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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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wusste, dass sie ebenso sehr zu sich selbst sprachen wie zu den Hunden.
    Sutton blickte auf.
    Â»Danke, Joe, Arnie. Das war weiß Gott nicht einfach, aber es
war richtig. Der Himmel steh uns bei, dass ihr das nicht noch mal tun müsst, aber wenn es sein muss, muss es sein.« Er wandte sich zu Hester um, die jetzt im dünnen Regen neben ihm stand. »Sie ist nicht tot, aber sie blutet schrecklich. Dennoch, ich nehme an, dass Sie so was schon mal gesehen haben, wo Sie doch beim Militär waren und so. Wir schaffen sie am besten rein und schauen, ob wir sie zusammengeflickt bekommen, das arme Huhn. Ich weiß nicht, wozu. Das hier wäre ein leichterer Tod, so wahr uns Gott helfe.«
    Claudine stand jetzt ebenfalls draußen. Sie schnappte nach Luft und versuchte, die in ihr aufsteigende Hysterie zu unterdrücken.
    Â»Sie Mörder!«, sagte sie mit erstickter Stimme und starrte Sutton gelähmt vor Entsetzen an.
    Â»Nein, das ist er nicht!«, widersprach Hester, deren Stimme vibrierte vor unterdrückter Angst.
    Â»Er hat die Hunde auf sie gehetzt!«, sagte Claudine kalt. »Sie haben es gesehen! Gott! Sehen Sie sie an! Die haben ihr die Kehle durchgebissen.«
    Â»Nein, haben sie nicht.« Hester ließ sich auf die Knie nieder, um sich das zerfleischte, scharlachrote Durcheinander anzusehen, und betete, dass es stimmte, was sie sagte.
    Claudine begann zu keuchen, die Luft brannte in ihrer Brust.
    Sutton legte ihr den Arm um die Schulter und klopfte ihr mit der anderen Hand fest auf den Rücken.
    Sie wandte sich ihm wütend zu. »Und gleich lassen Sie mich auch umbringen, was?«, schrie sie ihn an und hob beide Fäuste, als wollte sie ihn ins Gesicht schlagen.
    Â»Könnte passieren«, sagte er grimmig. »Wirklich … aber noch nicht. Ich hab auch ohne Sie genug zu beerdigen, und Sie werden jeden Tag nützlicher, trotz allem. Und jetzt gehen Sie, und helfen Sie Miss Hester mit dem armen kleinen Huhn. Halten Sie das Wasser oder die Nadel oder irgendwas. Stehen Sie nicht mit offenem Mund in der Gegend rum. Um die Zeit in der Nacht gibt’s keine Fliegen zu fangen.«

    Claudine merkte, dass sie wieder normal atmete. Sie war außer sich vor Wut. »Sie …«, setzte sie an.
    Aber Sutton hörte ihr nicht zu. »Halten Sie den Mund und machen Sie sich nützlich, Sie Bohnenstange!«, sagte er barsch zu ihr. »Bevor sie hier im Hof verblutet und Sie den ganzen Vormittag damit beschäftigt sind, mit Besen und Essig die Sauerei wegzumachen.«
    Völlig überrascht gehorchte Claudine. Zusammen gelang es ihnen, Martha hineinzutragen und sie auf den Küchentisch zu legen. Im Licht sah sie noch schlimmer aus.
    Â»Können Sie die Wunden nähen?«, flüsterte Sutton.
    Hester betrachtete die blutdurchtränkten Kleider und das zerrissene Fleisch. Martha blutete immer noch heftig, aber es war kein strahlendrotes Arterienblut, und das Herz schlug immer noch, was hieß, dass sie noch am Leben war.
    Â»Ich kann es versuchen«, antwortete sie. »Aber ich muss mich beeilen. Claudine, Sie müssen mir helfen. Bessie hat wohl die Nase gebrochen, darum wird sich Mercy kümmern müssen. Wir haben jedenfalls keine Zeit. Holen Sie mir aus der obersten Schublade im Schrank drüben beim Ausguss Nadel und Faden.« Noch während sie das sagte, riss sie den anderen Ärmel von Marthas Nachthemd ab, rollte ihn zu einem Polster zusammen und drückte ihn auf die größte Wunde. »Sutton, holen Sie die Brandyflasche und schenken Sie welchen in eine Schale, dann holen Sie mehr Handtücher. Schnell.«
    Sie waren aschfahl im Gesicht, und ihre Hände zitterten, aber sie taten genau das, was ihnen aufgetragen war. Mercy kam, während sie noch beschäftigt waren, herein und sagte leise, Bessies Nase sei gebrochen, es sei ihr aber gelungen, die Blutung zu stoppen. Bessie ginge es gut und Squeaky ebenfalls. Er hatte blaue Flecken, aber nichts gebrochen. Flo tat, was sie konnte, für die übrigen kranken Frauen. Hatte Hester noch einen Auftrag für sie?
    Â»Bringen Sie den Männern draußen im Hof eine Kanne Tee«, antwortete Hester. »Und danken Sie ihnen. Sagen Sie ihnen,
wir seien ihnen wirklich sehr dankbar.« Sie wandte den Blick nicht von ihrer Arbeit ab. »Drücken Sie mit dem Finger hier drauf«, wies sie Claudine an und zeigte auf eine offene Vene, aus der Blut strömte. »Festhalten. Ich

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