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Schwarze Schilde

Schwarze Schilde

Titel: Schwarze Schilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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zurück und bleibt beieinander.«
    »Ihr wünscht, dass ich Befehle missachte?«
    Sie schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Ich befehle Euch, den König zu schützen! Wenn der Kampf unwiderruflich verloren ist, könnte mein Vater versuchen, sich umzubringen. Wenn das geschieht, dann müsst Ihr ihn – zur Not mit Gewalt – hierher auf die Mondschein schleppen. Mein Vater glaubt – wie auch viele andere Männer – an die Ehre. Was ist schon eine Schlacht? Was sind schon ein paar tausend Männer? Wir kehren heim, lecken unsere Wunden und schmieden neue Pläne. Noch gehört uns die Hauptstadt, eine riesige Armee und ein ganzes Königreich! Ich bin bereit, die nächsten dreißig Jahre gegen Gasam zu kämpfen, wenn es erforderlich ist. Der Gedanke, einen Krieg durch eine einzige glorreiche Schlacht zu entscheiden, hat schon oft dafür gesorgt, dass ein Thron den Besitzer wechselt.«
    Harakh saß eine Weile reglos da und spielte mit seinem Becher herum. »Ihr denkt gründlich und vorausschauend, Prinzessin.«
    »Anscheinend bin ich die einzige in unserem Reich, die das vermag. Werdet Ihr tun, was ich Euch aufgetragen habe?«
    »Das werde ich, Prinzessin.«
    »Gut. Da wir uns einig sind, erzähle ich Euch noch mehr. Harakh, es wird mehr und mehr zu meiner Aufgabe, die Verteidigung Nevas zu übernehmen. Mein Vater ist von Narren umgeben. Ich achte bei meinen Dienern auf zwei Dinge: Treue und Klugheit. Niemals würde ich jemanden auswählen, nur weil er aus einer einflussreichen Familie stammt. Mir ist der fähige dritte Sohn eines Landedelmannes lieber als ein dümmlicher Großherzog. Meine Gefolgsleute können sich durch Taten beweisen und emporarbeiten.«
    Sie blickte nach Süden. Die chiwanischen Galeeren hatten die Flotte fast erreicht. »Es wird spät. Ihr dürft Euch entfernen, um das Kommando über Euer Schiff wieder aufzunehmen, Kapitän Harakh.«
    Er stand auf und verneigte sich. Als er fort war, ließ sich Shazad ihre Schreibutensilien bringen. Im Morgengrauen brach ein Kutter zur Hauptstadt auf – und sie hatte dringende Botschaften, die er mitnehmen sollte.
     
    Die nevanische Flotte stürzte sich wie eine unaufhaltsame Naturgewalt, wie ein Erdbeben oder eine Flutwelle auf die Stadt. Diesmal unterblieb das angestrengte Rudern und die atemberaubende Geschwindigkeit, die während des Kampfes angesagt waren. Als Vorhut segelten mit seekranken Sturmtruppen beladene Boote auf den Wellenbrecher und die dahinterliegende Küste zu. Sie sollten beide strategisch wichtigen Punkte einnehmen und den Feind davon abhalten, Katapulte aufzustellen, die zur Bedrohung der nachfolgenden Flotte werden konnten. Bisher blieb alles ruhig.
    Shazad stand auf einem Ausguck am Mast der Mondschein, genau über der Rahe. Neben ihr wartete Kapitän Saan. Sie hatte dem Schiffszimmermann befohlen, ein Podest zu errichten, von dem aus sie den Kampf verfolgen konnte. Auf einem an der Reling befestigten Brett stand ein Fernrohr aus der Werkstatt des besten nevanischen Linsenherstellers.
    Urplötzlich stieß eines der Boote an ein unsichtbares Hindernis. Der Bug hob sich, als würde er von der Hand eines Riesen emporgehalten, und die Besatzung fiel ins Wasser. Die Schreie der Männer drangen bis zu Shazad hinüber. Ein weiteres Boot erlitt das gleiche Schicksal, die übrigen steuerten mit den Rudern gegen – und vermochten rechtzeitig anzuhalten.
    »Was ist passiert?« fragte sie Saan, der gerade durch das Fernrohr schaute.
    »Unterwasser Hindernisse«, erklärte er und reichte ihr das Glas. »Es könnte sich um Pfähle oder mit Spitzen versehene Balken handeln.«
    »Und was nun?« Shazad beobachtete die Boote. Um welche Hindernisse es sich auch handeln mochte, zahlreiche Männer hatten sich daran aufgespießt. Ihr Blut färbte das Wasser rot, und die Ertrinkenden krochen übereinander, während andere sich an den zerstörten Booten festklammerten. Shazad blickte zu Saan hinüber, der auf die Frachter deutete. Weitere Soldaten kletterten über die Reling in bereitliegende Boote.
    »Pioniere«, sagte er. »Maschinisten und Taucher. Sie werden die Hindernisse beseitigen. Dafür wurden sie ausgebildet. Es wird ein langer Tag werden.«
    »Es ist noch früh«, erwiderte Shazad.
    Die Sonne war erst vor kurzem aufgegangen. In den folgenden Stunden verfolgte sie gebannt, wie die Pioniere an die Arbeit gingen. Sie durchtrennten die Taue, mit denen die mit Spitzen versehenen Balken aneinandergebunden waren und wickelten ihrerseits Taue um die

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