Schwarze Schilde
Leiber der Männer und roch ihre Körper. Die Taucher trugen Brillen aus Sleenhaut mit runden Glaslinsen. Wieder und wieder verschwanden sie scheinbar unermüdlich in den Wellen, um dort zu graben, zu sägen und Taue zu befestigen. Hin und wieder trieben neben den Holzstücken auch Leichen auf den Wellen dahin. Die Flut trug sie nach Süden; bis zum Morgen würden sie außer Sichtweite sein.
Auf der Kaimauer waren keine Lichter zu sehen. Falls Gasam und seine Königin noch dort saßen, so beobachteten sie die Geschehnisse im Dunkeln. Allerdings nahm sie an, dass die beiden sich zurückgezogen hatten. Heute Nacht würden keine Kämpfe mehr stattfinden; wenn überhaupt, dann erst am nächsten Vormittag. Shazad befahl, das Schiff außer Reichweite zu rudern und suchte erschöpft die eigene Kabine auf.
Am folgenden Morgen hatten sich die Pioniere einen breiten Weg durch die Hindernisse gebahnt. Sobald die Sonne aufging, befand sich die Prinzessin wieder auf ihrem luftigen Beobachtungsposten. Rings umher wurden Flaggen gehoben, gesenkt und geschwenkt, damit sich die Schiffe untereinander verständigen konnten. Trommeln dröhnten, Trompeten erklangen, und die Flotte setzte sich in Bewegung.
Diesmal jedoch rückten nicht alle Schiffe gleichzeitig vor. Die Zweibänker wurden auf den Hafeneingang zu gerudert und glitten in geordneter Reihe davon. Die Dreibänker folgten ihnen, während die Kriegsdrache sich nicht rührte.
»Saan!« rief Shazad zum Deck hinab. »Bringt uns so dicht an den Wellenbrecher heran wie nur möglich! Ich will sehen, was im Hafen vor sich geht.«
»Zu Befehl, Prinzessin«, lautete die Antwort, »wenn sie uns aber beschießen, muss ich außer Reichweite gehen. So lautet der Befehl Eures Vaters.«
»Ihr tut, was ich sage. Über Beschuss reden wir später.« Heute waren keine Bogenschützen auf dem Wellenbrecher zu entdecken. Anscheinend befand er sich in den Händen der Nevaner. Sie bezweifelte, dass der Feind Katapultgeschosse an ihr Boot verschwenden würde, wenn er eine ganze Kriegsflotte vor sich sah.
Als das erste Schiff den Hafeneingang passierte, erreichten sie den Wellenbrecher. Von ihrer Plattform aus konnte Shazad über die Mauer in den Hafen sehen. Sie war an den riesigen Hafen von Kasin gewöhnt, daher kam ihr das Hafenbecken von Floria klein und beengt vor. Sie fragte sich, ob ihr Vater tatsächlich seine ganze Flotte hineinquetschen wollte.
Feindliche Krieger standen auf den Mauern, schwenkten die Waffen und sangen. Die schwimmenden Katapulte waren zurückgezogen worden, um ihre Geschosse in das Hafenbecken feuern zu können. Auf den Mauern der Stadt standen bedeutend größere Katapulte, deren Wurfarme gespannt waren.
Shazad zuckte erschrocken zusammen, als etwas Großes über sie hinwegsauste. Sie sah hinauf und erblickte einen riesigen, unförmigen Gegenstand, der auf die Stadt zuflog. Er streifte den Mauerkranz und verschwand in den Gassen Florias. Suchend drehte sie sich um. Eine der chiwanischen Galeeren war näher gekommen, und der schwere Stein stammte von dem Katapult auf dem Bugturm.
»Endlich verdienen sich diese Riesen ihren Unterhalt«, sagte Saan, der sich zu Shazad gesellt hatte.
Unter dem Jubel der nevanischen Soldaten auf dem Wellenbrecher bahnte sich der erste Zweibänker einen Weg durch den Hafen. Der Bug der Galeere wurde von einem riesigen Schutzschild aus Holz bedeckt. Über den Ruderbänken standen Dächer aus dünneren Holzplatten.
Sobald der Eindringling den Hafeneingang hinter sich ließ, nahmen die schwimmenden Katapulte den Beschuss auf. Man hatte sie bereits auf den Eingang ausgerichtet, und die Steine prasselten unter ohrenbetäubendem Dröhnen auf die Schutzschilde und die Ruder, die teilweise sofort zersplitterten. Sie hörte Schreie, als die Männer von den schweren Rudergriffen, die ihnen aus der Hand gerissen wurden, Verletzungen erlitten.
Ein zweites Schiff folgte dem ersten. Wieder ging ein Steinhagel nieder. Dieses Schiff war nicht so gut geschützt und wurde bedeutend schlimmer beschädigt. Steine trafen das Deck, die Sturmtruppen und die Matrosen, die sich auf den schmalen Laufsteg kauerten, der zwischen den Ruderbänken verlief. Etliche Ruderer kamen ums Leben, aber das Schiff setzte seinen Weg fort.
Auch die beiden nächsten Galeeren nahmen Schaden, gelangten aber trotzdem durch den Hafeneingang. Als das fünfte Schiff eindrang, setzte der Feind die Katapulte auf den Stadtmauern ein. Bei diesen Geschützen wurden die Arme nicht von
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