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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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gänzlich Ihrer Anwesenheit berauben. Und natürlich müssen Sie an Ihr eigenes Wohlergehen denken.«
    Margaret wusste genau, was die Frau meinte. Es war die Pflicht einer jungen Frau, sich einen Ehemann zu suchen und nicht von ihren Eltern abhängig zu bleiben. »Sie haben sicher Recht«, antwortete sie und versuchte, nett und liebenswürdig dreinzuschauen, was ihr mehr abverlangte, als sie erwartet hatte. »Und dies hier ist so eine treffliche Gelegenheit, die uns alle erheben wird.«
    Â»O ja!« Damit ging die Gastgeberin dazu über, das Lob ihres zukünftigen Schwiegersohns zu singen, ohne irgendeine Reaktion zu wünschen, außer vielleicht ein wenig Neid.
    Sobald sie ein wenig Neid gezeigt hatte, entschuldigte Margaret sich und ging zusammen mit Marielle zur nächsten Gruppe weiter. Marielle stellte sie vor und ließ mit der größten Ungezwungenheit durchblicken, dass sie noch unverheiratet war.
    Innerlich zuckte Margaret zusammen, aber da sie wusste, dass sie Marielles Hilfe brauchte, ertrug sie es, auch wenn es ihr schwer fiel. Ein- oder zweimal drohte es, unerträglich zu werden, als vor ihrem geistigen Auge Bilder von Hester mit aufgerollten Ärmeln und gelösten Haarsträhnen auftauchten. Sie sah ihr vom Schlafmangel vieler durchwachter Nächte und Tage erschöpftes Gesicht. Hester konnte weder die Kranken retten, noch vor dem Schrecken und dem Tod davonlaufen, selbst wenn sie es gewollt hätte. Sie saß in der Falle, vielleicht sogar so lange, bis auch sie dieser schrecklichsten aller Krankheiten erlag. Womöglich würde sie das Haus nie mehr verlassen und Monk und andere ihr nahe stehende Menschen nie mehr wiedersehen. Was bedeutete im Vergleich dazu schon ein wenig Peinlichkeit?

    Â»Ich bin sicher, wir sind uns noch nicht begegnet, Miss Ballinger«, sagte der junge Mann zu ihr, der ihr als der Ehrenwerte Barker Soames vorgestellt worden war. Er hatte schlaffes braunes Haar und verbreitete eine leicht überlegene Aura guter Laune. Sein Tonfall enthielt die Aufforderung, doch zu erklären, warum nicht. Sein Freund Sir Robert Stark hörte nur halb zu, denn der größte Teil seiner Aufmerksamkeit galt einer jungen Dame mit kastanienbraunem Haar, die so tat, als beachte sie ihn nicht, während sie an ihrem Fächer herumnestelte.
    Margaret zwang sich zur Aufmerksamkeit. Sie hätte ihn am liebsten mit einer kühlen Bemerkung verabschiedet, aber ihre Mission hatte Vorrang vor allem anderen, und so biss sie sich auf die Zunge. »Sind wir tatsächlich nicht«, antwortete sie mit einem bezaubernden Lächeln. »Ich würde mich sonst daran erinnern. Ich weiß stets, mit wem ich mich schon einmal über ernsthafte Themen unterhalten habe, und ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie sich für Belanglosigkeiten interessieren.«
    Er schien verdutzt. Das war sicher nicht die Antwort, die er erwartet hatte, und er brauchte ein paar Sekunden, um sich zu sammeln. »Also, nein, natürlich nicht. Ich … ich interessiere mich für alle … alle möglichen ernsten Themen.« Ernsthaftigkeit war die größte aller Tugenden, das wusste er ebenso gut wie sie. Die Erwähnung allein beschwor das Bild des alten und immer noch zutiefst betrauerten Prinz Albert herauf.
    Â»Ohne Ernsthaftigkeit ist nichts von Wert, meinen Sie nicht?«, hakte sie nach. Und bevor er antworten und das Gespräch in eine andere Richtung lenken konnte, fuhr sie eilig fort: »Ich bin sehr engagiert im Sammeln von Spenden für Medikamente zur Versorgung der Armen und anderweitig Benachteiligten. Wir sind so unglaublich vom Glück begünstigt! Wir haben ein Zuhause, genug zu essen, Wärme, und wir haben die Mittel, um zu verhindern, dass wir in den Teufelskreis der Verzweiflung geraten.«
    Er runzelte die Stirn, da er auf ein solch ernstes Thema nicht
gefasst gewesen war. Er hatte es theoretisch auffassen wollen, und sie sprach von der Wirklichkeit. Ihm wurde unbehaglich zumute.
    Sie merkte es daran, dass er das Gewicht leicht nach hinten verlagerte. Aber sie konnte sich Empfindlichkeiten nicht leisten, weder eigene noch in Bezug auf ihn. Sie warf kurz einen Blick durch den Raum mit seiner strahlenden, plaudernden Gesellschaft, den Frauen mit molligen Armen und roten Wangen und den Männern mit frisch rasierten Gesichtern. Einen Augenblick sah sie die Menschen, wenn sie die Krankheit nicht in Schach hielten:

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