Schwarze Seide, roter Samt
umzugehen.
»Ich gehe zur Polizei. Besser einmal zuviel als zuwenig.« Ächzend
schlüpfte er in seine Jeans sie waren seit gestern schon
wieder enger geworden, schuldbewußt erinnerte er sich des
opulenten Essens vom Abend vorher im »Las Flores«, mittlerweile
sein Stammlokal und quälte sich in sein Hemd. Es war so
verdammt heiß! »Und ich kann dir sagen, sie erlebt wirklich
etwas, wenn sie heimkommt«, wiederholte er düster.
Taleb hatte sich an Land bringen lassen und war dann nach San
Pedro gefahren, inkognito natürlich. Er saß jetzt in einer weißen
Prachtvilla, im maurischen Stil erbaut, gleich neben dem luxuriösen
Guadalmina Golf Hotel gelegen, und jenseits der weißen
Mauer, nach nur wenigen Metern Strand, lockte einladend das
Meer. Zu Talebs Füßen glitzerte blau das Wasser des Swimmingpools.
In der Hand hielt Taleb ein hohes, schmales Glas, in dem
ein giftgrünes Getränk glitzerte; es war garniert mit Orangen und
Kiwischeiben und einem kleinen roten Sonnenschirm aus Papier.
Neben ihm saß Scheich Mandouh el Din, der Besitzer der Villa.
Er hatte am Morgen eine Nachricht an Bord der Maria Luna
gesandt, in der er Taleb darum bat, ihm einen Besuch abzustatten.
Ein Rolls Royce hatte Taleb am Hafen abgeholt, ein Stück
weit über die sonnenhelle Straße gefahren und war dann in das
palmenbestandene, schattige San Pedro, über dessen weißen
Mauern verschwenderisch der leuchtendrote Hibiskus wucherte,
eingetaucht wie in eine Oase. Taleb wußte, daß er durch unsichtbare
Kameras beobachtet wurde, während sich das Tor zur Villa
lautlos vor ihm auftat und ebenso leise hinter ihm schloß. Ein
Hain von Blumen, paradiesische Düfte empfingen ihn und das
Schäferhundrudel des Mandouh el Din. Die Tiere bellten und
umsprangen den Besucher mit gebleckten Zähnen, aber Taleb
wußte, daß er keine Angst zeigen durfte. Die Tiere waren perfekt
abgerichtet, sie taten ihm nichts, aber Mandouh liebte es, auf
diese Weise gleich die Nerven seiner Besucher auf die Probe zu
stellen. Die beiden Männer tauschten ein paar höfliche Bemerkungen
aus, dann kam Mandouh zur Sache. »Es geht um L. A.«
Er sprach von Leon Askew, der zufällig tatsächlich aus Los
Angeles kam und von allen immer nur nach seiner Heimatstadt
benannt wurde: L. A. Er hatte das Heroin an Bord der Maria
Luna gebracht. »Wir haben Hinweise, daß ihn die Polizei beinahe
geschnappt hätte. Ihm selber muß das auch klar gewesen sein,
sonst hätte er uns das Heroin nicht so früh gebracht.«
»Was idiotisch war. Trebois verliert vollkommen die Nerven
darüber. Übrigens auch jemand, über den wir mal reden sollten.
Ich halte ihn für nicht zuverlässig.«
Mandouh nickte. Männer ohne Nerven konnte man in diesem
Geschäft nicht brauchen. »Ich denke, L. A. sollte eliminiert
werden«, sagte er und nahm einen tiefen Schluck von seinem
Getränk. »Der packt aus, wenn man ihm dafür Strafnachlaß
verspricht, und das sollten wir nicht riskieren.«
»Keinesfalls«, stimmte Taleb zu. Er wußte dabei genau, daß
seine Zustimmung nur eine Formsache war ebenso wie es nur
aus Höflichkeit geschah, daß Mandouh ihn kommen ließ und mit
ihm über die Angelegenheit sprach. Er bestimmte ohnehin, was
geschah. Wenn er beschlossen hatte, daß L. A. sterben sollte,
dann würde L. A. sterben, daran konnte niemand mehr etwas
ändern. Im übrigen legte Mandouh großen Wert darauf, über
alles, was geschah, stets informiert zu sein. »Es hat übrigens
einen Unfall gegeben«, sagte Taleb. »Marco und seine verdammten
Liebesspiele
Das Mädchen war nachher tot. Jetzt liegt es in
einer Truhe und kann erst in Afrika von Bord gebracht werden.
Mir ist diese Ladung allmählich etwas zu heiß. Ich will gerade
jetzt unter keinen Umständen plötzlich die Polizei auf meiner
Fährte haben.« Mandouh nickte langsam. Ein spanischer Diener
näherte sich diskret und tauschte die beiden leeren Gläser gegen
neue aus. Eine Katze, siamesisch und bildschön, mit schwarzem
Gesicht und tiefblauen Augen, tauchte aus den Oleanderbüschen
auf und sprang mit einem geschmeidigen Satz auf Mandouhs
Schoß. Er streichelte sie zärtlich. Der große Rubin an seinem
rechten Ringfinger leuchtete hell in der Sonne. »Marco Garibaldi
«, sagte er. »Wenn er diesen Unsinn nicht läßt, sollten wir uns
überlegen, was wir mit ihm machen. Entweder er bekommt
seine
Neigungen in den Griff, oder wir müssen uns von ihm
trennen.«
»Er
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