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Schwarze Schilde

Schwarze Schilde

Titel: Schwarze Schilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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zum König kommen. Saan erteilte Befehle, und die Mondschein suchte sich ihren Weg durch die Flotte hindurch. Shazad zog sich mit ihrer Sklavin in die winzige Kabine zurück.
    »Schnell!« befahl sie. »Richte mich her.«
    Eine der beiden chiwanischen Galeeren lag längsseits der Kriegsdrache. Das Hauptdeck des fremden Schiffes erhob sich ungefähr fünfzehn Fuß über dem des Flaggschiffes. Ein langer Balken, am Doppelmast befestigt, schwang herüber. Darunter hing ein breiter Laufsteg, der keiner Planke, sondern eher einer richtigen Treppe mit Geländern entsprach.
    »Glaubst du, das Ding ist sicher, Vater? Es könnte hinabstürzen und uns beide zermalmen.«
    »Ich glaube kaum, dass sie einen verbündeten König töten wollen. Also hoffen wir einfach, dass sie genau wissen, was sie tun.«
    Der König und seine Tochter unterhielten sich auf die bei Hofe übliche Weise, leise und mit sich kaum bewegenden Lippen. Pashir trug die prachtvolle Paraderüstung und einen purpurroten Umhang; Haar und Bart waren frisch schwarz gefärbt. Shazad war mit einem kostbaren Sommerkleid angetan, und ihr Gesicht schien stark geschminkt, um das maskenähnliche Aussehen anzunehmen, das sich für die Begegnung mit ausländischen Hoheiten geziemte.
    Langsam senkte sich unter lautem Knarren der Laufsteg, bis er das Deck der Kriegsdrache berührte. Zwei Matrosen, die sich darauf festgehalten hatten, sprangen herunter und befestigten die Treppe mit schweren Tauen an der Reling des Flaggschiffes. Dann nahmen sie Haltung an.
    »Folge mir, meine Liebe«, sagte Pashir.
    Shazad hielt sich drei Schritte hinter ihrem Vater, auf seiner linken Seite. Sie betraten die mit wunderschönem grünen Tuch ausgelegte Treppe. Auf dem chiwanischen Schiff erklang Musik. Männer hielten Trompetenschneckengehäuse und Flöten an die Lippen und bliesen hinein. Winzige Trommeln wurden geschlagen; Glöckchen klingelten. Am Kopf der Treppe stand ein Mann, der mit einem kostbar verzierten Lendenschurz bekleidet war und einen kurzen, aus Federn bestehenden Umhang um die Schultern trug. Er verneigte sich und wich langsam zurück, als sie an Deck kamen. Ein älterer Mann kniete neben dem Aufgang, hob die Hände und rief mit hoher, bebender Stimme: »Willkommen, seid tausendmal willkommen, König Pashir, ruhmreicher Anführer Nevas, Bruderkönig von Diwaz dem Neunten, des Königs von Chiwa!
    Willkommen, fünfhundertmal willkommen, Prinzessin Shazad, Tochter König Pashirs von Neva, Herzenstochter von König Diwaz dem Neunten von Chiwa! Willkommen, fünfhundertmal willkommen an Bord der immer siegreichen Galeere Die-alle-Barbaren-im-Namen-Diwaz-zermalmt!« Er rief dies in der klassischen Sprache des Südens, die Shazad schon als Kind gelernt hatte.
    »Ehre sei Euch zuteil, König Pashir und Prinzessin Shazad«, sagte der Mann mit dem Federumhang. »Ich bin Unteradmiral Prinz Matchaz, einhundertundfünfundzwanzigster Sohn König Diwaz des Neunten.«
    Shazad blinzelte und ärgerte sich, weil sie sekundenlang die Beherrschung verloren hatte. Nur gut, dass ihr Vater es nicht sah. Immer wieder hatte er sie belehrt, dass bei Gelegenheiten, wo vollkommene Gelassenheit gefragt war, selbst eine Fliege auf dem Augapfel einer Prinzessin aus königlichem Geblüt landen konnte, ohne dass diese mit der Wimper zuckte.
    »Wir grüßen Euch im Namen des nevanischen Volkes, Prinz Matchaz, und heißen Euch mit der königlichen Flotte willkommen«, sagte Pashir. Hinter ihm verkündete ein Herold die Begrüßung laut und in offizieller Ausdrucksweise.
    Wieder verneigte sich Matchaz. »Das hier« – er deutete auf einen ähnlich gekleideten Mann, der hinter ihm stand – »ist der Edelmann der Meere, Prinz Schtichili, neunundachtzigster Sohn König Diwaz des Neunten, und Kommandant unseres Schwesterschiffes, der König-Diwaz-der-Neunte-siegt-für-alle-Zeit.« Weitere Begrüßungen wurden ausgetauscht, und man stellte einander auch die höchsten Offiziere der chiwanischen Galeeren und der nevanischen Flotte vor, die sich inzwischen ebenfalls an Deck versammelt hatten.
    Endlich waren die Formalitäten beendet, und Matchaz erbot sich, ihnen die Galeere zu zeigen. Jetzt konnte Shazad sich entspannen und nach Herzenslust umsehen. Überall standen kleine Gefäße herum, in denen Kräuter verbrannt wurden, deren teils würziger, teils süßlicher Duft in der Luft lag. Dennoch ließ sich der auf dem Schiff herrschende Gestank nicht verleugnen. Diese Ruderer sind angekettet, dachte Shazad.

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