gibt zahlreiche Stämme, Hoheit. Einige sind Fischer, andere Bauern oder Jäger. Die kriegerischsten sind jedoch Hirten. Sie überfallen einander fortwährend. Manchmal geschieht es, um Vieh zu stehlen, manchmal um der Ehre willen. Die gefährlichsten Hirten sind die Shasinn. Bis vor wenigen Jahren fuhren sie nie zur See.
Dann tauchte dieser Gasam auf, der sich König nennt. Zuerst vereinte er die Stämme seiner Heimatinsel Gale. Dann heuerte er Schiffe an, die seine Krieger von Insel zu Insel brachten – die er nacheinander eroberte. Inzwischen lernten die Fischer auf Gale, wie man Schiffe und Boote baut und steuert, damit er nicht länger von fremden Seeleuten abhängig ist.«
»Dann kann er gut vorausplanen«, meinte Pashir. »Er ist kein einfacher Barbar.«
»Das ist wahr, Hoheit. Die ganze Zeit achtete er darauf, keine Handelsschiffe zu überfallen. Er gab zu verstehen, dass ihm nur an der Vereinigung der Inseln gelegen sei. Mit Versprechungen reicher Beute lockte er erfahrene Seeleute an, die ihm ihre Geschicklichkeit und ihr Wissen zur Verfügung stellten.«
Ein älterer Ratsherr gab zu verstehen, dass er etwas sagen wollte. »Hat dieser Emporkömmling Wert auf Beschreibungen des Festlandes gelegt?«
»O ja, das hat er«, sagte Malk. »Zwischen den Eroberungsfeldzügen hielt er in den Hafenstädten Hof. Er hieß Händler und andere Reisende willkommen und bewirtete sie großzügig. Dabei stellte er ihnen gezielte Fragen über die seefahrenden Völker, die Hafenstädte und den Handel …«
»Und die Verteidigungsanlagen?« unterbrach ihn der König.
»Ja, Hoheit. Das alles geschah mündlich. Die Insulaner haben keine Schrift und verstehen keine Landkarten. Ich möchte noch hinzufügen, dass Gasams Königin so klug ist wie er und auch viele Fragen stellt. Sie ist eine … beunruhigende Frau, sehr schön und betörend, wenn sie es darauf anlegt. Gerüchte sagen, sie sei genauso grausam und hart wie der König, wenn es ihr beliebt.«
»Derartigen Königinnen bin ich schon begegnet«, murmelte Pashir.
Der König entließ den Zunftmeister und hörte sich die Meinung der Ratsherren an. Die meisten hielten die Invasion der Barbaren für unwichtig. Neva war ein großes Reich, das sich oft in Geplänkel mit seinen Nachbarn verstrickte. Kleinere Grenzgebiete wechselten häufig den Besitzer, ohne die Sicherheit des Reiches zu gefährden. Nur wenige der Anwesenden drängten auf sofortige Maßnahmen zur Vertreibung der Eindringlinge. Bei diesen Männern handelte es sich um Edelleute, deren Ländereien nahe des bedrohten Gebietes lagen. Nach langem Nachdenken kam der König zu einem Entschluss.
»General Krasha, ruft alle Garnisonen im Umkreis von drei Tagesmärschen zusammen. Lasst die Grenztruppen auf ihren Posten. Die Soldaten sollen sich auf dem Lagerplatz vor den Stadtmauern versammeln. Wir marschieren nach Norden, sobald die Armee bereit ist.«
Der General schlug sich beifällig auf die Knie. »Zu Befehl, Hoheit. Aber sicherlich werden Hoheit nicht erwägen, einen so nebensächlichen Feldzug selbst
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