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Schwarze Schilde

Schwarze Schilde

Titel: Schwarze Schilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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überwinterten oder zur Reparatur aufgebockt lagen. Schmale Schatten bewegten sich im Wasser; ungefähr ein halbes Dutzend vor jedem Schuppen.
    »Die Kanus!« rief Saan. »Ich habe mich schon gefragt, wo sie stecken.«
    »Was wollen sie denn mit Kanus in dem Irrenhaus dort ausrichten?« wunderte sich Shazad. Die Schiffe im Hafenbecken versuchten, sich in geordneten Reihen zu bewegen. Sie glitten rückwärts, damit das Heck auf die Nordseite des Hafens zeigte und sie der Mauer in einer langen Reihe gegenüberlagen. Der erste Dreibänker war noch immer damit beschäftigt, die Wrackteile des unseligen Zweibänkers abzuwerfen. Um ihr Leben kämpfende Männer und zahlreiche Leichen trieben in den Fluten.
    Es gelang den Schiffen nicht, die geplante Aufstellung zu nehmen, denn jetzt hatten die Kanus sie erreicht. Die Schiffe, die ohne ihre Geschwindigkeit, die sie auf See so gefährlich machte, nichts als Kampfplattformen waren, konnten ihre Katapulte nicht gegen die kleinen Kanus einsetzen, und auch die armbrustähnlichen Speerwurfmaschinen waren ungeeignet. Zahlreiche Kanus hielten Abstand und deckten die Schiffe mit einem Regen aus Pfeilen, Wurfspeeren und Steinen ein. Andere paddelten heran und versuchten, zu entern. Die Ruderer wehrten die Angreifer erfolgreich ab, die sich daraufhin auf die Schwachstellen an Bug und Heck konzentrierten. Krieger mit hohen Schilden fingen die Geschosse von den Schiffen ab. Andere schwangen lange Speere, mit denen sie nach der Besatzung stießen, um einen Platz an der Reling frei zu halten, damit ihre Kameraden leichter entern konnten. Shazad sah, wie unzählige Enterhaken ausgeworfen wurden.
    »Was haltet Ihr davon?« fragte sie Saan und ließ das Fernrohr sinken. Ihr Auge schmerzte, und ihre Muskeln fühlten sich verkrampft an. Sie hatte viel länger zum Hafen hinübergestarrt, als ihr bewusst gewesen war.
    »Eine kluge Vorgehensweise«, antwortete der Kapitän und rieb sich das stoppelige Kinn. »Sie haben begriffen, wie man Enterhaken benützt und beklagen kaum Verletzte. Der verdammte Gasam ist vorsichtig und geht gerissen vor. Aber am schlimmsten ist, dass er unserer Marine ihre größten Stärken vorenthält. Jetzt sind aus den Schiffe bloß treibende Bottiche geworden, denn hier haben wir keine richtige Seeschlacht. Wir haben viele Matrosen und Soldaten, geübte Kämpfer, aber nicht alle können an der Reling stehen. Wenn genügend Wilde an Deck gelangen, helfen Disziplin und Ordnung nicht sehr. Glaubt mir, werte Dame, bei einem Kampf an Bord zählen nur Wildheit und Mut.«
    Shazad dachte an die Schlacht außerhalb der Stadt, als die Insulaner die nevanische Armee einkreisten und zusammenquetschten, bis die Soldaten nicht mehr ausreichend Platz hatten, die Waffen zu schwingen. Dann fiel ihr etwas ein.
    »Saan, diese Katapulte … warum versuchen sie nicht, unsere Schiffe damit in Brand zu setzen?«
    »Darüber habe ich auch schon nachgedacht, Prinzessin. Schließlich müssen sie sich keine Sorgen machen, ihre eigenen Schiffe anzuzünden, wie es bei einer richtigen Seeschlacht passieren kann. Ich vermute, König Gasam will unsere Schiffe.«
    Sie war verblüfft. »Er will unsere Schiffe? Aber …« Sekunden später, noch ehe er antwortete, war ihr alles klar.
    »Gasam hat eine Armee, die bedeutend besser ist als die unsere – wenn ich das einmal sagen darf, Prinzessin. Aber er hat keine Marine, nur ein paar Kanus. Gewinnt er diese Schlacht, besitzt er eine Flotte!« Seine Stimme klang unbeteiligt, aber das Gesicht war unter der Sonnenbräune bleich und verbittert.
    »Aber würden unsere Kapitäne ihre Schiffe denn nicht versenken, ehe sie den Feinden in die Hände fallen? Sind sie nicht durch Eid dazu verpflichtet?« Sie wusste, wie dumm ihre Frage war, noch ehe sie ganz geendet hatte.
    »Prinzessin, ich glaube kaum, Euch erklären zu müssen, wie unsere obersten Marineoffiziere sich verhalten werden.« Er spuckte aus. »Sie werden weder die Schiffe versenken, noch sich in ihr Schwert stürzen. Sie werden sich ergeben und für Gasam arbeiten, wenn er ihnen die Gelegenheit bietet. Vor Dankbarkeit werden sie ihm auch den Hintern küssen.«
    Shazad umklammerte die Reling, bis ihre Knöchel bleich hervortraten. »Was ist er nur für ein Mann?« Sie kannte die Antwort. Gasam war ein König und Eroberer, und – im Gegensatz zu anderen Königen und Möchtegerneroberern – wirklich so fähig, wie er zu sein glaubte. Jetzt ertönte ein Geräusch, das sich mit dem Dröhnen in Shazads Kopf

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