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Schwarze Sekunden: Roman (German Edition)

Schwarze Sekunden: Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Sekunden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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sechs Uhr abends von Madseberget in Richtung Zentrum gefahren.«
    Pause. Tomme mußte nun mal ja sagen. Es hörte sich an wie ein Geständnis, fand er.
    »Um einen Bekannten zu besuchen?« fragte Skarre.
    »Ja«, sagte Tomme.
    »Wie heißt der?«
    Tomme konnte nicht begreifen, warum Skarre das alles wissen wollte. Die Antwort fiel ihm trotzdem nicht schwer. Es war ja kein Geheimnis. Aber die vielen Fragen verstörten ihn doch.
    »Er heißt Bjørn«, sagte Tomme endlich. »Bjørn Myhre.«
    »Schön«, sagte Skarre. Er zog einen Block aus der Tasche seiner Öljacke und machte sich Notizen.
    »Würdest du dich als guten Beobachter bezeichnen?« fragte er.
    »Keine Ahnung«, murmelte Tomme. Er starrte auf einen Punkt am Armaturenbrett, ungefähr dort, wo der Airbag angebracht war. Den hätte er jetzt brauchen können. Ein heftiger Stoß gegen das Gesicht, durch den er völlig verdeckt würde.
    »Wenn ich dich also frage, was du unterwegs gesehen hast. Woran kannst du dich dann erinnern?«
    Tomme durchwühlte seine Erinnerungen, blieb aber stumm.
    »Alle, die sich am 1. September in dieser Gegend aufgehalten haben, wurden gebeten, sich bei uns zu melden. Wir brauchen alle möglichen Informationen, vor allem über Autos. Von dir haben wir nie gehört.«
    »Ich habe nichts gesehen«, sagte Tomme einfach. »Ich habe nichts zu erzählen.«
    »Dir ist also kein Wagen begegnet?« fragte Skarre.
    »Es war sehr still auf der Straße«, sagte Tomme. »Bestimmt sind mir ein paar Autos entgegengekommen. Aber fragen Sie mich nicht nach Marken oder so. Ich wollte Musik hören.«
    »Was denn?« fragte Skarre interessiert.
    »Was für Musik? Das wollen Sie wissen?«
    »Ja, bitte«, sagte Skarre einfach.
    »Na ja, so dies und das«, sagte Tomme. »Lou Reed. Eminem.«
    »Na schön«, Skarre nickte. Auch diese Auskunft hatte er notiert.
    Noch eine Pause. Die dauerte lange. Die Stille machte Tomme nervös.
    »Warum haben Sie mich eigentlich aus dem Klassenzimmer geholt?«
    »Ich habe dich nicht geholt«, sagte Skarre. »Du bist ganz freiwillig gekommen.« Er wechselte das Thema. »Du hattest an dem Tag einen kleinen Unfall? Unten bei Glassverket?«
    Tomme betrachtete den Boden und seine schmutzigen Turnschuhe.
    »Nein, in der Stadt. Das war ein ziemlicher Mist«, sagte er wütend. »Ich war in einem Kreisverkehr. Irgend so ein Idiot hat mich abgedrängt, und da bin ich mit dem rechten Kotflügel über die Leitplanke geschrammt. Und das Schlimmste war, daß der Typ dann einfach abgehauen ist.«
    »Welcher Kreisverkehr war das denn?« fragte Skarre.
    »Welcher?« Tomme holte tief Luft. »Der bei der Autobahnbrücke. Im Zentrum.«
    »Gibt es da eine Leitplanke?«
    »Ja. Unten zum Fluß hin.«
    Skarre versuchte, sich an diesen Kreisverkehr zu erinnern. Dann nickte er.
    »Ja, stimmt. Wolltest du das Zentrum verlassen, oder wolltest du nach Westen weiterfahren?«
    »Ich wollte nach Oslo.«
    »Dann reden wir hier von dem Teil der Leitplanke, der sich in der Kurve vor der Brücke rundet?«
    »Ja.«
    »War gerade viel Verkehr im Kreisverkehr?«
    »Ein bißchen.«
    »Irgendwelche Zeugen?«
    »Zeugen?« fragte Tomme unsicher. »Da waren doch Autos. Aber ich weiß nicht, wieviel die gesehen haben. Es war dunkel«, erklärte er.
    »Und der Kotflügel? Arg lädiert?«
    Tomme nickte. »Ziemlich. Der Scheinwerfer ist hinüber. Und die Beule ist das schlimmste.«
    »Was war das für ein Auto, das dich abgedrängt hat?«
    »Das konnte ich nicht mehr sehen. Es war groß und dunkel. Es sah neu aus.«
    »Und das ist abends passiert, sagst du?«
    »Ja«, sagte Tomme.
    »Was hast du nach dem Unfall gemacht? Deine Mutter sagt, du bist spät nach Hause gekommen. So gegen eins?«
    »Ich bin zurück zu Willy gefahren«, sagte Tomme.
    Skarre schwieg ein Weilchen und versuchte, die bisher erhaltenen Auskünfte zu durchdenken. Sein Block war ihm dabei eine Hilfe. Auf dem Papier stand etwas über Bjørn Myhre.
    »Zurück zu Willy?« fragte er laut. »Wolltest du nicht zu Bjørn?«
    »Sicher«, sagte Tomme. Für einen Moment war er verwirrt. »Ich bin nur ein bißchen durcheinander.«
    »Dieser Willy hilft dir jetzt, den Wagen wieder herzurichten?«
    Sie sprechen miteinander, dachte Tomme. Notieren und berichten. Kriegen alles mit.
    »Was ist mit diesem Wagen, der so rücksichtslos gefahren ist, daß du deinen Opel ruiniert hast«, fragte Skarre. »Willst du Anzeige erstatten?«
    »Ich hab doch schon gesagt, daß er abgehauen ist«, sagte Tomme gereizt.
    »Na und? Was

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