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Schwarze Schilde

Schwarze Schilde

Titel: Schwarze Schilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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sich aufrecht und wirkte kraftvoll. Die meiste Zeit seines Lebens war er Soldat gewesen, aber erst heute befand er sich in der ersten großen militärischen Krise seit seiner Ernennung zum König. Wenn es sich in der Tat um eine Krise handelte. Die Überfälle der Inselbarbaren waren in der Vergangenheit lästig gewesen, aber diese neue Entwicklung ließ auf ernstere Schwierigkeiten schließen.
    Ein Höfling trat ein. »Hoheit, der Rat hat sich versammelt.«
    Als der König den Sitzungssaal betrat, erhoben sich alle Anwesenden. Insgesamt hatten sich vierzig Männer eingefunden. Etliche trugen Uniformen, andere Priestergewänder. Die übrigen waren mit den landesüblichen Kleidungsstücken angetan. In diesem Raum wurden Kriegsräte abgehalten, und er war ausgesprochen schlicht gehalten. Wände und Decke waren von groben Tüchern bedeckt, und es schien, als befinde man sich in einem Zelt. Der König schritt zu einer niedrigen Empore hinüber und setzte sich auf einen zusammenklappbaren Lehnstuhl. Daraufhin ließ sich der Rat auf den bereitstehenden, ebenfalls klappbaren Hockern nieder. Neben dem König saß dessen Schreiber, der Tinte, Feder und Papier bereithielt.
    Der Höfling wollte gerade die offizielle Eröffnungszeremonie anstimmen, als ihn der Herrscher mit einer Handbewegung zum Schweigen brachte. »Wir haben noch einen langen Tag vor uns. Keine Umstände, militärische Umgangsformen reichen aus. Ruft die Offiziere der Garnison von Floria herein.«
    Ein Dutzend blasser und zitternder Männer trat ein. Man hatte ihnen die Rüstungen und Rangabzeichen abgenommen. Einer von ihnen wurde auf einer Bahre hereingetragen. Er trug zahlreiche Verbände. Der König wandte sich den unverletzten Männern zu.
    »Ihr dürft reden, obwohl ich mir nicht vorstellen kann, welche Entschuldigung es für die Feigheit gibt, die ihr bewiesen habt.«
    »Hoheit«, begann einer der Soldaten, der eine Tunika aus feinstem Stoff trug, »wir wurden überrascht. Die Barbaren hatten die Stadtmauern überwunden, ehe wir noch wussten, dass ihre Schiffe an unserer Küste gelandet waren.«
    »Man trug euch auf, die Küstenwache zu übernehmen, nicht wahr?« fragte der König mit barscher Stimme. »Auf der Erhebung nördlich von Floria steht ein recht ansehnlicher Wachturm, der auf Kosten meines Großvaters erbaut wurde. War er nicht bemannt?«
    Der Soldat stammelte undeutlich vor sich hin und schwieg.
    »Aha, also nicht. In jener Nacht waren nur wenige Soldaten auf der Mauer, die sich noch dazu in schlechtem Zustand befand.«
    »Hoheit«, warf ein anderer Soldat ein, »die Instandhaltung der Mauer obliegt dem Stadtrat.«
    »Dessen Mitglieder, sofern sie dem Tod und der Sklaverei entkamen, zur Verantwortung gezogen werden«, versicherte der Herrscher. »Die Garnison jedoch untersteht der Armee. Ihr wart vollzählig, nicht wahr?«
    »Nein, Hoheit«, meldete sich der erste Soldat wieder zu Wort. »Weniger als die Häl … – das heißt, es waren nicht viele …« Seine Stimme versagte.
    »Weniger als die Hälfte?« wiederholte der König. »Dabei hatte ich den Eindruck, ihr wart vollzählig! Habe ich mich geirrt? Choula!« Der Name des Schreibers hallte wie ein Peitschenknall durch den Raum, und alle Anwesenden zuckten zusammen, als habe man sie geschlagen.
    Der Schreiber nahm eine Schriftrolle mit dem Siegel des königlichen Schatzmeisters von seinem Tisch. »Hoheit, vor weniger als einem Monat wurde der Sold für eine vollzählige Garnison nach Floria geschickt. Jeder der Männer, die vor Euch stehen, unterschrieb das Dokument und nahm den Sold für sich und eine vollständige Truppe entgegen.«
    Er reichte Pashir die Schriftrolle, der sie studierte und dann den furchtsamen Männern entgegenhielt.
    »Habt ihr etwas zu eurer Rechtfertigung zu sagen? Bestreitet ihr, dass es sich um eure Unterschriften handelt?« Die Soldaten schwiegen. Der König wandte sich dem Hauptmann der Wache zu.
    »Bringt diese Leute ins Militärgefängnis. Morgen früh versammelt sich die Armee, um ihrer Bestrafung beizuwohnen. Die Zeichen für Feigheit und Bestechlichkeit werden in ihre Körper geschnitten. Dann kreuzigt ihr sie.«
    Als die Soldaten abgeführt wurden, herrschte Stille. Dann wandte sich der Herrscher an den Verletzten. »Du hast gekämpft, bis du schwerverwundet warst und deine Leute dich forttrugen. Deshalb sollst du der Strafe entgehen. Jetzt berichte, was geschah.«
    Sklaven halfen dem Mann, sich hinzusetzen und häuften Kissen hinter ihm auf. »Hoheit,

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