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Schwarze Sekunden: Roman (German Edition)

Schwarze Sekunden: Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Sekunden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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ab.«
    Skarre lächelte zufrieden und warf einen weiteren Zettel weg.
    »Und dann?« fragte Sejer.
    »Dann haben wir anderen weitergefeiert«, sagte Skarre. Er war schon mit einem neuen Flieger beschäftigt. »Aber schon bald fing der Typ an zu jaulen. Es war im zweiten Stock«, fügte er hinzu. »Er konnte also nicht durch das Fenster türmen. Wir ließen ihn rufen, so lange wir das hören mochten. Dann ging ich zur Tür und fragte, was denn los sei. Er sagte, ich solle mit diesem Scheiß aufhören.«
    Bei dieser Erinnerung wieherte Skarre zufrieden.
    »Findest du es eng da drin?« rief ich. Doch, das mußte er zugeben. Du hast eigentlich noch sechs Jahre, sagte ich. Aber schon gut. Du sitzt jetzt seit zwanzig Minuten. Und schon bist du in Panik geraten. – Wir hörten ziemlichen Lärm aus dem Zimmer und machten uns jetzt doch Sorgen. Ich sagte, er solle sich nicht widersetzen, das mache alles nur noch schwerer. Ergib dich einfach, sagte ich. Ergib dich der Zeit, dann vergeht die schon ganz von selbst. Drinnen wurde es still, und wir schlossen auf. So einen übellaunigen Kerl habe ich noch nie gesehen.«
    »Hältst du solche Mätzchen für eine gute Reklame für die Truppe?« fragte Sejer.
    »Ja«, sagte Skarre. »Aber weißt du, er hatte nicht mal kapiert, daß Polizei und Gefängniswesen zwei ganz unterschiedliche Instanzen sind.« Er hielt das fertige Flugzeug hoch. »F 16«, sagte er.
    »Sieht eher aus wie eine Herkules«, sagte Sejer.
    Skarre schickte das Flugzeug los. Es segelte in überraschend elegantem Bogen davon und legte auf dem Boden eine weiche Landung hin.
    »Was wolltest du eigentlich?« fragte Skarre und sah Sejer an.
    »Ich möchte, daß du mit Idas Vetter sprichst«, sagte der. »Mit Tom Erik Rix.«
    Skarre stand auf und bückte sich nach dem Flugzeug. Dessen Rumpf war mit Fußbodenstaub bedeckt.
    »Gibt es da etwas zu holen?«
    »Vermutlich nicht«, gab Sejer zu. »Aber der gute Willy Oterhals wurde schrecklich nervös, als ich in seiner Garage aufgetaucht bin. Man kann sich ja mal fragen, warum. Vermutlich bin ich auf einer falschen Fährte. Aber Tomme hat das Haus in Madseberget so gegen sechs verlassen. Am 1. September. Seine Mutter hat gesagt, er wollte zu seinem Freund Bjørn, der hier im Zentrum wohnt. Um zu Bjørn zu gelangen, muß er die Strecke fahren, auf der Ida mit dem Rad unterwegs war. Er kann etwas gesehen haben. Was Willy Oterhals angeht, so hat der eine Vergangenheit. Hatte 98 eine Bewährungsstrafe wegen Autodiebstahls. Es bestand auch der Verdacht auf Drogenbesitz und handel, aber da wurde keine Anklage erhoben. Er fährt einen riesigen Scorpio und jobbt im Mestern-Bowling. Ich glaube nicht, daß Oterhals von dem Lohn leben kann. Vielleicht macht er nebenbei also noch andere Geschäfte.«
    »Sollen wir denn mitten in der Sache mit Ida Zeit auf so was verschwenden?«
    »So lange wir sie nicht finden, haben wir Zeit für solche Nebenspuren. Tomme geht auf die St.-Hallvard-Schule, Elektro-Leistungskurs. Wenn du also nicht allzu verkatert bist, dann rede doch bitte mal mit ihm.«
    Skarre hielt auf dem Besucherparkplatz. Links lag das Schwimmbad. Der Chlorgeruch stach ihm in die Nase und erweckte gemischte Erinnerungen an seine eigene Schulzeit zum Leben. Die Schule bestand aus mehreren braun gestrichenen Pavillons, Tomme Rix aber war im Hauptgebäude zu finden. Die Tür zum Klassenzimmer wurde von einem dünnen, schlaksigen Jungen in Jeans geöffnet. Beim Anblick von Skarres Uniform zuckte er zurück.
    »Tom Erik Rix?« fragte Skarre.
    Der Junge rief in die Klasse hinein. Seinem Gesicht war anzusehen, daß er wußte, worum es ging, daß Tommes Verwandtschaft mit Ida Joner ihm kein Geheimnis war. Gleich darauf tauchte Tomme auf. Sein Gesicht wurde langsam bleich.
    »Ich muß kurz mit dir reden«, sagte Skarre. »Wir setzen uns ins Auto. Es dauert nur einen Moment.«
    Tomme ging verwirrt hinter ihm her. Er bohrte die Fäuste tief in die Taschen und stieg fast widerwillig ins Auto ein. Seine Augen huschten ängstlich über die vielen Geräte am Armaturenbrett. Skarre öffnete das Fenster und steckte sich eine Zigarette an.
    »Wo du doch mit Ida verwandt bist«, sagte er. »Und in derselben Gegend wohnst. Und viel mit dem Auto unterwegs bist.«
    Tomme hatte so viele Gedanken. Er war der Vetter. Und allein diese Bezeichnung »Vetter« klang für ihn suspekt, als werde die Verwandtschaft gegen ihn verwendet.
    »Du warst am 1. September auch unterwegs«, sagte Skarre. »Du bist gegen

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