Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
Vom Netzwerk:
vor dem großen Feuer?«
    Â»Nein, Miss, ich meine wie dreizehnhundertachtundvierzig, der schwarze Tod, der fast die halbe Menschheit ausgerottet hat.«
    Einen hysterischen Augenblick dachte sie, er würde irgendeinen dummen Witz machen, dann sah sie die Wahrheit in seinen Augen und wusste, dass er es ernst meinte. Das Zimmer verschwamm vor ihren Augen. Bevor sie es merkte, stieß sie unbeholfen gegen einen Stuhl, fiel darauf und klammerte sich an die Lehne, um nicht in Ohnmacht zu fallen.
    Â»Es tut mir Leid, Miss«, sagte Sutton. »Ich habe es Ihnen nur gesagt, weil ich muss. Sie können das Haus in der Portpool Lane nicht mehr betreten, und Miss Hester darf es nicht verlassen.«
    Sie hob den Kopf, und die Konturen wurden wieder scharf.
»Reden Sie kein dummes Zeug, ich muss dorthin. Ich kann Hester doch nicht alleine mit so etwas zurechtkommen lassen!«
    Â»Es gibt kein Zurechtkommen, Miss«, sagte er sehr ruhig. »Wir können nicht viel tun, außer dafür sorgen, dass sie Lebensmittel und Wasser bekommen, Kohle, Pottasche und einen Schluck Brandy. Und dass niemand das Haus betritt und auch nicht erfährt, warum. Das ist das Wichtigste, denn wenn sich die Nachricht verbreitet, wird so sicher wie das Amen in der Kirche jemand die Menge aufhetzen, und sie werden die Klinik stürmen und in Brand setzen. Feuer ist das Einzige, womit sich die Pest bekämpfen lässt, das weiß jeder. Sechzehnhundertsechsundsechzig hat das große Feuer von London die Lungenpest ausgerottet, aber Sie können nicht ganz England in Brand setzen.«
    Sie starrte ihn an und wollte ihm nicht glauben, versuchte es dennoch – doch es wollte ihr nicht gelingen.
    Â»Hier draußen sind Sie von größerem Nutzen«, sagte er plötzlich sehr freundlich. »Sie braucht draußen alle Hilfe, die sie bekommen kann. Und außer Ihnen hat sie niemanden. Mr. Monk hat alle Ermittlungen unterbrochen, um herauszufinden, woher die Pest kommt.«
    Â»Louvain!«, sagte Margaret schnell. »Clement Louvain hat die Frau gebracht.«
    Â»Ja, das weiß er. Aber er muss alles tun, was in seiner Macht steht, um denjenigen zu finden, bei dem sie sich angesteckt hat. Ich gehe in die Klinik und helfe dort.«
    Â»Sie sind keine Krankenschwester!«, widersprach sie.
    Seine Züge verhärteten sich. »In der Hinsicht kann ich nicht viel tun, aber es wird Tote geben, die man hinausbringen und für die man einen Beerdigungsplatz finden muss, ohne dass jemand sieht, woran sie gestorben sind. Und wir müssen die, die drin sind, daran hindern, das Haus zu verlassen …«
    Â»Wie wollen Sie sie daran hindern? Mit vorgehaltener Schusswaffe?«
    Â»Nein, Miss, Männer mit Hunden sind viel besser. Die halten
noch im Schlaf ein Auge offen, und die Hunde hören Schritte, die leiser sind als eine Schneeflocke. Ein Wort, und sie reißen Sie in Stücke. Pitbullterrier beißen Ihnen die Kehle durch, wenn sie müssen.«
    Â»Wer? Welche Männer?«
    Â»Freunde von mir«, sagte er freundlicher. »Sie tun keiner Seele etwas zuleide, wenn sie nicht müssen. Aber wir dürfen niemanden rauslassen.«
    Â»Ich weiß … ich weiß. Aber wenn sie nun …«
    Â»Sie wissen nicht, dass es die Pest ist. Sie glauben, es sei Cholera.«
    Margaret beugte sich vor und legte den Kopf in die Hände. Das war zu schrecklich. Sie hatte in der Schule über die große Pest gelesen, aber es war etwas Unwirkliches gewesen, nur ein Datum, wie tausendsechsundsechzig die Schlacht von Hastings oder Waterloo achtzehnhundertfünfzehn. Es war Teil der Geschichte, ohne jede Bedeutung für die Gegenwart.
    Jetzt war das plötzlich anders. Sie musste mutig sein. Sie musste genauso tapfer sein wie Hester, und sie musste handeln, ohne sich auf jemanden stützen zu können, nicht einmal auf Rathbone. Sie hob den Kopf und sah Sutton an. »Natürlich. Ich werde sofort anfangen, Spendengelder aufzutreiben, heute Abend noch. Sagen Sie Hester, ich tue alles, was in meiner Macht steht. Kommen Sie noch einmal wieder?«
    Â»Nein«, sagte er einfach. »Wenn Sie Geld bekommen, kaufen Sie, was wir Ihrer Einschätzung nach brauchen können, und bringen es in die Portpool Lane. Sagen Sie den Männern, wer Sie sind. Sie bringen die Sachen dann zur Hintertür und stellen sie dort ab. Falls dort eine Nachricht für Sie hinterlegt ist, werden sie sie zu Ihnen

Weitere Kostenlose Bücher