Schwarze Schilde
dass sein Arzt ein Mittel hineinmischte, um den Schmerzen des Alters vorzubeugen. Die Prinzessin, fürchtete, es könne einen schlechten Einfluss auf seinen Verstand haben.
»Nun, Tochter, was hältst du von unseren Verbündeten?« Er schien außerordentlich zufrieden zu sein.
»Sie sind recht interessant. Sind es wirklich Kannibalen? Ich wollte nicht unhöflich sein und danach fragen.«
»Diese Gerüchte habe ich auch gehört«, antwortete er und setzte sich. »Bestimmt sagen die Omianer das auch über uns. Aber ich muss zugeben, dass ich ein paar der Speisen genau betrachtet habe. Nun, sie sind schließlich nicht wegen ihrer Eßgewohnheiten hier. Was hältst du von ihren Schiffen?«
»Sie sind erstaunlich groß und eindrucksvoll, sogar beängstigend. Und sie verfügen über keine Rammböcke.«
»Wie?«
»Sie besitzen keine Rammböcke, Vater. Ich will nicht behaupten, eine Kennerin der Marinetaktik zu sein, aber selbst ich sehe, dass diese Monstren nicht für Seeschlachten gebaut wurden. Ich dachte, wir würden nach Norden ziehen, um Gasams Boote anzugreifen und versuchen, ihn aufs offene Meer zu locken.«
»Das ist Teil unseres Plans«, gab der König zu.
»Du hast vor, die Stadt anzugreifen, nicht wahr? Du willst gezielt in den Hafen segeln und die der See zugewandten Mauern stürmen.«
»Das habe ich vor«, antwortete Pashir. »Wenn die ersten Vorstöße ergeben, dass die Docks und der Hafeneingang zu schwer bewacht werden, setzen wir die schwimmenden Türme ein. Die Mauern Florias sind niedrig. Die Türme ragen weit darüber hinaus.«
Shazad beherrschte sich und versuchte, nicht aufzubrausen. Es war erstaunlich, dass er ihr überhaupt so viel erzählte.
»Aber Vater, warum wartest du nicht, bis König Hael eintrifft? Mit einer Armee zu Land und einer zu Wasser könntest du Gasam wie eine Nuss zwischen zwei Mühlsteinen zermalmen. Weshalb willst du die Stadt schon jetzt stürmen?«
Er lächelte geduldig. »Tochter, König Hael schrieb, er komme mir mit einer starken Armee zur Hilfe. Das kann stimmen oder auch nicht. Wenn es wahr ist, wird er, bedingt durch politische Umstände, die Zone, eine gefährliche und teilweise unbekannte Wildnis, durchqueren. Wer weiß, was ihm dort zustößt? Selbst wenn er mit seinen Männern und Cabos eintrifft, kann es bereits zu spät sein. Kommt er rechtzeitig und unverletzt an, ist er herzlich willkommen, doch ich kann mich nicht darauf verlassen.«
»Aber Gasam hat inzwischen schon Verstärkung erhalten. Wenn er wagt, seine Krieger auch während der Sturmzeit übersetzen zu lassen, besitzt er bestimmt genug Leute, um die Stadt zu halten.«
Pashir machte eine wegwerfende Handbewegung. »Gasam hat mich einmal überrascht. Wir erwarteten einen Barbarenhaufen und stießen auf eine halbwegs geordnete Armee. Das war an Land. Neva ist eine Seemacht und hat jahrhundertelange Erfahrung. Man kann Fußsoldaten innerhalb weniger Wochen beibringen, in geordneten Reihen zu kämpfen, aber es dauert ein ganzes Leben, um eine Kriegsflotte richtig einsetzen zu lernen.«
»Diese Einstellung hat uns schon einen Sieg gekostet«, gab sie zu bedenken.
»Genug, Tochter!« Pashir sah sie wütend an. »Die Begleitschiffe haben eine große Menge Fußsoldaten an Bord, die die Mauern und die Docks stürmen werden. Einem solchen Angriff kann Gasam nicht widerstehen.«
Shazad schäumte vor Wut. Wieder hatte er auf seine Ratgeber gehört, anstatt sich mit ihr zu besprechen.
»Vater, Gasam und seine Leute sind barbarische Nomaden! Sie brauchen die Stadt nicht! Wenn du dich als zu stark für sie erweist, wird nichts sie davon abhalten, einfach durch das landeinwärts gelegene Stadttor zu wandern. Da sich ihnen keine Armee entgegenstellt, werden sie in aller Ruhe die königliche Handelsstraße entlangschlendern und die erste Stadt erobern, die ihnen gefällt. Was willst du dann tun? Sie auf dem Landweg mit deiner Flotte verfolgen?«
»Schweig!« brüllte er. »Ich habe mir genug Frechheiten von dir angehört. Kehre auf dein Schiff zurück. Du hast dir das Recht verdient, dabei zuzusehen, wie wir Gasam und seine Barbaren zermalmen. Ich gebe zu, dass du unschätzbare Arbeit geleistet hast. Aber ich dulde nicht, dass du dich gegen meinen Willen auflehnst!«
Shazad stand auf und verneigte sich. Sie konnte nichts mehr tun, und sie wollte unbedingt bei der Flotte bleiben. »Verzeih mir, Vater. Ich lebe nur, um dir zu dienen. Ich kann mich einfach nicht zurückhalten, wenn es um dein Wohlergehen geht.
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