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Schwarze Seide, roter Samt

Titel: Schwarze Seide, roter Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Carlott Fontana
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Mädchen bist, bekommst du
jetzt auch etwas Schönes zu essen. Setz dich hin!«
    »Mir ist kalt«, sagte Marion. »Und außerdem konnte ich mich
gar nicht schön machen für dich, weil du alle meine Sachen
mitgenommen hast!«
    »Armer Liebling, hast du gefroren?« Marco war voller Mitgefühl.
»Aber du bist sowieso nackt am schönsten! Du hast so
einen herrlichen Körper. Weißt du, daß ich Tag und Nacht nur
an deine Brüste denke? Dein Busen ist herrlich, schöner als der
jeder anderen Frau, die ich kenne.« Sie lächelte. Marco brach ihr
Brot und Käse ab und schenkte Rotwein in ein Zahnputzglas.
»Hier. Du mußt dich stärken für die Nacht. Oh, ich könnte
sofort…« In seine Augen trat ein gieriges Flimmern. Rasch begann
Marion zu essen. Vielleicht erregte sie ihn weniger, wenn sie
mit vollen Backen kaute.
    »Ich habe eine Überraschung für dich«, sagte Marco, als alles bis
auf den letzten Krümel verzehrt und auch kein Tropfen Wein
mehr in der Flasche war. »Ich habe ein Haus für uns gefunden.«
    »Ein Haus?«
    »Draußen auf dem Land. Eine halbe Stunde von der Stadt entfernt.
Nichts besonderes, aber es ist ja auch nur ein Übergang. Es
wird dir gefallen.« Marions Mut sank. Ein einsames Haus? Keine
Chance, durch Rufe und Schreie irgendwelche Nachbarn auf sich
aufmerksam zu machen. Wahrscheinlich handelte es sich um so
etwas wie eine heruntergekommene Farm in einer gottverlassenen
Einöde. Marcos nächste Worte bestätigten ihren Verdacht.
»Es ist ein romantisches altes Bauernhaus. Weit und breit kein
Mensch. Wir werden ganz für uns sein!«
     
    Es war ein ernstes Zeichen, wenn Frau Rönsch nichts mehr aß.
Nun hatte sie schon den dritten Tag nichts mehr zu sich genommen
außer ein bißchen Obst und hin und wieder einem
kleinen Stück Brot. Sie mochte auch das Hotelzimmer nicht
mehr verlassen. Blaß und mit rotgeweinten Augen saß sie auf
ihrem Bett und war durch nichts abzulenken.
    »Wir sehen Marion vielleicht nie wieder«, sagte sie verzweifelt,
»ich fühle, daß etwas Schreckliches geschehen ist. Vielleicht ist sie
nicht einmal mehr am Leben!«
    Herr Rönsch hatte selber Angst, aber es versuchte, es nicht zu
zeigen. »Wer wird denn gleich das Schlimmste denken! Erinnere
dich an den Brief, den sie diesem Herrn Wagner geschrieben hat.
Offenbar hat sie sich in irgend jemand an Bord dieses Schiffes
verliebt und ist mit ihm abgehauen. Du weißt doch, in diesem
Alter macht man eine Menge romantischen Unsinn!«
    »In dem Brief stand nichts davon, daß sie verliebt ist. Im Gegenteil,
sie hatte Angst, es könnte ihr etwas passieren. Deshalb
hat sie Herrn Wagner ja überhaupt nur geschrieben. Ich bin
sicher, sie wird gegen ihren Willen irgendwo festgehalten. Ach
Gott…«, und schon wieder fing sie an zu weinen. Ihr Mann war
ratlos. Glücklicherweise klingelte in diesem Moment das Telefon.
Herr Rönsch nahm den Hörer ab. »Rönsch. Ja. Ah, Herr Wagner!
Haben Sie etwa Neuigkeiten für uns?« Er lauschte eine Weile und
sagte dann aufgeregt: »Wird man etwas unternehmen? Ich meine
– kann die spanische Polizei da etwas unternehmen?« Wieder eine
Weile Ruhe. »Ja«, sagte Herr Rönsch dann, »ja, ich verstehe! Ja.
Danke, Herr Wagner. Sie halten uns auf dem laufenden?« Er
legte den Hörer auf und wandte sich an seine Frau. »Sie wissen,
wohin die Maria Luna gefahren ist. Nach Marrakesch!«
    »Und? Was tun sie?«
    »Ja, das ist nun ein Problem, weil in Marrakesch natürlich die
spanische Polizei keine Vollmachten hat. Aber man wird sich mit
der Polizei in Marokko in Verbindung setzen. Irgendetwas werden
sie tun, ganz bestimmt. Mach dir keine zu großen Sorgen!«
    »Man weiß doch, wie lange solche Sachen sich hinschleppen,
wo die Zuständigkeiten nicht klar sind!« jammerte Frau Rönsch
und wischte sich über die Augen. »Was kann in der Zwischenzeit
alles passieren! Weißt du, ich mache mir solch schreckliche Vorwürfe!
Ich habe in den letzten Jahren viel zu wenig auf Marion
geachtet. Ich hatte keine Ahnung, in welche Richtung sie sich
entwickelt. Vor ein paar Tagen habe ich in ihrem Kleiderschrank
ein paar sehr merkwürdige Sachen gefunden. Wäsche…keine
normale, sondern schwarze Seidenwäsche. Einen Strumpfgürtel,
Nahtstrümpfe…« Frau Rönsch hielt inne und sah ihren Mann
ratlos an. »Wie kommt sie auf so etwas? Von uns hat sie das nicht
gelernt!«
    »Nein. Von dir jedenfalls bestimmt nicht!« Eine Spur Ironie
schwang in Herrn Rönschs Stimme mit.

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