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Schwarze Stunde

Schwarze Stunde

Titel: Schwarze Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feher
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noch ein bisschen hier. Falls mich jemand sucht, sag ihnen einfach, dass ich auf dem Balkon bin.«
    »Lass dir Zeit«, beruhigt sie mich. Attila und Matthias folgen ihr.
    Nur kurz noch allein sein. Eigentlich läuft es doch gut, versuche ich mir einzureden; Büsra eben war wirklich nett. Es wird schon.
    Gerade will ich mich umdrehen und auch wieder hineingehen, da kommt Alena raus und nimmt mich beim Arm.
    »Komm schnell, Valerie«, ruft sie mit Panik in den Augen. »Manuel flippt total aus, er ist in deinem Zimmer und randaliert!«
    Schon dreht sie sich wieder um und eilt mir voraus, ich fühle, wie mir das Blut in die Kniekehlen sackt. Durch die Wand hindurch höre ich einen Stuhl zu Boden fallen, dann einen Aufschrei. Ich eile hinüber in mein Zimmer, wo fast alle Partygäste dicht gedrängt stehen. Nur mühsam gelingt es mir, mich durch die Menge hindurch bis nach vorn zu meinen Schreibtisch zu kämpfen, an dem Manuel steht. Irgendjemand schubst mich gegen ihn; als er mich bemerkt, strafft er seinen Körper und baut sich vor mir auf, zieht eine Hand hinter dem Rücken hervor und wedelt mit einem gefütterten Briefumschlag vor meinem Gesicht herum.
    Corvins Brief.
    »Schau mal, was ich gefunden habe, Schatz!«, sagt er in gönnerhaftem Tonfall. »Es tut mir leid, dass du noch gar keine Zeit hattest, ihn zu öffnen, den Brief von deinem Darling. So viel Stress mit den Partyvorbereitungen, ts, ts, ts.« Er schüttelt den Kopf und schnalzt mit der Zunge.
    Ich strecke meine Hand aus, um den Umschlag zurückzuholen. »Der ist für meinen Vater, gib ihn zurück«, sage ich, obwohl ich weiß, dass es längst zu spät für solche Ausreden ist.
    Manuel reckt seinen Arm so hoch, dass ich nicht an den Umschlag herankomme, ich weiß, wie lächerlich ich aussehe, wie ich vor ihm auf und ab springe und vergeblich versuche, ihn Manuel aus der Hand zu reißen. Er ist so viel größer als ich.
    »Für deinen Vater, ja?« Manuel fächelt sich mit dem Briefkuvert Luft zu, dann hält er es so, dass alle es sehen können. »Es steht aber dein Name drauf, Süße. Und die Handschrift kennen wir doch alle. Jeder von uns hatte sie schon auf einem Arbeitsbogen, in einem Heft, unter einem dreckigen Englischtest. Unser allseits beliebter Lehrer Corvin Schwarze.«
    »Stimmt«, stößt Alena erstaunt hervor und wirft mir einen vielsagenden Blick zu; deshalb also hast du den Brief so schnell verschwinden lassen. Und ich verteidige dich noch, weil ich dachte, wir vertrauen einander. Manuel reicht den Umschlag weiter an Oleg.
    »Eindeutig«, sagt er, gibt ihn Patrick, und so geht es weiter, bis fast jeder ihn in der Hand hatte. Wir haben es gewusst, sagen ihre Blicke. Jetzt kannst du dich nicht mehr herausreden.
    »Dann zeig doch mal, was der schöne Corvin dir so schickt, Valerie!«, fordert mich Manuel auf. »Lass sehen, was an ihm so fantastisch ist, dass du ihn mir vorziehst.«
    »Du und ich waren schon getrennt, bevor Schwarze an unsere Schule kam«, erinnere ich ihn. »Und der Brief geht dich nichts an, weil er nicht von Herrn Schwarze ist, sondern von meinem Cousin, dem ich neulich mal eine Software geliehen habe. Die hat er mir jetzt zurückgeschickt. Seine Handschrift sieht so ähnlich aus wie die von Herrn Schwarze. Ich habe noch nicht mal reingeschaut.«
    Meine Rede kostet mich Kraft, so wie Lügen immer Kraft kosten. Es pocht in meiner Schläfe, viel zu heiß ist es in meinem Zimmer, die Luft steht und die wenigen Minuten auf dem Balkon haben mich noch nicht wieder nüchtern gemacht, auch wenn es mir anfangs so erschien. Vor meinen Augen beginnt sich erneut alles zu drehen. Die Story über den erfundenen Cousin war das letzte Aufbäumen vor meinem unabwendbaren Schicksal, ein verzweifelter Versuch, der Tortur auszuweichen, die jetzt auf mich zukommt. Nur aus dem Augenwinkel nehme ich die Blicke der anderen wahr, aber es genügt, um zu wissen, dass mir niemand auch nur annähernd glaubt.
    »Das lässt sich nachholen.« Manuel ist bereits dabei, den Kleber zu lösen; ehe ich eingreifen kann, hat er bereits den Umschlag geöffnet und zieht eine CD heraus, eingewickelt in nachtblaues Geschenkpapier mit platt gedrücktem roten Ringelband darum. Corvin, denke ich; ein richtiges Geburtstagsgeschenk.
    »Geliehene Software«, bemerkt Manuel mit einem bitteren Lachen. »So verpackt man die heutzutage also.« Er wendet sich an die Umstehenden. »Wollen wir wissen, was für eine Software das ist?«
    »Wollen wir«, grölt Patrick. Seine Lippen

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