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Schwarze Schilde

Schwarze Schilde

Titel: Schwarze Schilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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ich bin Necha, Unteroffizier des Vierten Nordgrenzregiments.« Er wirkte durch den Blutverlust sehr blass, aber seine Stimme klang fest. »In der Nacht des Angriffs hatte ich frei, da mir die Tagwache übertragen war. Kurz vor Morgengrauen wurde Alarm geschlagen. Ich stand auf, legte die Rüstung an und verließ das Haus, um meine Schwadron zu befehligen. Ich hatte nur sechs Männer, obwohl sich mein Hauptmann, den ihr bestrafen lasst, den Sold von sechs weiteren Leuten in die Tasche steckte.
    Als wir eintrafen, hatten die Insulaner die Mauer schon überwunden. Auf den ersten Blick erkannte ich, dass es sich nur um Barbaren handelte, aber sie wirkten kriegerisch und scheinen etwas von diszipliniertem Kampf zu verstehen.«
    »Weshalb?« unterbrach ihn der König.
    »Sie waren in Truppen aufgeteilt, getrennt nach Rasse oder Stamm, und alle unterschieden sich in der Kleidung und den Waffen, trugen aber ausnahmslos die schwarzen Schilde. Nachdem sie die Mauer erklommen hatten, hielten sie ihre Reihen aufrecht, und nur vereinzelte verloren den Kopf und griffen allein und in einer Art Blutrausch an. Sie waren leicht zu töten. Am schlimmsten kämpfte eine Gruppe großer Barbaren mit bronzener Haut, die Felle, Federn und Kriegsbemalung trugen. Sie verhielten sich völlig furchtlos und benahmen sich eigenartig. Ihre Waffen waren wundervolle Speere, ganz aus Bronze, mit Stahlkanten an der Spitze.«
    »So einen Speer habe ich schon gesehen«, sagte Pashir nachdenklich. »Das waren Shasinn. Weshalb benahmen sie sich eigenartig?«
    »Das ist schwer zu erklären. Sie befanden sich inmitten des Kampfgetümmels, aber nicht ein einziger wurde verwundet. Selbst in den gefährlichsten Situationen kamen sie mir … nun, sie kamen mir irgendwie belustigt vor!«
    »Hast du den Anführer gesehen?«
    »Nein, Hoheit. Ich zog mir beim Kampf nahe der Mauer eine Armverletzung zu, und – nachdem wir bis zum Marktplatz zurückgetrieben wurden – auch eine Wunde an der Seite. Beim Stadttor kam noch eine Kopfverletzung dazu, und meine beiden überlebenden Soldaten trugen mich fort.«
    »Guter Bericht. Wenn du wieder bei Kräften bist, erhältst du eine neue Schwadron – diesmal aber eine vollzählige. Ich brauche jeden tapferen Offizier.« Er winkte den Sklaven. »Bringt ihn ins Lazarett.«
    Als der Verwundete hinausgetragen worden war, wandte sich der König an die Ratsherren. »General Tacs!« Wieder hörte es sich wie ein Peitschenknall an.
    Ein prunkvoll uniformierter Mann erhob sich, die dünnen Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst. »Hoheit?«
    »Der nördliche Küstenstreifen steht unter Eurem Befehl. Warum enthielten Eure Berichte keine Angaben dieser Nachlässigkeiten?«
    »Hoheit, der verstorbene König gab den Befehl, nicht mit derartigen Kleinigkeiten belästigt zu werden. Er sagte, die einzige Gefahr gehe von Omia und Chiwa aus.«
    Pashir hieb auf die Stuhllehne. »Haltet Ihr mich zum Narren? Ihr seid mir verpflichtet, nicht einem toten König! Ich werde Euch nicht öffentlich kreuzigen lassen. Um Eurer Familie die Schmach zu ersparen, dürft Ihr Euch selbst das Leben nehmen. Aber bringt es schnell hinter Euch. Und nun geht mir aus den Augen!«
    Kreidebleich, aber in aufrechter Haltung, verließ der General den Raum. Der König starrte die Ratsherren an, auf deren Stirnen die Schweißperlen standen. Nicht einmal, seitdem er den Thron bestiegen hatte, war ein Edelmann zum Tode verurteilt worden. Die Unbeschwertheit der letzten Jahre hatte sie sich in Sicherheit wiegen lassen.
    »Hoheit, darf ich etwas sagen?« Die Bitte kam von einem fetten Mann, der in Priestergewänder gekleidet war.
    »Du darfst.«
    »Hoheit, vielleicht erweist sich dieses schreckliche Geschehen im Nachhinein als Segen. Ein paar Schiffsladungen barbarischer Insulaner können kaum unüberwindlich sein.« Ein Lächeln glitt über das feiste Gesicht, und er legte die Spitzen der kurzen Finger zusammen. »So beschämend die Niederlage auch ist, so enthüllt sie doch das Ausmaß der Korruption unter den Offizieren.« Der Priester lächelte einen Uniformierten an, der den Blick mit steinerner Miene erwiderte. »Stellt Euch vor, wie viel schlimmer es gewesen wäre, von diesen Unzulänglichkeiten bei der Invasion der Armee Chiwas zu erfahren. Vielleicht ist es ein Geschenk der Götter, eingehüllt in den Mantel der Niederlage. Einer unwichtigen Niederlage, natürlich. Die Barbaren haben eine kleine Hafenstadt eingenommen. Schon bald kehren sie auf ihre Inseln

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