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Schwarze Stunde

Schwarze Stunde

Titel: Schwarze Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feher
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wegnehmen.« Er schiebt mir seine Zunge in den Mund und dringt tief in meinen Hals vor, bis ich beinahe einen Brechreiz bekomme, gleichzeitig fühle ich, wie sich seine Hand um meinen Hals legt und gegen meinen Kehlkopf drückt, während er weiter mit seiner Zunge mein Gesicht und meinen Mund bearbeitet. Ich ringe nach Luft, er lacht auf und lässt mich wieder los, ich nehme nichts mehr wahr außer meiner Angst, Angst vor Manuel, der behauptet, mich zu lieben, und den ich nicht mehr wiedererkenne. Er bedroht mich, er tut mir weh, er ist so viel stärker als ich, und alle, bis auf Alena vielleicht, sind auf seiner Seite, keiner sagt etwas. Stumm stehen sie um uns herum und betrachten das Schauspiel, das sich ihnen bietet, sie genießen es zu sehen, wie er mich quält, sich zurückholt, was er zu besitzen meint, es ist niemand da, der mich im Ernstfall beschützen würde, stark genug wäre, mich von Manuel zu befreien.
    Panik überfällt mich, ich schlage um mich, doch Manuel hält mich nur fester, greift mich so, dass es wehtut.
    »Ja, ja, weiter so«, höre ich jemanden grölen, Oleg oder Patrick, ich denke an die vielen Gläser Whiskey, die die beiden intus haben, und meine Angst verstärkt sich. Was, wenn die sich auch auf mich stürzen? So, wie alle drauf sind, kann ich von niemandem Hilfe erwarten, nicht einmal von Alena.
    Ich muss mitmachen, denke ich. Es ist meine einzige Chance, für diesen einen Abend muss ich tun, was Manuel sagt, sonst vergisst er sich vollends und stachelt die anderen nur weiter an. Widerwillig lege auch ich meine Arme um ihn und küsse ihn zurück, dränge meinen Körper gegen seinen, streiche mit meinen Händen über seinen Rücken, spiele mit, spiele sein Spiel mit, er liebt mich nicht und ich ihn noch weniger, er ekelt mich an, doch jetzt klatschen die anderen Beifall und johlen, sie haben es geschafft, Manuel und Valerie, das Traumpaar, sind wieder vereint, ein Mädchen aus unseren Reihen geben wir nicht kampflos her, sie hat in unserer Welt zu bleiben, was greift dieser Lehrer da ein, er hat keinen Zutritt, und sie hat ihm den nicht zu gewähren.
    Ich ziehe den Schlafzimmerschlüssel aus meiner Hosentasche und lasse ihn vor Manuels Gesicht hin und her baumeln. Er versteht sofort und grinst.
    »Ihr könnt gehen, Leute«, sage ich. »Die Party ist vorbei.«

22.

    D ie Party ist vorbei, aber nicht alle folgen meiner Bitte zu gehen. Alena ist geblieben und beginnt mit dem Aufräumen, ich höre sie, während ich versuche, Manuel zu ertragen, ihn auszublenden, hinter mich zu bringen, was unabwendbar scheint. Sobald er eingeschlafen ist, sperre ich mich ins Bad ein, putze meine Zähne, wasche mich am ganzen Körper, immer und immer wieder, versuche, die Verzweiflung, die in mir aufsteigt, zu unterdrücken. Sissy, die erst aus ihrem Versteck gekommen ist, nachdem fast alle gegangen waren, ist mir ins Bad gefolgt, ich nehme sie auf den Arm und drücke mein Gesicht in ihr weiches Fell. Danach gehe ich zu Alena raus und helfe ihr; die Stimmung zwischen uns hat etwas von einer ausgelöschten Kerze, deren Docht noch lange glüht und einen langen aufsteigenden Rauchschwaden verursacht, den niemand so recht löschen möchte. Wir reden nicht viel, unsere gemeinsamen, stillen Handlungen beim Saubermachen verraten, dass alles gesagt ist und doch so vieles unausgesprochen bleibt. Ich bemerke einen herben Zug um Alenas Mund, und einmal, als sie glaubt, ich bemerke es nicht, wischt sie sich mit dem kleinen Finger eine Träne aus dem Augenwinkel. Manuel und ich. Corvin und ich. Nicht ich und Alena.
    Alena übernachtet bei mir. Wir lassen Manuel im Schlafzimmer liegen, gehen in mein Bett, das breit genug für uns beide ist, und ich lösche die Leselampe, sobald wir liegen. Alena dreht sich zur Wand, ich spüre Erleichterung darüber, dass sie nicht auch noch von ihrer Liebe zu mir spricht, von einem Gefühl, das ich ohnehin nicht erwidern kann, und dass sie nicht auch noch versucht, mich zu berühren. Ich tue es ihr gleich und weiß doch, dass sie wach liegt, auch wenn sie versucht, langsam und gleichmäßig zu atmen, damit ich es nicht merke. Ich brauche lange, ehe ich einschlafen kann.
    Am nächsten Morgen wache ich auf, als mir ein schmaler grauer Streifen, der durch den Vorhang in meinem Zimmer dringt, verrät, dass es gerade erst dämmert. Alena neben mir rührt sich nicht, auch aus dem Schlafzimmer dringt kein Geräusch. Mein Schlafshirt klebt nass an meinem Körper und mein Kopf fühlt sich an, als

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