Schwarze Themse
Clark umbringen und irgendwo beerdigen müssen. Wenn sie wirklich seine Geliebte war, überrascht es mich nicht, dass er das nicht über sich brachte.« Seine Stimme wurde leiser. »Vielleicht war er sich auch nicht sicher, ob es wirklich die Pest war oder ob er es nur befürchtete. Sie hätte auch einfach nur Lungenentzündung haben können.«
»Sie war nicht seine Geliebte«, antwortete Monk. »Sie war seine Schwester, in Wirklichkeit hieà sie Charity Bradshaw. Sie und ihr Mann kamen aus Afrika zurück. Er starb auf See.«
Durban machte groÃe Augen. »Dann bin ich nicht überrascht, dass Louvain wollte, dass sich jemand richtig um sie kümmert, aber er hätte Mrs. Monk sagen müssen, was er befürchtete. Allerdings weià ich nicht, ob sie ihm geglaubt hätte.«
»Sie glauben, Clement Louvain, der harte Mann vom Fluss, hätte seine Schwester nicht umbringen können, selbst wenn sie die Pest im Leibe trug?«, fragte Monk, seine Stimme scharf wegen der grausamen Ironie des Gedankens, der ihm jetzt durch den Kopf ging.
Durban blinzelte, seine Augen waren vor Erschöpfung ganz rot. »Könnten Sie das?«, fragte er. »Müssten Sie nicht alles versuchen, um sie zu retten?«
Monk fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Trotz aller Freude über Hesters Heimkehr, war auch er körperlich ausgelaugt. »Ich weià nicht, wenn sie die Krankheit weiterverbreiten würde. Aber Mercy Louvain ging in die Klinik, um dort zu helfen, als Freiwillige.«
»Um ihre Schwester zu pflegen?« Durbans Miene war freundlich, seine Augen leuchteten. »Was für eine Hingabe.«
»Sie ging dort hin, um sie zu pflegen«, antwortete Monk. »Und dann hat sie sie lieber umgebracht, als zuzulassen, dass sie das Haus verlässt und die Pest überall verbreitet.«
Durban starrte ihn entsetzt an. Er wollte etwas sagen, schwieg dann jedoch. Er konnte es einfach nicht glauben. »O Gott!«, sagte er schlieÃlich. »Ich wünschte, das hätten Sie mir nicht gesagt!«
»Sie können nichts tun«, sagte Monk und hob den Blick. »Wenn, hätte ich es Ihnen nicht erzählt. Sie ist ebenfalls tot.«
»Pest?« Es war nur ein Flüstern, mit solch heftigem, schmerzlichem Mitleid ausgesprochen, dass es tief irgendwo aus seinem Innern entrissen schien.
Monk nickte. »Sie haben sie ordentlich beerdigt.«
Durban wandte Monk wieder den Rücken zu und starrte aus dem kleinen Fenster. Das kalte Licht betonte die grauen Strähnen in seinem Haar.
Die Zeit war gekommen, da Monk ihm seine Vermutungen mitteilen musste, egal, wie absurd sie schienen, selbst wenn Durban ihn für verrückt halten würde.
»Ich habe vorhin Mrs. Hodge aufgesucht.«
Durban war überrascht. »Wozu? Haben Sie geglaubt, sie wüsste etwas über die Mannschaft?« Er lächelte leicht, es war nur eine winzige Bewegung der Lippen. »Haben Sie geglaubt, daran hätte ich nicht gedacht?«
Monk war einen Augenblick peinlich berührt, aber der Gedanke in ihm hatte Vorrang vor allem anderen. »Es tut mir Leid. Haben Sie die Kupferpfannen in der Küche gesehen?«
»Ich war nicht selbst dort, Orme hat das übernommen.« Durban runzelte die Stirn. »Was ist damit? Was spielen die für eine Rolle? Ich habe im Augenblick keine Leute, um Kleindiebstähle zu verfolgen.« Wieder verzogen sich die Lippen zu einem leichten Lächeln, das gleich wieder verschwand.
»Sie wurden, soweit ich weiÃ, nicht gestohlen«, antwortete Monk. »Sie hat bemerkt, dass ich sie mir angeschaut habe, und berichtet, sie habe sie von ihrem Bruder bekommen.«
»Ich bin zu müde, um Spielchen zu spielen, Monk«, sagte Durban erschöpft. Sein Gesicht war grau, und er sah aus, als könnte er jeden Augenblick zusammenbrechen.
»Tut mir Leid«, sagte Monk schnell und meinte es auch so. Er mochte Durban, als würde er ihn seit Jahren kennen, es war eine instinktive Zuneigung, anders, als etwa zu Oliver Rathbone. »Sie hat mir erzählt, sie habe nur einen Bruder und er habe sie ihr im August geschenkt. Sie sagte, das könne sie beweisen.«
Durban blinzelte und zog die Stirn in Falten. »Das kann nicht sein! Im August war er vor der Küste Afrikas unterwegs. Soll das heiÃen, die âºMaude Idrisâ¹ war damals hier? Oder war Newbolt nicht an Bord?«
»Weder, noch«, sagte Monk ruhig.
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