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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Hester und ließ sie los, um einen Schritt zurückzutreten. »Möchten Sie eine Tasse Tee?«
    Callandra sah überrascht aus. »Oh, nein, vielen Dank, meine Liebe.« Sie stand immer noch mitten im Zimmer, als könnte sie es nicht über sich bringen, sich hinzusetzen, und strahlte über das ganze Gesicht. »Wie geht es Ihnen beiden?«
    Hester erwog, eine höfliche Lüge vorzubringen, aber dafür kannten Callandra und sie sich zu lange und zu gut. Der Altersunterschied von einer Generation berührte ihre Freundschaft nicht im Geringsten. Hester und nicht jemand ihres Alters oder ihrer sozialen Klasse war Zeugin ihrer herzzerreißenden Liebe zu Kristian Beck geworden und hatte sie verstanden. An Hester und Monk hatte Callandra sich auch gewandt, als Kristian des Mordes angeklagt worden war, nicht nur wegen Monks Fähigkeiten, sondern weil sie Freunde waren, die sich nicht über ihre Loyalität lustig machen oder sich in ihren Kummer einmischen würden.
    Hester konnte ihr nichts vormachen. »In der Klinik kämpfen wir ziemlich darum, über die Runden zu kommen«, antwortete sie. »Opfer unseres Erfolges, nehme ich an.« Wie tief ihre Freundschaft auch war, sie würde ihr nicht sagen, dass Monk
in letzter Zeit nur wenige Fälle gehabt hatte. Er konnte das tun, wenn er wollte, hätte sie es getan, wäre es Verrat gewesen.
    Callandra griff das Thema sofort auf.
    Â»Geld aufzutreiben ist immer schwierig«, meinte sie zustimmend. »Besonders wenn es nicht um eine Wohltätigkeit geht, mit der die Leute sich gerne brüsten. Es ist das eine, allen am Esstisch zu erzählen, dass man gerade den Ärzten oder Missionaren irgendwo im Empire etwas gespendet hat. Aber zu äußern, man versuche, die örtlichen Prostituierten zu retten, kann manches Tischgespräch vollständig verstummen lassen.«
    Hester musste lachen, und selbst Monk schmunzelte.
    Â»Haben Sie noch die hervorragende Margaret Ballinger an Ihrer Seite?«, fragte Callandra hoffnungsvoll.
    Â»O ja«, sagte Hester begeistert.
    Â»Gut.« Callandra hob die Hand, als müsste sich darin ein Schirm befinden, und erinnerte sich dann daran, dass sie ihn irgendwo vergessen hatte. »Ich kann ihr ein paar vertrauenswürdige Namen nennen, wo Spenden aufzutreiben sind. Aber nicht Sie sollten darum bitten.« Ein Lächeln voll tiefer Zuneigung ließ ihre Züge weich werden. »Ich kenne Sie zu gut, um mir vorzumachen, Sie wären taktvoll. Eine abschlägige Antwort, und Sie würden ihnen dermaßen die Meinung sagen, dass zukünftig jeglicher Versuch zwecklos wäre.«
    Â»Vielen Dank«, sagte Hester mit gespielter Höflichkeit, aber etwas an Callandras Worten störte sie. Warum bot Callandra nicht selbst ihre Hilfe an? Früher hatte sie nicht gezögert, und sicher sah sie Hester an, dass sie bereits mehr zu tun hatte, als sie schaffen konnte.
    Callandra stand immer noch mitten im Raum, als sei sie zu aufgeregt, um sich hinzusetzen. Jetzt suchte sie in ihrem Ridikül nach etwas, aber da es ungewöhnlich groß war und offensichtlich voll gestopft bis oben hin und in großer Unordnung, hatte sie Probleme. Sie gab auf. »Haben Sie ein Blatt Papier, William? Vielleicht könnten Sie die Namen für mich aufschreiben?«

    Â»Natürlich«, sagte er, warf aber einen raschen Blick auf Hester, bevor er hinausging, um Callandras Bitte nachzukommen.
    Hester hätte Callandra beinahe gefragt, was sie unangemeldet zu ihnen geführt hatte und offensichtlich so bedeutsam für sie war, dass sie ihre übliche Sorgfalt vollkommen hatte fahren lassen. Aber das wäre aufdringlich gewesen. Sie war eine gute Freundin, aber das gab Hester nicht das Recht, in ihre Privatsphäre einzudringen.
    Monk brachte Feder, Papier und Tintenfass und stellte es auf den Tisch. Callandra setzte sich und schrieb die Namen und Adressen selbst auf, und nach kurzem Überlegen fügte sie schwungvoll die Summen hinzu, welche sie ihrer Meinung nach ohne Probleme spenden konnten. Sie hielt das Blatt in die Höhe und wedelte es durch die Luft, damit die Tinte trocknete, denn Monk hatte kein Löschpapier mitgebracht. Dann reichte sie es Hester. »Verlieren Sie es nicht«, gebot sie ihr. »Ich kann es womöglich nicht noch einmal aufschreiben.«
    Monk stutzte.
    Hester blickte langsam zu ihm auf, sie wagte kaum zu atmen.
    Callandras Augen strahlten. Freude

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