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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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um nachzusehen, was sie noch dahatten.
    Hester folgte Bessie. Das Mädchen stand zitternd im Wartezimmer, war aber zu schlecht dran, um noch Angst zu empfinden. Sie sah so aus, wie Bessie sie beschrieben hatte. Hester schätzte sie auf sechzehn.

    Hester stellte ihr die üblichen Fragen und untersuchte sie, während sie antwortete. Sie hatte leichtes Fieber und eine schwere Stauung in der Lunge, aber ihr Hauptproblem waren Erschöpfung und Hunger und jetzt auch noch die Kälte. Ihr dünnes Kleid und ihre Jacke schützten nicht gegen den Oktoberregen, ganz zu schweigen von dem eisigen Nebel, der bald fast jede Nacht vom Fluss aufsteigen würde. Hätten sie doch nur das Geld, ihr ein heißes Bad einlaufen zu lassen und anständige Kleider zu geben! Aber das Wenige, was da war, würde nicht mehr lange reichen. Hester wünschte sich innig, Margaret möge Rathbone heiraten, aber wenn sie das tat, würde sie womöglich nicht mehr hier arbeiten können. Bestenfalls würde sie nicht mehr so viel Zeit haben. Als Lady Rathbone konnte sie kaum so viele Stunden hier verbringen wie jetzt. Sie hätte gesellschaftliche Verpflichtungen und natürlich Vergnügungen, die sie zweifellos verdient hatte. Rathbone hatte mehr als ausreichende finanzielle Mittel, um ihr die Stellung und den Komfort zu bieten, die sie sich wünschen konnte. Anders als Monk, der sowohl Not als auch Arbeit nur zu genau kannte.
    Und warum sollten sie keine Kinder bekommen? Das würde ihrer Verbindung mit der Klinik ein für alle Mal ein Ende setzen.
    Aber dagegen konnte Hester nichts tun, und das hätte sie auch nicht gewollt, selbst wenn es möglich gewesen wäre.
    Sie bat Bessie, den Kessel wieder aufzusetzen und mit den Wärmflaschen ein Bett für das Mädchen zu erwärmen. Sie konnte zumindest hier bleiben und schlafen, bis das Bett für einen schwereren Fall gebraucht wurde. Ein wenig heißes Wasser mit Honig würde ihrer Brust gut tun und ein paar Scheiben Brot ihrem Bauch. Mit leerem Magen schläft es sich nicht gut.
    Â»Wir haben nicht mehr viel Honig«, sagte Bessie warnend, auch wenn sie schon auf dem Weg war, Hesters Anweisung auszuführen. Dieser jungen Frau hier konnte sie wenigstens noch helfen.

    Um die Zeit, als Hester am späten Nachmittag das Haus verließ, um nach Hause zu gehen, hatte der Straßenhändler Toddy wie gewöhnlich hereingeschaut, um ihr Äpfel zu geben, die er nicht verkaufen konnte, und das schwerere Gemüse, bei dem es sich nicht lohnte, dass er es den ganzen Weg wieder nach Hause schleppte. Er hatte sie wegen seines Hustens, seiner entzündeten Fußballen und einer Pustel an der Hand um Rat gefragt. Sie hatte sich alles angeschaut und ihm versichert, es sei nichts Ernstes. Sie empfahl Honig für seinen Hals, und er ging glücklich davon. Effie, wie sich die neue Patientin nannte, schlief immer noch tief und fest, aber ihr Atem rasselte nicht mehr so laut, und ihr weißes Gesicht sprach von tiefem Frieden. Den anderen Frauen ging es einigermaßen gut, und Margaret war in ihrer Entschlossenheit bestärkt worden, bei gesellschaftlichen Ereignissen ihre Zunge zu hüten, so schwer es ihr auch fiel und so sehr sie sich auch empörte. Squeaky murrte immer noch über die Verantwortung, die Bücher abzuschließen, aber wenn es einen Mann in London gab, der das konnte, dann war er es.
    Â 
    Hester war froh, nach Hause zu kommen, obwohl sie wusste, dass Monk womöglich nicht da war. Wenigstens hatte er einen Fall, statt voller Hoffnung nach einem Auftrag Ausschau zu halten und keinen zu bekommen. Als sie den Rost sauber machte, um ein kleines Feuer zu entfachen, wobei sie aus Gewohnheit sorgfältig darauf achtete, nicht mehr Kohlen zu verbrauchen als notwendig, dachte sie trotz ihrer plötzlich besser gewordenen Lage darüber nach, welche Probleme Monk ein so wenig vertrautes Gebiet bereitete.
    Sie entzündete das Feuer und sah zu, wie die kleinen Flammen sich auf dem Anmachholz ausbreiteten und dann die kleineren Kohlestückchen erfassten. Es bestand die Gefahr, dass er scheiterte. Er kannte nicht die besondere Art der auf dem Fluss verübten Verbrechen, was bedeuten konnte, dass es Dinge gab, die er nicht sah oder zwar sah, aber nicht verstand.
Größere Gefahr drohte durch Gewalt und die Tatsache, dass er dort mehr auf sich gestellt war als in der Stadt. Das Wenige, was er ihr erzählt hatte, wies

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