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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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bringen, Sie sollten also warten.«
    Â»Verstehe. Vielen Dank, Mr. Sutton.« Sie stand auf und war überrascht, wie klar sie denken konnte.
    In seinen Augen lag Bewunderung. »Keine Ursache, Miss.«
    Â»Möchten Sie eine Tasse Tee, bevor Sie gehen? Und etwas zu essen?«

    Â»Gerne, aber das wäre nicht schicklich, und ich habe keine Zeit. Aber es war sehr freundlich von Ihnen, mich zu fragen. Auf Wiedersehen, Miss.« Er trat müde mit leisem Schritt durch die Tür und war einen Augenblick später verschwunden.
    Margaret ging langsam wieder nach oben. Sie hielt sich am Treppengeländer fest, um nicht zu fallen, und blieb auf den Treppenabsätzen stehen, als sei sie außer Atem. Sie spürte ihre Hände und Füße kaum, und der vertraute Raum mit dem chinesischen Wandschirm und der Schale mit Blumen verschwamm ihr vor den Augen. Pest! Ein Wort mit einer so ungeheuren Bedeutung, dass es die ganze Welt veränderte. War es wirklich richtig, draußen zu bleiben, wie er gesagt hatte, oder sollte sie dort drin sein und wirklich arbeiten, vor allem Hester unterstützen, damit sie mit dem Entsetzen nicht alleine war?
    Nein. Für persönliche Schwächen war keine Zeit. Sie waren Truppen, die einem Feind gegenüberstanden, der keinen Unterschied kannte, der jedes menschliche Leben in Europa oder – was das anging – in der ganzen Welt auslöschen konnte. Die Bedürfnisse, das Verlangen und der Schmerz des Einzelnen spielten da keine Rolle. Sie musste draußen bleiben und Geld auftreiben, ihnen Vorräte bringen und daran mitwirken, dass sie nicht von jeglicher Hilfe abgeschnitten wurden. Sie sollte gleich anfangen. Es würde noch schwerer werden als früher, denn sie musste dabei ihre Zunge hüten. Sie konnte nicht einmal Rathbone die Wahrheit sagen, und dieses Schweigen würde sie große Überwindung kosten. Sie wusste jedoch, warum Sutton sie darum gebeten hatte.
    Sie straffte die Schultern und ging zurück in ihr Zimmer. Ihre Schwester hatte sie eingeladen, am Abend mit ihr zu einer Verlobungsfeier zu gehen. Das Motiv war das Gleiche wie immer: Alle dachten nur ans Heiraten. Wenn Rathbone sie nicht genug liebte, um ihr einen Heiratsantrag zu machen und auch ihre Hingabe an die Klinik zu akzeptieren, würde sie unverheiratet
bleiben und ihr Leben, so gut es ging, alleine in die Hand nehmen. Unmöglich, für einen sozialen Status oder finanzielle Sicherheit andere Freundschaften und die Freiheit des Geistes aufzugeben.
    Doch heute Abend würde sie zu Kreuze kriechen und in Bezug auf die Einladung ihre Meinung ändern. Sie ging rasch nach unten, um ihre Mutter zu bitten, den Diener eiligst mit einer Nachricht zu Marielle zu schicken, sie möge auf sie warten. Sie würde so schnell wie möglich passend gekleidet in die Kutsche steigen.
    Ihre Mutter war zu entzückt über ihren Sieg, um Margarets Sinneswandel zu hinterfragen, und tat ihr den Gefallen bereitwillig.
    Â 
    Margaret hatte sich geschmackvoller und modischer gekleidet als normalerweise, obwohl es eigentlich nicht ihrem Geschmack entsprach. Dieses Kleid in warmen Rosatönen und einer Spur Pflaumenblau hatte ihre Mutter ausgesucht, und es wirkte aufregender, als ihr lieb war, aber es würde Aufmerksamkeit auf sie ziehen, und das war genau das, was sie heute Abend brauchte. Sie bedankte sich so liebenswürdig wie möglich für Marielles ziemlich übertriebenes Kompliment und betrat das Fest mit hoch erhobenem Haupt und zusammengebissenen Zähnen.
    Die Gastgeberin, eine große Dame voller guter Absichten, hieß sie sogleich willkommen. Sie zeigte ein bezauberndes Lächeln und trug ein Kleid nach der allerneuesten Mode.
    Â»Wie entzückend, Sie bei uns zu haben, Miss Ballinger«, sagte sie, nachdem sie Marielle und deren Mann willkommen geheißen hatte. »Wir haben Sie viel zu lange nicht zu sehen bekommen.« Ihre weit aufgerissenen Augen und das neugierige Anheben der Stimme machten daraus eine Frage. Margarets langes Fernbleiben verlangte eine Erklärung.
    Â»Ja, viel zu lange«, meinte Margaret und zwang sich zu lächeln. »Ich fürchte, ich war zu sehr mit Wohltätigkeitsarbeit
beschäftigt, die mich so mit Beschlag belegt hat, dass ich gar nicht gemerkt habe, wie die Zeit vergeht.«
    Â»Oh, gute Taten sind ganz sicher äußerst bewundernswert«, sagte die Gastgeberin rasch. »Aber Sie dürfen uns nicht

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