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Schwarze Schilde

Schwarze Schilde

Titel: Schwarze Schilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Regelmäßiges Waschen ist unmöglich.
    Die Offiziere und die Besatzung knieten in Reihen auf dem Deck, das sich über beide Rümpfe erstreckte und den vierzig Fuß breiten Abstand dazwischen bedeckte. Zwei Türme erhoben sich im Bug und im Heck, aber dazwischen befanden sich etliche andere Aufbauten, die nach chiwanischer Sitte reich verziert waren. Überall standen Soldaten in bunten Lendenschurzen und Federkopfschmuck herum. Sie trugen glänzende Rüstungen aus Bambusröhrchen, mit Reptilienhaut überzogen, und hielten kurze Speere und Äxte mit steinernen oder bronzenen Köpfen in Händen. Shazad fiel auf, dass die Männer größtenteils Pflöcke in der Unterlippe trugen, oder Ringe in einem oder beiden Nasenlöchern. Die Ohrläppchen waren durchstochen und mit Schmuck verziert, wozu auch kunstvolle Spulen zählten, die das Ohrläppchen so weit spreizten, dass Shazad meinte, die ganze Faust hindurchstecken zu können. Sie waren mit mehr Tätowierungen und Bemalungen bedeckt als die Barbaren, die sie vor den Toren Florias gesehen hatte.
    Auch Frauen befanden sich an Bord, die kurze Kilte trugen und sonst, bis auf den Federkopfputz, keine Kleidung. Allerdings waren sie mit noch mehr Schmuck und Farbe als die Männer bedeckt. Anfangs glaubte sie, es handele sich um Sklavinnen, bis sie zu ihrer Überraschung bemerkte, dass einige nur bewaffnete Kriegerinnen waren. Im Gegensatz zu den unbewaffneten Frauen hatten die Soldatinnen zahlreiche Narben auf den Körpern, Armen und Beinen, die sich zu kunstvollen Mustern vereinten, und sie trugen Ringe oder herabbaumelnden Schmuck in den durchstochenen Brustwarzen. Während sich Matchaz um ihren Vater kümmerte, gesellte sich Prinz Schtichili zu ihr.
    »Bitte gestattet mir, Euch zu begleiten, Prinzessin«, sagte er. Jetzt, da die Formalitäten vorüber waren, stellte Shazad fest, dass er ein einnehmendes Lächeln besaß, das nur durch den Pflock in der Unterlippe ein wenig verzerrt wurde.
    »Ich bitte darum, Prinz Schtichili.« Es entstand ein peinlicher Augenblick, als sie versuchte, den ersten Laut seines Namens auszusprechen. In der klassischen Sprache des Nordens, die in Neva gesprochen wurde, gab es ihn nämlich nicht.
    »Bitte, nennt mich Li. So werde ich auch daheim gerufen.«
    »Schön. Und Ihr nennt mich bitte Shazad.« Sie hatte nicht erwartet, dass ein Mann, dessen Gesicht die Tätowierung eines siebenarmigen Sterns zierte, so freundlich sein würde. »Ich bewundere diese Schiffe. Bei uns gibt es nichts, was gleichwertig wäre.«
    Er lachte und entblößte die spitz zugefeilten Zähne. »Vor Jahrhunderten erlernten wir die Kunst des Schiffbaus von den Nevanern. Bis dahin benutzten wir Flöße. Anfangs trauten wir den Schiffen nicht und setzten riesige Flöße obenauf, und die Folgen davon seht Ihr hier.«
    »Aber das kann doch nicht so einfach gewesen sein!« rief Shazad, als sie ein Gebäude betraten, dessen Dach mit Palmwedeln gedeckt war. Im Inneren der Hütte stand ein Festmahl bereit.
    »Wahrscheinlich nicht«, gab Li zu. »Aber wenigstens hört es sich nach einer guten Geschichte an.«
    Sie ließen sich mit gekreuzten Beinen an niedrigen Tischen nieder, und nachdem alle ein paar Mal auf die Gesundheit der Könige und den bevorstehenden Sieg getrunken hatten, wandten sie sich den Speisen zu. Li bot Shazad einen Holzspieß an, auf dem Fleischstücke und Früchte steckten. Vorsichtig biss sie hinein. Es schmeckte köstlich.
    Es wurde eine lange, ausgedehnte Mahlzeit fortwährend von Musik begleitet. Da sie Shazad völlig fremd war, erschien sie ihr eher als unangenehmer und schriller Lärm im Hintergrund. Ein paar Frauen betraten die Hütte und tanzten vor den Gästen. Prinz Li erklärte, dass der Tanz die Geschichte eines abgesetzten Königs, einer Schlangengöttin, zahlreicher Helden, Liebenden und vieler blutiger Geschehnisse erzählte. Obwohl es sich um aufwühlende Ereignisse handelte, blieben die Bewegungen der Tänzerinnen feierlich und gemessen.
    Nach dem Mahl nahm Li Shazad mit, um ihr das ganze Schiff zu zeigen. Sie begannen im Unterdeck bei den Ruderbänken, an die man die Sklaven mittels einer Kette um die Fußknöchel gefesselt hatte. Zu ihrer Unterhaltung wurden sie an die Arbeit getrieben und mussten im Takt der Trommeln die Ruder bewegen, während die Peitschen der Aufseher für Gehorsam sorgten. Es war ein fesselnder Anblick. Nie zuvor hatte Shazad so viel menschliche Muskelkraft zu einem einzigen Zweck angewandt gesehen. Die hochgewachsenen, gut

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