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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Zischen der Kutschenräder im Regen. Jemand rief etwas. Es war alles real. Es gab keine Rettung, kein Entkommen.
    Â»Verstehen Sie?«, wiederholte Monk.
    Â»Ja«, antwortete Rathbone schließlich. Und tatsächlich begriff er allmählich. Niemand konnte helfen, niemand. Er runzelte die Stirn. »Und sie können wirklich nichts tun? Die Ärzte? Nicht mal heute?«
    Â»Nein.«
    Â»Was soll ich tun?« Er weigerte sich, es sich bildlich vorzustellen, denn das war mehr, als er ertragen konnte. Er musste sich beschäftigen. »Haben Sie gesagt, der Mann – der Dieb, meine ich – heißt Gould?«
    Â»Ja. Er ist in Wapping. Der zuständige Polizist heißt Durban. Er kennt die Wahrheit.«

    Rathbone war erschüttert. »Die Wahrheit? Sie meinen, er weiß, ob Gould Hodge umgebracht hat oder nicht?«
    Â»Nein! Er weiß, woran Ruth Clark gestorben ist!«, sagte Monk barsch. »Er weiß, dass wir die restliche Mannschaft von der ›Maude Idris‹ finden müssen. Wir haben zusammen nach den Männern gesucht und bislang noch keine Spur von ihnen entdeckt.«
    Â»Allmächtiger Gott! Sind sie etwa nicht mehr auf dem Schiff?«, rief Rathbone aus.
    Â»Nein. Drei wurden in Gravesend abgemustert. An Bord ist nur eine Restmannschaft zurückgeblieben, vier Leute einschließlich Hodge. Man ging davon aus, vier Leute würden ausreichen, um die Ladung zu bewachen, bis sie gelöscht werden kann«, antwortete Monk.
    Rathbone schluckte, das Herz schlug ihm bis zum Hals. »Sie können überall sein! Und …« Es kam ihm nicht über die Lippen.
    Â»Deswegen kann ich im Augenblick nicht nach der Wahrheit suchen, um Gould zu entlasten«, antwortete Monk und sah Rathbone unverwandt an.
    Rathbone fragte sich, was das Leben eines Mannes für eine Rolle spielte, wenn der ganze Kontinent vom Aussterben bedroht war, und zwar auf abscheulichere Weise, als man es sich selbst in den schlimmsten Albträumen ausmalen konnte. Dann wusste er, dass es auf seine Weise das bisschen Normalität war, an das er sich klammern musste. Es war die eine Sache, die vielleicht in ihrer Macht lag und in der sie sich an Vernunft und Hoffnung halten konnten. Als er sprach, war seine Stimme heiser, als täte ihm der Hals weh. »Ich tue, was ich kann. Ich werde ihn besuchen. Selbst wenn ich nicht herausfinde, wer Hodge umgebracht hat, kann ich doch vielleicht zumindest begründete Zweifel wecken. Aber kann ich denn sonst nichts tun? Irgendetwas …«
    Monk blinzelte. Seine Miene verriet nicht einmal den Hauch seiner sonst so häufig aufblitzenden Belustigung.
»Wenn Sie an irgendeinen Gott glauben, ich meine, wirklich glauben und nicht nur sonntags pflichtgemäß in die Kirche gehen, dann könnten Sie vielleicht beten. Abgesehen davon, wahrscheinlich nichts. Wenn Sie Ihre Freunde um Geld für die Portpool Lane bitten und Sie das noch nie vorher getan haben, werden sie vielleicht hellhörig, das können wir nicht riskieren.«
    Rathbone erstarrte. Margaret ging vielleicht zur Klinik. Er spürte, wie ihm das Blut aus den Adern wich. »Margaret …«, flüsterte er.
    Â»Sie weiß es«, sagte Monk leise. »Sie geht nicht rein.«
    Rathbone begriff allmählich das ganze Ausmaß des Entsetzlichen. Hester war in der Portpool Lane, eingesperrt und aller menschlichen Hilfe beraubt. Monk wusste es sogar in dem Augenblick, in dem er Rathbone wegen Margaret zu trösten versuchte, während er selbst nichts tun konnte, als den Rest der Mannschaft zu suchen. Rathbone konnte nur versuchen, einen Dieb davor zu retten, für einen Mord gehängt zu werden, den er womöglich nicht begangen hatte. Und Margaret konnte nichts tun, als sich abzumühen, einer blinden Gesellschaft, der man unmöglich die Wahrheit sagen konnte, genügend Geld abzuschwatzen, um für Lebensmittel und Wärme sorgen zu können, solange es noch Überlebende gab – all das, ohne jemandem die Wahrheit zu verraten, nicht einmal ihm.
    Â»Verstehe«, sagte er leise, von Dankbarkeit – und Scham – überwältigt. »Ich gebe ihr Geld, aber ich kann niemanden sonst bitten. Berichten Sie mir, wenn möglich, und wenn ich sonst noch etwas tun kann, sagen Sie es mir.« Er hielt abrupt inne, da er nicht wusste, ob er Monk Geld anbieten konnte, ohne ihn zu kränken. Und doch war es lächerlich, die Frage aus

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