Schwarze Schmetterlinge
Arvidsson vor und sagte, es gehe um eine Immobilienangelegenheit. Die Sekretärin ließ sich herab, ihm zu erklären, dass Herr Fernström nicht zu sprechen sei. Per dachte über weitere Lösungen des Problems nach und unternahm einen neuen Versuch mit einer etwas anderen Stimme.
»Ja, hallo, hier Pelle. Hör mal, Kleine, jetzt verbindste mich mal mit Morgan, okay?« Die Sekretärin fiel auf den familiären Ton herein und fragte diesmal weder nach seinem Nachnamen noch nach seinem Anliegen.
»Einen Moment. Gleich.« Ein paarmal Klingeln. »Tut mir leid, er scheint zu Tisch zu sein.«
»Weißt du, wo er hin ist?«
»Er sitzt im Schlosskeller.«
Ganz hinten in der Ecke, den Arm um eine sehr junge und für die Jahreszeit auffällig leicht gekleidete Frau gelegt, saß Morgan Fernström mit dem Rücken zur Tür. Per Arvidsson legte die Hand auf seine Schulter. Morgan drehte sich träge um und musterte ihn von oben bis unten.
»Wollen Sie was von mir?«
»Ich bin ein guter Freund von Felicia. Ich will den Schlüssel zu ihrer Wohnung.«
»Und warum sollte ich Ihnen den geben?«
»Damit ich nicht Ihre Frau darum bitten muss.«
Morgan betrachtete sein Gegenüber, schätzte ihn hinter halb geschlossenen Augenlidern ab und befand ihn für glaubwürdig.
»Hier.« Er hakte einen Schlüssel aus dem Bund in seiner Jackentasche. »Sagen Sie ihr, dass sie ihre Sachen rausholen soll. Da stehen schon andere Schlange.« Er legte seine riesige Hand mit Besitzeranspruch auf den Oberschenkel der blonden Frau. Sie machte keinen Versuch, die Hand wegzuschieben. »Felicia war nicht sonderlich gut darin, die Miete zu zahlen.«
Arvidsson ballte die Faust in der Hosentasche und biss die Zähne zusammen. Der Schlüssel wurde vor ihm auf den Tisch gelegt. Er griff ihn sich und ging dann mit einer Hast aus dem Saal, die die anderen Gäste veranlasste, sich nach ihm umzudrehen.
Erst jetzt spürte er, wie kalt die Luft draußen war. Der Frost lag wie ein glitzernder Flor über dem Bürgersteig. Per merkte, wie er fror. Er musste unbedingt nach Hause und sich eine anständige Jacke anziehen. Vor dem Zeitungskiosk am Hochhaus blieb er stehen. Ein Wort in einer Schlagzeile hatte ihn eingefangen. Kronviken. Er nahm eine Zeitung aus dem Ständer und warf einen Schein auf den Tresen. Dann überflog er den Text über die Frau, die man auf dem Rastplatz an der Südausfahrt in Kronviken gefunden hatte. Eine Frau mit einer blauen Häkelmütze.
Die Zeitungen, die sich angesammelt hatten, während er mit Felicia in Rom gewesen war, lagen in einem Stapel im Flur seiner Wohnung. Als er am Abend zuvor ohne Felicia nach Hause gekommen war, hatte er keine Kraft gehabt, ihnen einen Gedanken zu widmen. Jetzt blätterte er sie durch, mit dem wachsenden Gefühl, allmählich verrückt zu werden. Bella Svanberg? Könnte sie die Tote sein? Das Alter stimmte. Aus der Reportage ging hervor, dass Hartman für die Ermittlungen verantwortlich war. Per wühlte in seiner Jackentasche nach dem Handy. Warum sollte das Opfer in Kronviken Bella sein? Und was in aller Welt machte sie da? Maria Wern ging an Hartmans Telefon. Einen Augenblick lang war Arvidssons Zunge wie gelähmt.
»Und, was machen das Leben und die Liebe?«, fragte sie. Er konterte mit derselben Frage, ohne jedoch das Schweigen deuten zu können, das folgte, und ging schnell zum eigentlichen Anliegen seines Anrufs über. Er fragte, ob man schon die Identität der ermordeten Frau habe feststellen können.
»Ich arbeite daran. Wenn du eine Idee hast, bin ich dir dankbar«, sagte sie. Er berichtete ihr von seinen Überlegungen, ließ allerdings ein paar persönlichere Details vom Abend in der Freimaurerloge aus. Bella war bei dem Brand im Conventum dabei gewesen, wo sie an dem Tag zufällig geputzt hatte. Sie hatte mit ihm Kontakt aufgenommen und gesagt, sie habe etwas zu erzählen, doch er hatte sie an seine Kollegin und die Bürozeiten am folgenden Tag verwiesen. Wenn nun die Frau, die sie gefunden hatten, Bella war?
»Wir haben die Leiche der Frau auf einem Rastplatz an der Ausfahrt Süd gefunden, ungefähr zehn Meter vom Wasser entfernt. Aber der Mord ist nicht am Fundort begangen worden.«
»In der Zeitung steht, dass die Kleider Brandspuren aufweisen«, sagte er.
»Das ist eine Untertreibung. Die Leiche ist verbrannt. Die Körperteile, die auf dem Boden waren, sind ziemlich unversehrt, aber der Rest ist nur noch
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