Schwarze Schmetterlinge
pickelige Mann wurde mit Lena auf dem Rücksitz platziert. Auf dem Revier angekommen, setzte Lena sich an den Computer, konnte sich aber nicht konzentrieren.
»Weshalb wollen wir ihn denn festhalten? Was hat er sich zuschulden kommen lassen? Ich finde, dass er eigentlich wegen nichts verdächtigt wird. Er sollte doch nur diese unbekannten Männer in eine Pizzeria bringen. Kannst du das nicht schreiben?«
»Dann verhör sie eben! Verdammte Scheiße! Irgendwas kannst du ja wohl machen, oder?«
Lena stöhnte laut und nahm die wichtigsten Daten auf. Als sie so weit war, dass sie den Typen ziehen lassen wollte, kam Arvidsson mit einem ganzen Stapel von unaufgeklärten Einbrüchen und Ladendiebstählen aus dem letzten Jahr. »Klär das hier bitte auch gleich. Und nimm ihn in die Mangel! Die von der Kripo haben ja gerade keine Zeit, wie du weißt. Was ist denn los?«
Lena stand auf, trat ihren Stuhl beiseite und rannte aufs Klo. Er hörte, wie sie hinter sich abschloss.
»Was ist denn, Lena?«
»Du kapierst aber auch gar nichts!«
23
Als Felicia ihn am selben Morgen nach einer ganzen Reihe von Abschiedsküssen zum letzten Mal geküsst hatte, hatte Per selbstverständlich angenommen, dass sie da sein und auf ihn warten würde, wenn er nach Hause käme. Er hatte sich beeilt. Nur bei Lucullus hatte er kurz haltgemacht, die Zutaten zum Abendessen eingekauft und auf dem Markt einen Strauß roter Rosen und eine Flasche Rioja erstanden.
»Ich bin zu Hause!« Keine Antwort. Felicia wollte ab zwölf Uhr Überstunden abgleiten. Ob etwas passiert war? Nach einer Stunde Wartens fing er an, das Essen zuzubereiten. Am schönsten war es natürlich, gemeinsam zu kochen, ein wenig am Wein zu nippen und sich sozusagen im Vorbeigehen zufällig zu berühren. Ein Vorspiel für spätere Genüsse. Es war so sinnlich, das Essen zusammen abzuschmecken, die optimale Würze zu finden und zu wissen, dass das Beste noch kommen würde. Wenn man so lange warten konnte. Er lächelte in sich hinein bei der Erinnerung daran, wie sie am Spültisch Sex gehabt hatten. Wie er sie auf den Küchentisch gelegt und sie im warmen Licht des Kerzenleuchters genommen hatte. Dann weiter auf dem Fußboden im Flur, wie er sie spielerisch ins Badezimmer, dann ins Schlafzimmer gejagt hatte, bis sie den Akt unter dem Sternenhimmel auf dem Balkon abgeschlossen hatten, während der Verkehr auf Rudbecksgatan unter ihnen pulsierte. Eine Übung in Selbstbeherrschung. Die Schnitzkartoffeln waren allerdings angebrannt gewesen. Alles hat seinen Preis.
Er starrte auf sein Handy. Sollte er sie anrufen? Nein, wenn sie mitten in der Arbeit war, dann wollte er sie nicht stören. Er hörte die Mailbox ab. Die drei letzten Mitteilungen waren von Felicia. Sie handelten davon, was sie mit ihm anstellen würde, wenn sie nach Hause käme. Die erste Nachricht hatte er während der Kaffeepause im Aufenthaltsraum abgehört und war so heftig errötet, dass Lena gefragt hatte, ob es ihm nicht gut ginge. Die anderen beiden hatte er dann lieber in Abgeschiedenheit abgehört. Nachdem er das Abendessen so weit wie möglich vorbereitet hatte, hatte er immer noch nichts von Felicia gehört. Eine Unruhe machte sich in ihm breit, und er beschloss, joggen zu gehen, eine kürzere Runde auf der beleuchteten Strecke an der Universität.
Draußen nieselte es. Über dem Wald lag grauer Dunst. Auf der ersten Runde schien er einem jungen Mädchen mit Pferdeschwanz Angst zu machen. Sie drehte sich ständig um und starrte ihn an, als er immer näher kam. Er versuchte, freundlich zu lächeln, als er an ihr vorbeilief, nicht zu freundlich, eher väterlich und beschützend. Seine Gedanken kreisten die ganze Zeit um Felicia. Das Zusammentreffen am Bahnhof. Minute für Minute ging er die Begegnung durch. Wie schön sie gewesen war, wie sie da im Schein der Straßenlaterne in ihrem weißen Mantel, mit dem glänzenden dunklen Haar gestanden hatte. Was wusste er eigentlich von ihr? Wo war sie jetzt?
Er schob die unwillkommenen Gedanken beiseite. Wenn Pernillas abwegige Vorbehalte ihn dazu bringen würden, in die falsche Richtung zu denken, dann wäre das ein reiner Betrug an Felicia. Nach einer Runde blieb er stehen und nahm sich eine Handvoll Blaubeeren, während er nachdachte. Zum Entsetzen des armen Mädchens, das, als sie ihn keuchend in den Blaubeeren kauern sah, wie vom Donner gerührt stehen blieb und geradewegs in den Wald rannte.
»Ich bin Polizist. Ich kann mich ausweisen«, rief er ihr hinterher,
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