Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
Vom Netzwerk:
Hester erfahren hat oder ob er die Klinik vorher schon kannte und das der Grund war, warum er mich beauftragt hatte. Unterbrechen Sie mich nicht! Er sagte, die Frau sei die abgelegte Geliebte eines Freundes, was stimmen mag oder auch nicht.« Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. »Vor drei Tagen kam am Abend ein Rattenfänger namens Sutton mit einer Nachricht von Hester zu mir nach Hause.« Nun sah er Rathbone an, und der Schmerz in seinen Augen war beängstigend. »Die Frau, Ruth Clark, war gestorben, und als Hester sie waschen und ankleiden wollte, entdeckte sie unter ihren Achselhöhlen und in der Leistengegend schwarze Schwellungen.«
    Rathbone hatte keine Ahnung, wovon er sprach. »Schwarze Schwellungen?«, fragte er.
    Â»Beulen«, antwortete Monk mit überschnappender Stimme. »Von da kommt auch das Wort ›Beulenpest‹.« Er schwieg.
    Die Stille war so dicht wie Nebel, während die Bedeutung dessen, was er gehört hatte, allmählich in Rathbones Bewusstsein drang und ihn mit unbeschreiblichem Entsetzen erfüllte.
    Monk starrte ihn an.
    Â»Beulenpest?«, flüsterte Rathbone. »Sie meinen … doch nicht …« Er konnte es nicht aussprechen.

    Monk nickte fast unmerklich.
    Â»Aber … aber das ist … mittelalterlich … es ist …« Rathbone unterbrach sich erneut, er konnte es einfach nicht glauben. Er bekam keine Luft, sein Herz hämmerte wie wild, und das Zimmer schwankte unter seinen Füßen und verschwamm ihm vor den Augen. Er versuchte, sich am Tisch festzuhalten, und kippte zur Seite und landete hart und unbeholfen auf einem Stuhl, wobei er sich sicher ein paar blaue Flecken zuzog. »Das können sie unmöglich … jetzt haben! Wir leben im Jahr achtzehnhundertdreiundsechzig! Was sollen wir tun? Wie behandelt man es? Wem sollen wir es sagen?«
    Â»Niemandem!«, sagte Monk heftig. Er saß zwischen Rathbone und der Tür und wirkte, als sei er entschlossen, ihn mit Gewalt daran zu hindern, den Raum zu verlassen, wenn das notwendig sein sollte. »Um Gottes willen, Rathbone: Hester ist da drin! Wenn das bekannt wird, stürmt der Mob das Haus und setzt es in Brand! Sie werden alle bei lebendigem Leibe verbrennen!«
    Â»Aber wir müssen es jemandem sagen!«, widersprach Rathbone. »Den Behörden. Ärzten. Wir können es nicht behandeln, wenn niemand davon erfährt!«
    Monk beugte sich vor und sagte mit zitternder Stimme: »Es gibt keine Behandlung! Entweder überlebt man, oder man überlebt nicht. Alles, was wir tun können, ist, Geld aufzubringen und Essen, Kohle und Medikamente für sie zu kaufen. Wir müssen die Krankheit um jeden Preis unter Kontrolle halten. Wenn uns das nicht gelingt, wenn auch nur ein Mensch, der sich angesteckt hat, nach draußen kommt, wird sie sich in ganz London, in England und dann in der ganzen Welt ausbreiten. Im Mittelalter, vor dem britisch-indischen Reich und der Entdeckung Amerikas, hat sie allein in Europa fünfundzwanzig Millionen Menschen getötet. Stellen Sie sich vor, was heute passieren würde! Verstehen Sie, warum wir es niemandem sagen dürfen?«
    Es war unmöglich, zu schrecklich, um es zu begreifen.

    Â»Niemandem!«, wiederholte Monk. »Männer mit Pitbullterriern patrouillieren Tag und Nacht, und jeder, der versucht, das Gebäude zu verlassen, wird in Stücke gerissen. Verstehen Sie jetzt, warum ich herausfinden muss, ob die Krankheit auf der ›Maude Idris‹ ins Land kam und ob Hodge an der Pest gestorben ist und man ihm den Schädel eingeschlagen hat, damit niemand auf die Idee kommt, nach einer anderen Todesursache zu forschen? Er wurde direkt beerdigt. Ich glaube nicht, dass Louvain über ihn oder Ruth Clark Bescheid wusste. Ich muss die Ansteckungsquelle finden. Ich kann nicht zulassen, dass Gould für etwas gehängt wird, was er nicht getan hat, aber ich darf um keinen Preis, nicht einmal um den seines Lebens, sagen, was ich weiß. Verstehen Sie?«
    Rathbone war es fast unmöglich, sich zu bewegen oder etwas zu sagen. Das Zimmer schien weit weg von ihm zu sein, als träumte er. Monks Gesicht war das Einzige, was sich nicht bewegte, gleichzeitig vertraut und furchtbar. Sekunden verstrichen, und er hoffte, jeden Augenblick verschwitzt und in die Laken verheddert aufzuwachen.
    Es geschah nicht. Er hörte Hufgeklapper auf der Straße draußen und das

Weitere Kostenlose Bücher