Schwarze Themse
und mit verspanntem Körper lag er zusammengerollt da, bis ein langer Hustenanfall von nebenan ihn zwang, sich herumzurollen und langsam aufzustehen. Er bahnte sich seinen Weg zwischen den schlafenden Männern hindurch zur Tür und trat in den schmalen Gang, der von einer Kerze auf einem Regal notdürftig beleuchtet wurde, damit die Männer, die sich erleichtern mussten, sich nicht verliefen oder stürzten und das ganze Haus weckten.
Monk trat an die Tür zum Zimmer nebenan, drehte sehr langsam den Türknauf und schob die Tür auf. Sie schwang leise knarrend weit auf. Er brauchte einen Augenblick, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen, dann ging er sehr leise um die schlafenden Männer herum, bis er zu dem kam, der sich mit
hochgezogenen Schultern ruhelos hin und her warf und nur mit Mühe atmen konnte.
Monk beugte sich über den Mann und legte ihm die Hand auf die Schulter. Im nächsten Augenblick holte der Mann aus und langte Monk eine, dass dieser nach hinten stolperte und hart und unbeholfen auf dem Schlafenden hinter ihm landete. Der stieà einen wütenden Schrei aus, und im Nu war ein Tumult aus prügelnden Armen und Beinen entstanden. »Ein Dieb!«, rief jemand wütend.
Monk versuchte freizukommen, aber er war nur einer gegen ein halbes Dutzend. Er bekam im GroÃen und Ganzen das meiste ab und konnte seine Motive nicht erklären, und als eine Kerze in der Tür erschien, sah er Durbans gleichermaÃen wütende wie amüsierte Miene. Im nächsten Augenblick wurde die Kerze auf einen Stuhl gestellt, und Durban schob sich mit Begeisterung zwischen die Streithähne und brüllte immer wieder: »Aufhören!« Er arbeitete sich zu der Stelle vor, wo Monk darum kämpfte, nicht bewusstlos geschlagen zu werden, ohne einem anderen das gleiche Schicksal angedeihen zu lassen.
SchlieÃlich lehnte Monk sich gegen die Wand und versuchte, wieder zu Atem zu kommen, während der Mann mit dem Husten vornübergebeugt auf dem Boden saà und keuchte. Drei andere Männer warfen dem breit grinsenden Durban wütende Blicke zu.
»Ich will doch nur wissen â¦Â«, keuchte Monk, »⦠ob einer von Ihnen von der âºMaude Idrisâ¹ kommt.«
»Und warum schleichen Sie sich dazu an wie ein verfluchter Dieb?«, wollte einer der Männer wissen.
»Ich wollte niemanden wecken!«, sagte Monk, der das ziemlich vernünftig fand.
Johlen und höhnische Spöttereien waren die Antwort.
»Und?«, rief Monk.
»Nie davon gehört«, antwortete ein anderer.
»Klar, hast du davon gehört, du Idiot!«, erwiderte der Mann
neben ihm. »Eines von Clem Louvains Schiffen. Ist gerade von Afrika zurückgekommen und noch nicht gelöscht.«
»Drei Männer haben sie in Gravesend abgemustert«, erklärte Durban ihm.
»Hab keinen von ihnen gesehen.« Der Mann schüttelte den Kopf.
»Stope, Carter und Briggs«, ergänzte Monk.
»Stope? Käptân Stope kenne ich, aber den hab ich schon über ân Jahr nicht mehr gesehen. Verschwinden Sie jetzt, verdammt noch mal, hier, damit ich weiterschlafen kann!«
Monk warf noch einen Blick in die Gesichter der übrigen Männer, aber nichts deutete auf Schuld, Wiedererkennen oder irgendetwas anderes hin als Müdigkeit und Not. »Ja«, sagte er. »Natürlich.« Er nahm, als er an der Tür vorbeikam, die Kerze mit und folgte Durban nach drauÃen. Durch irgendein Wunder brannte sie immer noch, und Monk stellte sie wieder auf das Regal im Flur.
Er spürte, dass er mehrere Prellungen davongetragen hatte, aber dafür fror er nicht mehr. Durban lachte in sich hinein. Als sie an die Tür zu ihrem Zimmer kamen, warf er Monk einen Blick zu, und im flackernden Licht der Kerze strahlten seine Augen. Seine Miene sprach Bände.
Als Monk am Morgen aufwachte, war er steif, sämtliche Muskeln schmerzten. Er würde zweifellos überall blaue Flecken haben. Er blickte zu Durban hinüber und sah, dass dieser immer noch lächelte. Er zog die Schultern hoch und zuckte zusammen. Die ganze Episode war lächerlich, und sie hatten nichts erfahren, aber Monk spürte innerlich immer noch eine Wärme, die er vorher nicht empfunden hatte.
Das Frühstück bestand aus Porridge und Brot. Einzig Hunger hätte ihn dazu gebracht, es anzurühren. Aber im Tageslicht sahen sie ihre Zimmergenossen besser. Einer war ein stämmiger junger
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