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Schwarze Schilde

Schwarze Schilde

Titel: Schwarze Schilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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er recht gut beherrschte.
    »Wer bist du?« fragte der Fremde. Die Kapuze bedeckte das ganze Gesicht, bis auf die Augen.
    »Ich bin König Hael.«
    »Du stammst aus dem Norden. Nie zuvor kamen Menschen aus dem Norden. Wo lebst du?«
    Hael deutete hinter sich. »Jenseits der Berge. In der Steppe des Hochlandes und den Hügeln.«
    »Ihr seid durch den Pass gekommen? Am Wächter vorbeigeritten? Das ist verboten.«
    »Niemand hat es uns verboten«, erklärte Hael, »und der Wächter hielt uns nicht auf.« Allerdings fiel ihm ein, wie unbehaglich sie sich in der Nacht, als sie im Gebirge lagerten, gefühlt hatten, noch ehe sie den Wächter überhaupt zu Gesicht bekamen. Wenn er einmal über eine uralte Macht verfügt hatte, den Pass vor Eindringlingen zu schützen, war noch ein Rest davon erhalten.
    »Was wollt ihr hier?«
    »Wir durchqueren die Wüste auf dem Weg nach Neva«, erklärte Hael geduldig. »Wir wollen euch nichts Böses tun, und ihr habt nichts von uns zu befürchten. Und wer bist du, mein Freund?«
    »Ich heiße Joz.« Der erste Buchstabe des Namens war Hael unbekannt. »Mein Volk sind die Webbas, und das ist unser Land und unsere Oase. Ihr und eure Tiere trinkt unser Wasser.«
    »Dafür sind wir sehr dankbar, das versichere ich dir«, beeilte sich Hael zu sagen. »Wir sind freundliche und großzügige Leute. Wir wollen mit allen Völkern in Frieden leben. Wir wussten nicht, wem das Wasser gehört. In der Steppe darf jeder die Wasserstellen aufsuchen und benutzen, so lange er sie nicht verschmutzt oder verseucht, und das Vieh die Grasnarbe nicht zerstört.«
    »Das ist kein einfaches Wasserloch«, widersprach Joz. »Wir legten es für die Göttin an, und es war ein Geschenk unserer Vorfahren an sie.«
    »Eine großzügige Göttin scheint sie zu sein. Habe ich nicht erwähnt, dass auch wir großzügig sind? Ich habe Geschenke mitgebracht für alle, die unsere Freunde sein wollen. Eure Quelle sprudelt ohne Unterlass, und unsere Cabos haben den Wasserspiegel nicht um einen Zoll gesenkt. Das Land ist fruchtbar, und das Gras, das unsere Tiere fraßen, wird wieder nachwachsen, ehe sich der Mond erneut rundet. Wir kennen dieses Land nicht. Führer würden uns nützlich sein. Freunde könnten uns führen.« Hael hielt die seltsamen Männer für Nomaden, und solche Leute fühlten sich oftmals durch die Erwähnung einer Bezahlung beleidigt, da sie glaubten, damit auf eine Stufe mit einfachen Arbeitern oder Kaufleuten gestellt zu werden. Gegen Geschenke hatten sie jedoch selten etwas einzuwenden.
    »Du sprichst wie ein ehrbarer Mann«, meinte Joz. »Ich werde mit der Göttin reden, ob alles seine Ordnung hat. Lass uns zum Wasserbecken reiten.« Joz nahm die Lanze an sich, und auch Hael ergriff seinen Speer. Dann riss er das Cabo herum, und die beiden ritten Steigbügel an Steigbügel. Wenigstens dachte Hael so, bis er nach unten schaute und bemerkte, dass Joz ohne Bügel ritt. Die nackten braunen Füße lugten unter der graubraunen Robe hervor und waren an die Seiten des schwarzen Vogels gepresst, genau hinter den winzigen, nutzlosen Flügeln. Die nachfolgenden Tiere bewegten sich zur gleichen Zeit, und alle hoben und senkten die Beine im Takt. Bei dem Anblick richteten sich Haels Nackenhaare auf.
    »Was wirst du mit der Göttin besprechen, wenn ich fragen darf?«
    »Ich will wissen, ob ihr sie erzürnt habt, und ob es ihr missfällt, dass ihr von ihrem Wasser, dem Gras und den Früchten gekostet habt.«
    »Und wenn sie uns nicht leiden kann?«
    »Dann müssen wir euch töten.«
    Hael unterdrückte ein Grinsen. Wie wollten fünfzig mit Lanzen bewaffnete Reiter, auch wenn sie auf seltsamen Tieren saßen, sechstausend schwer bewaffnete Krieger töten? Das zeugte von ungewöhnlichem Selbstvertrauen, wenn auch von sonst nichts. Trotz seiner Belustigung hütete sich Hael, die Männer zu erzürnen, denn allein das Benehmen der Vögel warnte ihn, sie nicht ernst zu nehmen.
    Als sie unter den Bäumen hindurchritten, stimmten die Webbas ein helles, melodiöses Lied an. Hael versuchte, die Worte zu verstehen, aber es gelang ihm nicht. Entweder sangen sie in einer fremden Sprache, oder sie benutzten unsinnige Worte. Am Becken angelangt, reihten sich die Vögel in so gleichmäßigen Abständen am Rande auf, als habe man sie nach sorgfältigen Messungen so hingestellt. Alle senkten gleichzeitig die Köpfe und tranken.
    Haels Krieger, angezogen von dem eigenartigen Schauspiel, versammelten sich rings um das Becken herum. Hael, der

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