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Schwarze Seide, roter Samt

Titel: Schwarze Seide, roter Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Carlott Fontana
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wird diese Neigungen nie in den Griff bekommen«, sagte
Taleb.
    Die Katze begann leise zu schnurren. »Wir werden auch dieses
Problem lösen«, entgegnete Mandouh gelassen. »Jetzt kümmern
wir uns zunächst um L. A.!«
     
    Laszlo war duschen gegangen, und zwar in seine eigene Kabine,
aber er hatte Marion versichert, er werde bald wiederkommen.
Kaum war er zur Tür hinaus, stürzte sich Marion auf den Orangensaft,
der noch immer auf dem Frühstückstablett stand, und
trank ihn in gierigen Zügen. Ihr Durst war inzwischen so brennend
geworden, daß es sie kaum mehr interessierte, ob man sie
vergiftete oder nicht.
    Als sie den letzten Schluck getrunken hatte, wurde ihr schwindelig,
und die Müdigkeit schoß ihr geradezu in die Knochen. Sie
konnte nicht mehr aufstehen. Sie schlief ein, ehe sie überhaupt
realisiert hatte, was mit ihr geschah.
    Es dauerte nicht lange, bis sie wieder erwachte, und das Erwachen
glich einem Alptraum. Ihr war übel, und sie hatte panische
Angst. Warum ließ man sie nicht gehen? Warum setzte man sie
unter Schlafmittel? Ihr fielen Christians Geschichten ein; wirr
und erschreckend glitten sie durch ihr Gedächtnis. Mühsam
erhob sie sich und wankte zur Tür, aber entsprechend ihrer Erwartung war sie verschlossen. Mit einer kraftlosen Bewegung
schlug sie dagegen, aber nichts rührte sich. Wahrscheinlich hörte
man sie nicht einmal. Ihre einzige Hoffnung war der Brief, den
sie geschrieben hatte. Wie spät war es? Sie versuchte sich zu
erinnern, welche Antwort Laszlo auf ihre Frage nach der Zeit
gegeben hatte. Wenn sich nur nicht alles in ihrem Kopf drehen
würde! Konnte Christian den Brief schon erhalten haben? Wo
blieb Christian?
     

Kapitel 6
     
    Das kleine weiße Schiff schaukelte gemütlich über die Wellen
des Mittelmeeres. An Bord war Stille eingekehrt. Man hatte
ein bißchen geangelt – allerdings kein Glück dabei gehabt –, man
hatte gut gegessen und getrunken und sich herrlich unterhalten.
Nun stand die Sonne sehr hoch und brannte heiß.
    Einige Gäste hatten sich nach unten in die Kabinen zurückgezogen,
die anderen lagen im Schatten des großen Sonnensegels
und dösten vor sich hin.
    Unter ihnen auch Christian. Er war vom Schiff aus geschwommen
und getaucht und hätte nun eigentlich müde sein müssen.
Er hätte sich behaglich ausstrecken und Sonne und Stille genießen
sollen. Und die schöne Alicia.
    Alicia war Portugiesin, achtzehn Jahre alt, ein entzückendes
Kind mit langem schwarzem Haar und großen dunkelbraunen
Augen. Sie trug nichts als einen winzigen schwarzen Bikini und
um das rechte Fußgelenk einen breiten goldenen Reif. In zuvorkommender
Weise war sie darum bemüht, Christian den Tag so
angenehm wie möglich zu machen.
    Sie brachte ihm die Drinks, holte die Handtücher, cremte ihn
mit Sonnenöl ein, setzte sich neben ihn, schwieg, wenn er lesen
wollte, und plauderte mit leiser, angenehmer Stimme, wenn sie
den Eindruck hatte, er würde sich gern ein wenig unterhalten.
Immer wenn sie sich über ihn neigte, atmete er den herrlichen
Geruch ein, den sie verströmte: warme Haut, ein wenig Sonnenöl,
und der Duft von Nino Cerutti.
    Manchmal fiel ihr langes Haar nach vorne und streichelte ihn.
Dann erinnerte er sich an Diegos Worte: »Ich habe sie extra für
dich mitgenommen. Ein besonders reizendes Mädchen. Arbeitet
in meinem Hotel am Empfang. Erstklassiges Aushängeschild, die
Kleine. Und, übrigens – sehr liebebedürftig!«
    Trotzdem, er konnte sich nicht so richtig entspannen. Alicia
war zauberhaft, da hatte Diego recht. Und er hätte den Nachmittag
mit ihr gern in vollen Zügen genossen. Woran lag es, daß er
so unruhig war? Hing es tatsächlich mit dieser Marion zusammen?
    Hör auf, an sie zu denken, befahl er sich, sie hat ganz recht, du
bist eine richtige Gouvernante! Dabei hast du überhaupt nichts
mit dem Mädchen zu schaffen.
    Er verbot sich auch, an ein Unglück zu denken – doch aus irgendeinem
Grund kam er gegen das Gefühl nicht an, Marion sei
bereits in eine unangenehme Sache verstrickt. Unsinn natürlich!
Noch nie hatte er an Ahnungen oder etwas ähnliches geglaubt.
    Alicia merkte, daß er unruhig war, gedankenabwesend. Sie
seufzte. Sie wurde dafür bezahlt, daß sie ihre Sache gut machte,
und es hatte sich auch keiner je beklagt. Bei diesem Christian
aber – den sie sehr gutaussehend und keineswegs uninteressant
fand – schienen alle ihre Künste zu versagen. Sie erhob sich und
neigte sich über

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