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Schwarze Schmetterlinge

Schwarze Schmetterlinge

Titel: Schwarze Schmetterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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mit dem Geräusch, und diese Badeente hat auch dir gehört. Hier ist ein Bild, das ich in einer Mülltonne bei Oma gefunden habe. Das ist Mama bei einem Auftritt im Birdland Club.«
     
    Ein Schwarz-Weiß-Foto von einer jungen Frau in Abendkleid und langen Handschuhen und einer aufgetürmten, welligen Frisur, wie Rita Hayworth in »Gilda«. Die Band war im Hintergrund nur zu erahnen. Hinter dem Mikrofon lächelte verführerisch ein geschminkter Mund. Für Per war es ein seltsames Gefühl. Es dauert eine Weile, bis man eine neue Wirklichkeit annehmen und sie zu seiner machen kann.
     
    »Deine Babykleider sind auch noch da, und in der Schachtel hier liegt ein kleines Büschel von deinen Haaren. Siehst du? Eine kleine rote Locke, als dir die Haare zum ersten Mal geschnitten wurden. Ich habe sie dir abgeschnitten. Dafür habe ich eine Ohrfeige bekommen.«
     
     
    5
     
    Per Arvidsson sah aus dem Fenster des Eckzimmers, das ihm bei der Polizeibehörde in Örebro zugeteilt worden war. Es war ein schneller Entschluss gewesen, aber was hatte er schon zu verlieren? Rechts lag das Schönheitsinstitut von Kerstin Rapp, links die Olaus-Petri-Kirche, ein Farbengeschäft und eine große Straßenkreuzung. Von seinem Fenster aus hatte er den perfekten Überblick, was Verkehrsunfälle anging. So gesehen war es die einzige persönlich bewachte Kreuzung in Örebro.
     
    Er zog das Fenster zu, das einen Spalt offen gestanden hatte, und sperrte den Verkehrslärm aus. Die Luft war kühler, als es die helle Herbstsonne hätte vermuten lassen. Er warf einen Blick auf die Uhr. Es war Viertel vor zehn. Als er die oberste Schreibtischschublade öffnete, um den Briefumschlag von Pernilla herauszuholen, lag der nicht so da, wie er ihn hineingelegt hatte. Dasselbe war heute Morgen mit den Papieren auf seinem Schreibtisch der Fall gewesen. Vielleicht war er ja übertrieben pedantisch, aber er mochte den Gedanken nicht, dass man in seinen Sachen wühlte. Jemand hatte die Pressemitteilungen, die er sich herausgesucht hatte, an eine andere Stelle gelegt. Außerdem fehlte sein privater Parker-Stift.
     
    Nachdenklich zog er den Umschlag heraus und blätterte den Inhalt durch. Ein Schwarz-Weiß-Foto, im Fotoatelier Wasa aufgenommen, fiel auf den Tisch. Eine schöne Frau im Ballkleid war darauf zu sehen. Er nahm an, dass es Helen war. In der einen Hand hielt sie ein Weinglas. Der andere Arm war zur Seite ausgestreckt, aber die Hand fehlte. Das Format des Fotos war ungewöhnlich, und das Fehlen des weißen Randes an der linken Seite des Bildes deutete darauf hin, dass das Foto auseinandergeschnitten worden war. Ganz unten in der Ecke stand ein Datum. Per beschloss, sich ans Fotoatelier zu wenden, um an das Original zu gelangen.
     
    Ansonsten enthielt der Umschlag einige schlecht erhaltene Fotos von ihm selbst und Pernilla, Schwarz-Weiß-Fotos mit hässlichen Flecken und Eselsohren. Ein Bild, wahrscheinlich von dem Mietshaus, in dem sie gewohnt hatten, weckte seine Aufmerksamkeit. Ein anderes Foto zeigte einen Mann, der auf der Treppe saß und Pfeife rauchte, das Gesicht vom Hut verborgen, sodass man nur die Linie des Unterkiefers ahnen konnte. Auf seinem Schoß saß ein kleines Mädchen in altmodischem Kleid und mit einer Schleife im Haar.
Papa und Helen
stand mit schnörkeliger altmodischer Schrift auf dem Bild. Ansonsten waren da einige maschinengeschriebene Briefe von verschiedenen Behörden, Schulfotos, Taufurkunden, bezahlte Rechnungen mit aus heutiger Sicht lächerlich niedrigen Beträgen und eine gepresste Rose mit zerkrümelten Blättern. Ganz unten im Umschlag lag eine Bleistiftzeichnung. Sie stellte eine Gerichtsszene dar. Am Rand stand mit eckigen Buchstaben das Wort
Salomo.
Ob Helen sie selbst gezeichnet hatte?
     
    Das Klingeln des Telefons riss Arvidsson aus seinen Gedanken.
     
    »Betrunkene Pennerin, die abgeführt werden muss. Wehrt sich wie blöd. Ist Lena da? Wir haben noch einen Hinweis auf ein illegales Taxi gekriegt. Übernehmt ihr das, Arvidsson?« Warum waren weibliche Betrunkene immer so viel schwieriger im Umgang als männliche? Sie waren weitaus aggressiver, dachte er. Vielleicht rechneten sie damit, voller Verachtung und Überlegenheit behandelt zu werden.
     
     
    Das Polizeigebäude wurde gerade umgeräumt und renoviert. Arvidsson ging im Flur an Zimmerpflanzen, Schubladen, Müllsäcken, leeren Bücherregalen, Aktenstapeln, Leitern und Schränken vorbei. Die Einarbeitungszeit bei der Polizei in Örebro war vorüber, und

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