Schwarze Schmetterlinge
auf sich acht.« Sie brachte ihn in die Diele hinaus. »In welchem Sternzeichen sind Sie geboren?«
»Löwe. Ich bin im August geboren.« Er merkte, wie die Magie nachließ. Die Stimmung, die ihn so eingefangen hatte, dass er beinahe Felicias Gegenwart im Raum spüren konnte, lockerte ihren Griff und wurde durch die Frage ersetzt, die Bella ihm im Zug gestellt hatte. Welches Sternzeichen?
»Löwe. Das ist ein Feuerzeichen. Vielleicht haben Sie mehr Kraft, als man zunächst meinen könnte. Passen Sie gut auf sich auf.« Mit einem Mal sah Elaine alt und traurig aus. Das lag zum Teil an der Beleuchtung, aber nicht allein. Sie sackte im Rollstuhl zusammen und verlor ihre sonst so aufrechte Haltung. Das Lächeln erlosch und machte etwas Platz, das wie Wehmut aussah. »Ich hätte es begreifen müssen«, sagte sie.
Gerade als Per sich umdrehen und fragen wollte, was sie damit meinte, schlug die Tür zu, und er befand sich allein unter der Straßenlaterne auf dem Weg … ja, wohin? Nicht nach Hause in seine leere Wohnung. Das vermochte er nicht. Die Schritte lenkten ihn zu der Anschrift, die auf dem Zettel in seiner Tasche stand. Es überfiel ihn eine Sehnsucht, die so stark war, dass sie ihm einen Moment lang den Atem raubte. Felicia! Was sie auch getan hätte, er würde ihr verzeihen, wenn er sie nur einen Moment lang im Arm halten dürfte.
Der Mond erhellte den Weg am Fluss entlang. Als er zu den großen Ulmen kam, erhoben sich Hunderte von Dohlen zum Himmel und formierten sich zu einem großen schwarzen Geist. Ihr Lärm übertönte alle anderen Geräusche und verdrängte seine Gedanken. Plötzlich war die Luft voller kreischender Vögel. Er fühlte sich gefangen in einem Geräusch, das sich unentwegt fortsetzte, ohne dass er Einfluss darauf nehmen konnte. Die Blätter blieben an den Schuhen kleben, kletteten sich an ihn und gingen mit, Schritt für Schritt weg von dem quälenden Lärm, der über seinem Kopf dröhnte, in seinem Kopf, im ganzen Körper.
Schließlich stand er vor dem Haus, in dem sie wohnte. Er versuchte auszurechnen, welche Wohnung die ihre war. Dritter Stock. Aussicht über den Fluss. Die Gardinen waren zugezogen. Wie offene schwarze Brunnen starrten die Fensteraugen ihn an. Er beugte sich zur Erde, hob einen Stein auf und warf. Es klirrte an der Scheibe. Nichts geschah. Er warf noch einen. Wartete. Vielleicht war sie da drinnen und beobachtete ihn jetzt. Ohne sich zu zeigen. Vielleicht auch nicht.
Er wusste nicht, wie lange er vor Felicias Fenster stehen blieb. Doch als er vor Kälte zitternd in sein Bett kroch, um den Wecker zu stellen, erstaunte es ihn, dass es bereits nach zwei war.
34
Vier Stunden später erwachte Per Arvidsson mit Kopfschmerzen, die den Fußboden vor seinen Augen schwanken ließen. Langsam stieg die Wirklichkeit in sein Bewusstsein und ersetzte die Bilder des Traumes. Pernilla hatte versucht ihn zu warnen, hatte versucht ihn dazu zu bringen, dass er einsah, dass Felicia ein Verhältnis mit Morgan Fernström hatte. Damals war er wütend auf seine Schwester gewesen. Die Frage war, ob er jetzt nicht noch wütender war, da sich die Anschuldigung als wahr erwiesen hatte.
Es tat so weh, sich vorzustellen, wie Felicias schöner Körper auf dem eines vertrockneten Alten ritt. Er konnte sich nicht gegen die Bilder wehren, die vor seinem inneren Auge entstanden, und fühlte Ekel darüber, sie mit einem anderen geteilt zu haben. Die Lügen, die sie ihm ohne zu zögern direkt ins Gesicht gesagt hatte, quälten ihn noch mehr. Gab es denn wenigstens in den Gefühlen, die sie ihm gegenüber gezeigt hatte, eine Wahrheit?
Per Arvidsson schlug wieder und wieder hart mit der Faust gegen die Wand, bis er ein vorsichtiges Klopfen vom Nachbarn nebenan vernahm. Lügen, aber nicht nur Lügen. Sie hatte erzählt, dass es einen anderen Mann gegeben habe, dass sie aber die Beziehung beendet habe. War das eine Halbwahrheit gewesen? Hatte er nicht ein Recht darauf, das zu erfahren?
Er starrte in den Kühlschrank auf das trockene Stück Käse und die Milch, deren Haltbarkeitsdatum seit Langem überschritten waren. Beim Gedanken daran, etwas zu essen, drehte sich ihm der Magen um. Felicia! Was sollte er nur tun? An einem Tag wie diesem zu arbeiten war eine größere Herausforderung, als wenn er eine Grippe gehabt hätte. Immerhin fing sein Dienst erst nachmittags um drei an.
Er wählte die Nummer zu Morgan Fernströms Büro, stellte sich als Per
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