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Schwarze Schmetterlinge

Schwarze Schmetterlinge

Titel: Schwarze Schmetterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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Fluss, die kobaltblaue Wölbung des Himmels und die farbensprühenden Ahornbäume gleiten. Er suchte die Antwort hinter den verschlossenen Augenlidern. Wenn Maria jetzt hier stünde und das Leben eine neue und unsichere Wendung nehmen würde? »Ich denke, ich würde es mit der Angst zu tun kriegen.«
     
    »Glaube ich auch.« Die Anspannung, die den Körper des alten Mannes beherrscht hatte, ließ ein wenig nach. »Ich muss dir etwas erzählen, Per. Etwas, das ich dir schon längst hätte sagen sollen. Lass uns einen Spaziergang am Fluss machen. Da draußen kann man leichter atmen. Und klarer denken und freier reden.«
     
    Folke küsste seine Frau auf die Stirn, ehe er seinen Mantel vom Besuchersessel nahm. Sie sabberte, und ein Tropfen zähen Speichels hing ihr vom Kinn, ehe er auf die Decke fiel. Per schloss die Augen. Er wollte das nicht sehen.
     
    Wenig später gingen sie unter den gelb gefärbten Laubbäumen am Fluss entlang.
     
    »Der Herbst ist dieses Jahr früh dran. Ich mag die satten Farben«, meinte Folke Arvidsson. »Unter einem klaren blauen Himmel durch das Laub zu stapfen, am frühen Morgen der Elfenreigen über den Wiesen, wenn die Sonne noch groß und rot ist und den Boden erwärmt. Ich mag den Anblick der ätherischen Engelwesen, wie sie aus der Unterwelt aufsteigen. Wie sinnlich sie ihre Schleier im Tanz bewegen. Man kann ihre Gesichter erahnen, jung und gleichzeitig uralt. Das weiße, wallende Haar. Kleine, durchsichtige Füße, ständig in Bewegung, und die schwebenden Röcke. Das setzt bei einem alten Mann die Phantasie in Gang. Das ist schön. Ich hoffe, dass sie einen Schleiertanz für mich tanzen, wenn ich unter die Erde gebracht werde.«
     
    »Aber so weit ist es ja wohl noch nicht.«
     
    »Nein, vielleicht noch nicht ganz. Der Herbst war für mich immer der Anfang von etwas Neuem, der Beginn eines neuen Schuljahrs, ein unbeschriebenes Blatt, frisch gespitzte Stifte und neue Schüler, ein neuer Stundenplan. Sollen wir uns da hinten auf die Bank setzen?«
     
    Folke Arvidsson bog vom Kiesweg ab und lenkte seine Schritte über die Wiese.
     
    »Du willst also umziehen, Per. Hast du schon überlegt, wohin?« Er wischte ein paar nasse Ahornblätter von der Bank und setzte sich, während er lächelnd einem kleinen Jungen nachschaute. Der Kleine hielt einen älteren Mann an der Hand und trug ein Rindenschiffchen in der anderen Hand. Gemeinsam befestigten sie als Segel ein dunkelrotes Ahornblatt am Mast. Dann balancierte der Kleine auf die Steine hinaus, um das Schiff ins offene Wasser zu legen. Mit seiner kleinen Hand wischte er die Blätter im Wasser beiseite, damit die Fahrrinne offen war. Als das Rindenschiffchen in Richtung Schleuse davonglitt, lachte er. Hand in Hand liefen die beiden am Fluss entlang, bis sie das Rindenschiffchen mit seinem roten Segel aus dem Blick verloren.
     
    »Nein, ich muss mal sehen, wo ich lande. Ich habe mich auf ein paar Stellen im Süden des Landes beworben.« Per Arvidsson betrachtete seinen Vater und fragte sich, ob er überhaupt zuhörte. Er schien völlig von der Wasserung des Rinden-Schiffchens eingenommen. Ein wehmütiges Lächeln. Ein verträumter Blick. Die Sehnsucht nach Enkeln, die offenbar nicht kommen wollten? Per merkte, wie er langsam wütend wurde. Ich werde nicht die erstbeste Frau schwängern, nur weil du deine Gene verbreitet sehen willst. So einfach ist das nicht. Hör auf, so blöd zu grinsen, Papa, und komm zur Sache.
     
    »Du wolltest mir etwas erzählen.«
     
    Folke zuckte zusammen und kehrte aus seinem Tagtraum zurück. »Ein süßer kleiner Junge, fast so wie du, als du klein warst. Frech und mit verstrubbelten Haaren. Es hat sich gut angefühlt, so eine kleine Jungenhand zu halten. Zu spüren, dass einem jemand rückhaltlos vertraut. Es ist schon etwas Besonderes mit Kindern.«
     
    »Du wolltest mir etwas erzählen. Ich hatte das Gefühl, dass es wichtig sei.« Per Arvidsson merkte, dass sein Ton schärfer wurde, als er beabsichtigt hatte, und beeilte sich, das wieder zu glätten. »Ich höre jetzt gern zu.«
     
    »Ich hätte schon viel früher mit dir reden sollen. Wenn ich Britt nicht in einer schwachen Stunde versprochen hätte, Stillschweigen zu bewahren, dann hätte ich schon früher mit dir gesprochen. Ich habe viel hin und her überlegt, aber ich denke, dass sie nicht das Recht hat, mich an ein solches Versprechen zu binden. Nicht ein Leben lang. Nicht wenn sich die Voraussetzungen im Lauf der Zeit verändert haben. Ich

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