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Schwarze Schmetterlinge

Schwarze Schmetterlinge

Titel: Schwarze Schmetterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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schwarzen Schatten, wenn es durchs Zimmer kroch. Jetzt kam es auf das Bett zu, auf dem Mama lag. Der kleine Bruder schrie hysterisch. Im Kühlschrank gab es den leckeren Raclette-Käse, von dem man mit einer dünnen Schnur Scheiben abschneiden konnte. Den durfte man nicht anrühren, denn er war für den Fall gedacht, dass die Frau vom Jugendamt kam. Dann wurde der Fußboden gewischt, und auf die Betten wurden die Tagesdecken gelegt, und Pyrets Haare wurden zu zwei harten Zöpfen geflochten.
     
    Die Kerzenträger waren der Meinung, dass man den Käse durchaus essen dürfe, aber Pyret zögerte. So viele Ja-Sager gegen Pyrets mickriges kleines Nein. Sie beschlossen gemeinsam, dass sie den Käse essen durfte. Pyret schielte zu Mama hinüber. Sie schlief mit offenem Mund. Ein schmutziger Fuß bewegte sich außerhalb der Decke.
     
    Der Käse war genau das, was der Bauch brauchte, um glücklich zu sein. So gut, so unglaublich gut, dass Pyret ganz schwindelig wurde und wild und warm. Wenn der Schreihals nur mal Ruhe geben könnte, damit er Mama nicht aufweckte! Wenn der so weitermachte, dann konnte er nicht länger im Haus bleiben.
     
    Die Decke glühte. Pyret versuchte, den Bruder auf den Arm zu nehmen, und verbrannte sich die Finger. Mit einem Mal war es ungeheuer heiß im Zimmer. Die Gardine war aufs Sofa gefallen. Die Polster brannten. Pyret zupfte Mama die Decke ab und wickelte sie um den kleinen Körper, während sie schreiend mit ihm zur Tür rannte. Die Hitze floss durch die Luft. Der Rauch brannte in den Augen. Die Nase lief.
     
    »Mama, wach auf!« Es schmeckte nach Rauch im Mund. Der erstickende Rauch war überall. »Mama, wach auf! Du musst aufwachen!«
     
     
    Am Tag danach war ein Bild in der Zeitung. Ein großes Bild auf der ersten Seite mit Pyret, die ihren kleinen Bruder im Arm hielt. Im Hintergrund glühte immer noch das Skelett von dem, was einmal ihr Zuhause gewesen war, ein baufälliger Hof. Die Erzieherin hatte gesagt, sie sei eine Heldin. Wie Zorro, nur eben ein Mädchen. Sie hatte allen Kindern in der Gruppe die Zeitung gezeigt.
     
    Mama hatte sie umarmt und geküsst und gesagt, dass sie stolz sei, so eine tapfere Tochter zu haben. Worte wie »Danke«, »Mein Liebling«, »Geliebtes Kind« taten ihr so gut. Ihr wurde ganz warm im Bauch davon. Und als sie erzählte, dass sie den Käse gegessen hatte, den feinen Käse, der die Frau mit dem ernsten Gesicht etwas weniger gefährlich machen sollte, da war Mama ihr so fest durch das offene Haar gefahren, dass sie mit den Fingern in den verfilzten Zotteln hängen geblieben war.
     
    »Das macht doch nichts.«
     
    Aber wie das Feuer entstanden war, das konnte sie nicht erzählen, obwohl sie wieder und wieder gefragt wurde. Nicht der Polizei und auch nicht der netten Frau von der Zeitung. Nicht alle Menschen können die Kerzenträger sehen und wissen, welche Spiele sie spielen. Man muss vorsichtig sein und darf sie nicht beim Namen nennen. Sonst kommen sie, wenn man schläft, und schleichen sich in den Traum hinein und machen ihn zur Wirklichkeit. Und dann ist man allein mit ihnen.
     
     
    2
     
    »Sie hat mich angelächelt, hast du das gesehen, Per?« Folke Arvidsson nahm die Serviette und wischte seiner Frau sorgfältig das Kinn ab, ehe er einen weiteren Löffel Erdbeercreme zu ihrem verständnislosen Mund führte und ihr über die Wange strich. Sie wandte ihr Gesicht der zärtlichen Berührung entgegen und machte ein schmatzendes Geräusch.
     
    »Sie hatte eben beim Lächeln dasselbe listige Blitzen in den Augen wie damals, als ich sie gefragt habe, ob sie meine Brille gesehen hat, und ich sie auf der Stirn trug.«
     
    Kriminalinspektor Per Arvidsson betrachtete seine Mutter mit einem wachsenden Gefühl der Verzweiflung. Er suchte in ihrem ausdruckslosen Gesicht nach einer kleinen Veränderung, nach einem Schimmer des Wiedererkennens unter den halb geschlossenen Augenlidern, doch da war nichts. Sie war so dünn geworden, seit er sie zuletzt gesehen hatte. Wahrscheinlich hatte er sich, während er im Kosovo war, andere und weniger eindringliche Bilder von ihrem Gesundheitszustand gemacht. Aber sie war doch leichter und der Rücken gebeugter, als er es in Erinnerung gehabt hatte.
     
    Es waren fast sechs Monate seither vergangen, und das Leben veränderte sich unaufhörlich. Britt lag wie ein aus dem Nest geworfenes Vögelchen da, zusammengekauert, die Knie in Embryonalstellung unter dem Kinn. Der Körper füllte nur den oberen Teil des

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