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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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war dahin, er sah eher aus wie jemand, der harte Zeiten durchmachte und womöglich mit Kriminellen in Berührung gekommen war. Seine Hose war formlos, seine Stiefel eher stabil als elegant zu nennen, seine Jacke die eines Arbeiters und eindeutig schmutzig und mit einem Riss am Ärmel.
    All das registrierte Rathbone jedoch nur mit einem raschen Blick. Was ihn wirklich erschreckte und seine Aufmerksamkeit fesselte, war Monks Gesicht. Die Haut unter den dunklen Bartstoppeln war kreidebleich, und die Augen lagen tief in ihren Höhlen, die Schatten darum sahen fast aus wie blaue Flecken.
    Monk schloss selbst die Tür hinter sich, da er den Sekretär bereits weggeschickt hatte. »Vielen Dank«, sagte er einfach.
    Rathbone war bestürzt. Margaret hätte ihm doch sicher gesagt, wenn Hester etwas zugestoßen wäre? Aber sie hatte am Abend zuvor nichts erwähnt.
    Â»Was ist los?«, fragte er ein wenig barsch.
    Monk atmete tief durch, aber er setzte sich nicht, als wäre ihm die kleinste körperliche Behaglichkeit unmöglich. »Ich habe einen Auftrag am Fluss angenommen«, sagte er rasch, als habe er sich bereits zurechtgelegt, was er sagen wollte. »Am einundzwanzigsten Oktober, um genau zu sein. Ich sollte Elfenbein wiederfinden, das von der ›Maude Idris‹ gestohlen wurde, während sie auf dem Fluss vor Anker lag und auf einen Liegeplatz zum Löschen wartete.«
    Rathbone war verdutzt, solche Aufträge übernahm Monk normalerweise nicht. Entweder hatte er jemandem einen Gefallen geschuldet, oder er hatte so unter finanziellem Druck gestanden, dass er hatte annehmen müssen.
    Â»Warum wurde nicht die Wasserpolizei gerufen?«, fragte er. »Die Männer sind gut und ziemlich ehrlich, solange man sich von den Zollleuten fern hält. Es gibt immer Lumpen, aber die sind dünn gesät.«
    Ein Schatten huschte über Monks Augen. »Als der Diebstahl entdeckt wurde, fand man auch die Leiche des Matrosen, der
in der Nacht Wache gehalten hatte, mit eingeschlagenem Schädel.«
    Â»Einen Augenblick«, unterbrach Rathbone ihn. Er spürte Monks Anspannung so mächtig wie etwas Lebendiges, aber nach Diebesgut zu suchen statt einen Mord zu melden und zu verfolgen, sah Monk so wenig ähnlich, dass er sicher sein wollte, auch alle Fakten mitbekommen zu haben. »Wollen Sie sagen, der Mann wurde von den Dieben umgebracht, oder nicht? Hat der Schiffseigner versucht, den Mord zu vertuschen? Um wen handelt es sich überhaupt?«
    Â»Ich berichte Ihnen die Fakten!«, fuhr Monk ihn an. »Hören Sie mir einfach zu!« Seine Stimme erstickte fast in Gefühlen. Befangenheit flackerte kurz auf und verschwand wieder. Er entschuldigte sich nicht mit Worten, aber der Blick war deutlich gewesen. »Clement Louvain. Er hat mir die Leiche gezeigt, der Mann hieß Hodge. Er hatte ein Loch im Hinterkopf. Ich habe den Balken im Laderaum gesehen, wo er gefunden wurde, und dort war nur sehr wenig Blut. Ich war mir nicht sicher, ob das vielleicht daran lag, dass er in Wahrheit an Deck umgebracht und dann nach unten geschafft worden war, aber auch an Deck fand ich kein Blut. Man sagte mir, er habe einen Wollhut getragen, der womöglich das meiste Blut aufgesaugt hat.« Monk atmete tief duch. »Hodge wurde anständig beerdigt. Aber der Leichenschauhauswärter hat einen Bericht über die Verletzungen verfasst, und er und der Schiffseigner gaben mir schriftlich ihr Wort, dass sie, sobald das Elfenbein gefunden wäre, dafür sorgen würden, dass Hodges Mörder verfolgt und vor Gericht gestellt wird. Louvain musste nur zuerst sein Geld bekommen, sonst hätte er alles verloren.«
    Das konnte Rathbone unmöglich glauben. »Warum …?«, fing er an.
    Monk unterbrach ihn. »Wenn sein Konkurrent den Klipper erwirbt, der zum Kauf kommt, ist er bei jeder Reise der Erste, der zu Hause ist. Wer zuerst da ist, bekommt den besseren Preis, der zweite bekommt, falls überhaupt, nur noch den Rest.«

    Â»Verstehe.« Allmählich begriff Rathbone die Zusammenhänge. »Und jetzt hat er die Angelegenheit wieder aufgenommen, und Sie möchten, dass ich sie gerichtlich verfolge?«
    Der Hauch eines Lächelns zuckte um Monks Lippen, aber so grimmig, dass es schlimmer war, als hätte er überhaupt nicht gelächelt. »Nein. Gould ist in Haft. Er hat mich zu dem Elfenbein geführt, und er gibt zu, dass er derjenige war, der an

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