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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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ihrem Mund gekommen waren.
    Â»Ich hole mir noch einen Stuhl und setze mich zu Ihnen«, meinte Claudine. »Dann kann ich Sie mit einem Wort wecken, wenn Martha Sie braucht, ich muss sie nicht mal allein lassen.«
    Hester nahm das Angebot an, und noch bevor Claudine sich gesetzt hatte, war sie schon eingeschlafen.
    Als Claudine sie eine Stunde später weckte, um ihr zu sagen, dass Martha sehr ruhelos war und große Schmerzen zu haben schien, wachte sie mit einem Keuchen auf. Eine der Wunden blutete wieder.
    Sie arbeiteten überraschend gut zusammen und taten, was in ihrer Macht stand, um Martha zu helfen, doch das war nicht viel. Hester war dankbar, dass sie nicht allein war, und das sagte sie Claudine auch, als sie sich wieder niederließen, um ihre Wache fortzusetzen.
    Claudine war verlegen. Sie war es nicht gewöhnt, Dankbarkeit zu erhalten, und jetzt gleich zweimal in einer Nacht! Sie wusste nicht, wie sie reagieren sollte, und wandte den Blick ab.
    Hester überlegte, wie ihre Ehe wohl aussah, dass sie offensichtlich in so bitterer Einsamkeit lebte, ohne ein gutes Wort, ohne Lachen oder Gemeinsamkeiten. Gab es viel Streit oder herrschte Schweigen? Zwei Menschen in einem Haus, die einen Namen trugen und eine juristische Einheit bildeten und deren Herzen sich doch niemals berührten? Wie konnte sie die Hand nach Claudine ausstrecken, ohne es noch schlimmer zu
machen, oder irgendetwas fragen, ohne ihre Nase in ihre Angelegenheiten zu stecken und womöglich eine Verletzung zu Tage zu fördern, die vielleicht nur zu ertragen war, weil niemand sonst sie sah? Sie erinnerte sich an Ruth Clarks gefühllose Worte und den Spott und die Verachtung, die in ihnen gelegen hatten, als hätte sie tatsächlich etwas über Claudine gewusst und nicht nur Vermutungen angestellt. Vielleicht stimmte das sogar, und vielleicht war es so bitter und verletzend gewesen, dass Claudine die Chance ergriffen hatte, Ruth umzubringen und sich zu schützen. Aber Hester weigerte sich, den Gedanken zuzulassen. Eines Tages musste sie das wahrscheinlich, aber nicht jetzt.
    Â»Soll ich Sutton bitten, noch eine Nachricht zu Ihnen nach Hause zu schicken?«, fragte sie. »Sie könnten sie wissen lassen, dass es Ihnen gut geht, dass wir aber so viele Kranke haben, dass wir nicht ohne Sie auskommen. Das entspräche mehr oder weniger der Wahrheit oder wäre jedenfalls keine Lüge.«
    Â»Das spielt keine Rolle«, antwortete Claudine, den Blick auf Martha gerichtet. »Ich habe sie das bereits in meiner ersten Nachricht wissen lassen.« Sie schwieg einen Augenblick. »Mein Mann wird verärgert sein, denn es stört seine Routine, außerdem wurde er nicht gefragt«, fuhr sie fort. »Es gibt vielleicht gesellschaftliche Anlässe, bei denen er mich gerne dabei gehabt hätte, aber ansonsten spielt es keine Rolle.« Ihre Stimme stockte einen Augenblick. »Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, ich würde mich rechtfertigen. Zum ersten Mal im Leben tue ich etwas, was wichtig ist, und ich habe nicht die Absicht, damit wieder aufzuhören.«
    Sie hatte wenig gesagt und doch alles erklärt. Hester hörte eine Leere hinter den Worten, die Leere eines ganzen verletzten und schmerzenden Lebens. Darauf gab es jedoch keine Antwort, nichts, um es zu ändern oder besser zu machen. Die einzig anständige Antwort war Schweigen.
    Hester trieb wieder in den Schlaf, und Claudine weckte sie kurz vor vier. Martha glitt in eine tiefere Bewusstlosigkeit.
Claudine starrte Hester an, die Frage, deren Antwort sie bereits kannte, in den Augen. Martha lag im Sterben.
    Â»Ist es die Pest, oder sind es die Verletzungen?«, fragte Claudine flüsternd.
    Â»Ich weiß es nicht«, sagte Hester ehrlich. »Aber wenn es die Verletzungen durch die Hundebisse sind, dann ist es vielleicht nicht schlimm. Ich …«
    Â»Ich weiß«, unterbrach Claudine sie. »Das müssen wir nicht näher erörtern.«
    Martha rang nach Luft. Alle paar Augenblicke hörte sie auf zu atmen, dann keuchte sie wieder. Hester und Claudine schauten einander an, dann Martha. Schließlich machte diese den letzten Atemzug und lag dann still da.
    Claudine fröstelte. »Arme Seele«, sagte sie leise. »Ich hoffe, sie findet jetzt eine Art Frieden. Sollen … ich meine … müssen wir« – sie blinzelte rasch – »etwas sagen?«
    Â»Ja, das sollten wir«,

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