Schwarze Schilde
bereitete sie ihr nächstes Ritual vor. Es würde das mächtigste sein, das sie je in Angriff genommen hatte – und es würde König Gasam betreffen.
Als der König zurückkehrte, war es schon dunkel, und der Mond stand am Himmel. Mutlose Wachen und Offiziere, die ebenso schmutzig und erschöpft waren wie er, begleiteten ihn. Dennoch hielt sich der König aufrecht und betrat den Palast mit festen Schritten. Shazad fiel auf, dass es ihn große Mühe kostete. Wütend deutete sie auf den Offizier der Leibwache. Ehe sie sprechen konnte, brachte Pashir sie mit einer Handbewegung zum Schweigen.
»Frieden, Tochter. Ich weiß deine Besorgnis um mich zu schätzen, aber ich entscheide, wer getötet wird oder nicht. Wir machten uns nicht die Mühe, die Cabos durch Überanstrengung umzubringen, da wir nicht verfolgt wurden. Niemand setzte uns nach. Wie hätten sie es auch tun sollen, da sie doch zu Fuß waren? Ich wartete bis zum Einbruch der Dämmerung, da ich nicht wollte, dass die Bürger ihren besiegten König zu Gesicht bekämen.«
Shazad umarmte ihren Vater und flüsterte: »Schick sie fort.«
Verwundert entließ Pashir seine Begleiter. »Geht heim und ruht euch aus. Bei Sonnenaufgang möchte ich euch hier sehen. Es gibt viel zu tun.« Als sie allein waren, wandte er sich seiner Tochter zu.
»Was ist denn los?«
Sie erzählte ihm, was sie unternommen hatte, und unterbrach den mit leiser Stimme vorgetragenen Bericht nur, um den Sklavinnen barsche Befehle zu erteilen, damit sie ein Bad für den König einließen, frische Kleider und Speisen herbeischafften – obwohl das alles seit Stunden vorbereitet war. Pashir nickte zustimmend. »Du hast ausgesprochen klug gehandelt, Tochter«, lobte er schließlich. »Ich bin jetzt zu müde, um Pläne zu schmieden, aber ich möchte, dass du morgen an meiner Seite bleibst. Deine heutigen Taten haben uns höchstwahrscheinlich vor einem großen Unglück bewahrt.«
Shazad glühte vor Zufriedenheit, als sie endlich ihr Bett aufsuchte.
Am nächsten Morgen hatte sich König Pashir vollständig erholt. Mit seiner Tochter neben sich lauschte er den Berichten der Stadtwachenoffiziere über das Verhalten des Volkes. Die Bürger waren betrübt und verwirrt, aber die Visionen, die alle Hohepriester verkündeten, hatten dafür gesorgt, dass keine Panik entstanden war. Natürlich waren viele Gerüchte im Umlauf.
»Ausgezeichnet«, sagte Pashir. Er wandte sich an den Offizier, der für die Verteidigung der Stadt zuständig war. »Ja, Lord Russek? Ihr möchtet etwas sagen?«
»Hoheit, hier habe ich eine Liste der Nahrungs- und Futtervorräte, die ausgesprochen zahlreich sind. Doch es muss noch viel getan werden, ehe wir einer Belagerung standhalten können. In den Bergen muss Holz für Barrikaden geschlagen werden, nutzlose Ausländer sollten die Stadt verlassen, Waffen müssen …«
»Nein!« sagte Pashir mit kaum erhobener Stimme, aber er unterstrich das Wort mit einer heftigen Handbewegung. »Es wird keine Vorbereitungen auf eine Belagerung geben. Das würde die Leute in unnötige Panik versetzen. Die Wilden haben eine Schlacht gewonnen, aber jetzt wissen wir, wie sie kämpfen. Sie können keine Stadt belagern, selbst wenn sie wüssten, wie man es macht. Sie halten sich an der Nordküste auf und werden dort bleiben, wenigstens bis zum Frühling. Bis dahin haben wir sie längst beseitigt.«
Shazad schwieg während der Besprechungen, hörte aber aufmerksam zu und machte sich Gedanken über alle Anwesenden. Bei jedem hielt sie nach Anzeichen für Verrat Ausschau. Am genauesten beobachtete sie die mächtigsten Edelleute, die diese Krise nutzen könnten, um den Thron an sich zu reißen. Sie bemerkte, wer klug und vernünftig war, und wer sich überheblich und anmaßend aufführte. Es gab Speichellecker und lächelnde Männer mit sanften Stimmen, deren Augen verschlagen wirkten. Sie beobachtete sie alle und notierte sich die Einzelheiten im Geiste, um sie bei späterer Gelegenheit zu nutzen.
»Armeemeister«, sagte Pashir.
»Hoheit?« antwortete der Mann, dem dieser Titel zustand. Er war ein Edelmann, der mit der Rekrutierung der Soldaten betraut war, und kein richtiger Krieger.
»Wir müssen Ersatz für die erlittenen Verluste bekommen. In den größeren Städten soll die Anwerbung wie gehabt erfolgen, aber verdoppelt die Anforderungen an die Dörfer, und verdreifacht sie bei den Großgrundbesitzern. Betont, dass es sich nur um einen kurzzeitigen Wehrdienst handelt, bis wir die Barbaren
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