Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Stunde

Schwarze Stunde

Titel: Schwarze Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feher
Vom Netzwerk:
glänzen vom Bier. »Pack aus, Valerie.«
    »Dann werden wir ja sehen, ob du wirklich nichts mit Schwarze hast«, flötet Fiona.
    »Beweise deine Unschuld«, sagt eine Stimme, die ich nicht zuordnen kann.
    »Das muss man sich erst mal trauen, uns alle so zu hintergehen«, wispert Yuki.
    Alle reden und zischeln durcheinander, leise, beschwörend, drängend. So ungefähr muss es sich anfühlen, wenn man Stimmen hört, die nur in einem selbst existieren, und man kurz davor ist, wahnsinnig zu werden. Jetzt stehe ich wirklich an der Wand, ich kann mich nicht mehr herausreden, nicht mehr fliehen. Manuel reicht mir Corvins Geschenk. Unter den Augen meiner Geburtstagsgäste ziehe ich das Band vom Papier und öffne es, nehme die CD heraus, es gelingt mir, einen schnellen Blick darauf zu werfen, es ist, als wäre ich einen kurzen Moment lang mit Corvin allein. Zum Glück ist Corvin klug genug, von Liebe steht nichts auf dem Cover. Es sind nur handgeschriebene Songtitel darauf, die uns beiden etwas sagen, wie eine Art Geheimsprache zwischen uns. Eine Karte ist nicht dabei, auf ihr könnte ohnehin nichts stehen, was wir beide nicht längst wissen. Die Titel sind unbekanntere Stücke von Black Hour , »Almost Lover« von A Fine Frenzy ; »Junimond« von Rio Reiser , »Wunder geschehen« von Nena und noch andere Songs, die ihm oder mir oder uns beiden etwas bedeuten. Zwei davon hat er selbst geschrieben. Manuel reißt mir die CD aus der Hand.
    »To hold you close«, liest er vor. »Da haben wir den Beweis. Du lässt dich von Schwarze poppen.«
    »Mehr fällt dir nicht ein«, erwidere ich.
    »Du lässt dich von Schwarze poppen«, wiederholt er. »Ich wusste es die ganze Zeit.«
    »Du hast zu viel getrunken.«
    »Du lässt dich von Schwarze poppen. Sprich mir nach, Valerie: Ich bin Schwarzes Betthäschen und lasse mich jeden Tag nach der Schule von ihm poppen.«
    »Du spinnst.«
    »Sprich mir nach!«
    Ich starre ihn an, starre auch die anderen an, die um mich herumstehen wie ein Tribunal, selbstgefällig, bereit zu verurteilen, die Gesichter starr, die Arme vor der Brust verschränkt, die Augen voller Hass, Neid, Eifersucht.
    »Ihr habt überhaupt keine Ahnung«, platzt es aus mir heraus. »Ihr reimt euch irgendwas zusammen, das euch gerade in den Sinn kommt, ihr denkt nur in Klischees. Valerie Glimm ist gut in Englisch? Natürlich nur, weil sie mit Schwarze ins Bett geht und dafür die Lösungen bekommt, die kleine Nutte. Ihr Musiktest ist super gelaufen? Was hat sie ihm denn für die Traumnote gegeben, genügte einmal Blasen oder wollte er mehr? Ihr seid so spießig.« Ich atme aus und schiebe die CD ins Regal. »Es ist alles ganz anders, als ihr euch einbildet.«
    »Aha.« Manuel stößt mich mit dem Rücken gegen meinen Kleiderschrank. »Und wie ist es so, hm? Wie fühlt es sich an mit einem Lehrer? Hat er dir schön viel beigebracht, ja?« Er lässt seine Hände über meine Taille gleiten, fasst meine Brüste unter dem T-Shirt an, drückt mich an der Kehle, dass mir fast die Luft wegbleibt. »Aber er bekommt dich nicht. Das Schwein bekommt dich nicht, denn du bist mein Mädchen, Valerie. Ich trete doch nicht meine Freundin an dieses Schwein ab.«
    »Hör auf, Manuel«, sage ich und versuche ihn von mir zu stoßen, »lass mich los, hör auf.«
    »Du liebst ihn nicht«, flüstert er eindringlich. Er hört nicht auf, an meinem Körper herumzutasten, seine Hände sind überall, fassen mich an, begrapschen mich, wollen mich in Besitz nehmen, mich zurückholen, sein Mund verschlingt mich, seine Knie drücken mich gegen den Schrank, er keucht, warmer Bierdunst strömt in mein Gesicht. »Du gehörst mir, du liebst nur mich, hörst du? Du bist viel zu schade für den Alten, mein Mädchen bist du, ich bin der, zu dem du gehörst.« Er reißt an meinem Shirt, an dem Knopf meiner Jeans, fordernd, ungeduldig, immer grober werden seine Bewegungen, in diesem Moment ist er zu allem fähig. In seinen Augen ist keine Liebe für mich, keine Zärtlichkeit, nicht einmal echtes Verlangen, sie spiegeln nur Hass wider, Hass und Wut.
    »Hör auf, Manuel«, höre ich Alena sagen. »Das bringt doch nichts, so kannst du sie nicht zurückgewinnen.«
    »Und ob ich das kann«, lallt er und drückt meine Schultern fester gegen die Schranktür, der Schlüssel dazu bohrt sich in meinen Rücken, ich schreie auf, aber er lässt nicht von mir ab, greift unter mein Shirt und quetscht meine Brüste. »Von einem Paukerschwein lasse ich mir mein Mädchen nicht

Weitere Kostenlose Bücher