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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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willen, Miss Hester.«
    Flo blieb mit einem Ruck stehen, als Hester sich anschickte, die Treppe hinunterzulaufen. Martha war bereits halb unten und Squeaky Robinson auf dem Weg nach oben, er zog sich mit beiden Händen links und rechts am Geländer hoch.
    Â»Halten Sie sie fest!«, rief Hester. »Martha! Stopp! Sie können hier nicht raus!«
    Aber Martha hörte nicht mehr auf irgendjemanden oder irgendetwas. Sie rempelte Squeaky an und stieß ihn rückwärts die Treppe hinunter, sodass seine Beine in die Höhe ragten. Sie versuchte, an ihm vorbeizukommen, und stolperte, schlug kopfüber hin, landete schwer auf ihm und hätte ihn dabei fast erstickt. Erst schrie er wütend auf, dann heulte er vor Schmerz.
    Hester hielt sich am Treppengeländer fest und eilte, so schnell sie konnte, hinunter, ohne zu riskieren, sich die Beine zu brechen.

    Martha versuchte noch, auf die Füße zu kommen, als Hester sie erreichte. Squeaky hielt sich das rechte Bein und fluchte lauthals.
    Â»Sie können nicht raus, Martha!«, sagte Hester laut und sehr deutlich. »Und das wissen Sie auch! Sie werden die Pest in ganz London verbreiten! Kommen Sie wieder herauf, damit wir uns um Sie kümmern können. Jetzt kommen Sie schon!«
    Squeaky fluchte noch immer.
    Â»Ruhe!«, herrschte Hester ihn an. »Stehen Sie auf und halten Sie Martha fest!«
    Squeaky versuchte, ihrem Befehl nachzukommen, und packte Marthas Nachthemd, um sich daran hochzuziehen. Sie schlug um sich und streckte ihn rückwärts zu Boden. Er landete dumpf an der Wand. Ob sie glaubte, er wollte sie belästigen, oder sich einfach nur nicht an der Flucht hindern lassen wollte, war unerheblich.
    Squeaky blieb liegen, wo er lag.
    Martha stolperte davon, sie wurde immer schneller, und Hester eilte hinter ihr her. Martha kannte den Weg und lief in Richtung Küche und Hintertür. Hester rief ihr hinterher, Verzweiflung machte ihre Stimme hoch und schrill. Sie war sich nicht einmal sicher, ob sie versuchte, Martha aufzuhalten oder Sutton zu warnen und um Hilfe zu rufen. Brächte sie es wirklich fertig, ihnen zu sagen, sie sollten die Hunde auf sie hetzen? Selbst wenn Martha die Pest hatte, konnte sie verantworten, dass jemand einen solch schrecklichen Tod starb?
    Martha erreichte die Küche. Claudine saß dösend auf einem Stuhl. Sie wachte erschreckt auf, als Martha fast in sie hineinlief. Sie sprang auf, denn sie begriff sofort, was Martha vorhatte. Martha wurde von ihrem Gewicht vorwärts gerissen, und sie stürzten zusammen gegen den Küchentisch. Claudine ging zuerst zu Boden, Martha landete auf ihr.
    Hohes, ohrenbetäubend lautes Gebell setzte ein. Snoot schoss aus der Tür der Waschküche, als diese aufflog und Sutton erschien.

    Â»Was, zum Teufel, ist denn …«, fing er an.
    Martha sprang als Erste wieder auf die Füße. »Lassen Sie mich gehen!«, kreischte sie. »Ich muss hier raus! Lassen Sie mich …« Und wieder stürzte sie in Richtung Hintertür.
    Hester wollte rufen, aber sie bekam keine Luft.
    Â»Nicht!«, rief Sutton. »Nicht!«
    Aber Martha war nicht mehr aufzuhalten, ihrer Meinung nach musste sie entfliehen oder sterben. Hier in diesem Haus war die Pest, draußen in der Nacht lagen Freiheit und Leben. Sie lief barfuß in den Hof.
    Hester fiel auf Hände und Knie.
    Sutton knirschte mit den Zähnen und schloss eine Sekunde die Augen, dann öffnete er sie wieder. »Packt sie!«, rief er.
    Martha stolperte über den gepflasterten Hof. Aus dem Schatten schossen aus verschiedenen Richtungen zwei Pitbullterrier auf sie zu. Sie sprangen genau in dem Augenblick, in dem sie aufschrie, und warfen sie hart und schwer zu Boden. Instinkt und Training folgend, gingen sie ihr sofort an die Kehle.
    Hester schrie: »Nicht! Nicht! O Gott, nicht!«, und taumelte auf die Füße.
    Claudine stand da, eine Hand auf den Mund gepresst, die andere auf den Magen gedrückt.
    Sutton stolperte zur Tür hinaus ins Dunkle. Die Männer riefen ihre Hunde zurück. Martha lag reglos da, ihr weißes Nachthemd war mit karmesinroten Flecken besudelt, die rasch größer wurden.
    Sutton trat zu ihr und beugte sich über sie. Er berührte sie sanft und tastete nach dem Puls. Die beiden Hundebesitzer standen daneben, sie tätschelten ihre Tiere und versicherten ihnen, dass sie nichts Falsches getan hatten, aber ihre Stimmen zitterten, und Hester

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